Sie sind vor allem eins: kräftig auf Wachstumskurs und glänzend im Geschäft. Das Wedeler Pharmaunternehmen Medac erobert den neuen Markt in den USA, wo erstmals ein Medikament die Zulassung erhielt.

Wedel. Bei Medac ticken die Uhren etwas anders. Müssen sie auch. Denn von der Idee für einen besseren Wirkstoff über die Entwicklung und Erprobung bis zur Genehmigung für ein vielleicht sogar ganz neues Medikament vergehen oft Jahrzehnte. Kein Wunder also, dass die Zeitdimensionen, in denen die meisten Medac-Mitarbeiter denken, größer sind.

Überhaupt ist man bei Medac etwas anders. Mehr Umsatz, mehr Mitarbeiter, neue Märkte: Das Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in Wedel ist wirklich glänzend im Geschäft. Trotzdem mag Medac-Geschäftsführer Heiner Will nicht laut auf den Putz hauen. „Wir haben tiefe hanseatische Wurzeln“, sagt Will über das mittelständische Unternehmen in hundertprozentigem Privatbesitz, dessen vollständiger Name medac Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH lautet. Dabei hätte Will allen Grund, mit den Erfolgen der vergangenen Jahre anzugeben.

Seit 2006 ist die Zahl der Mitarbeiter von 430 auf derzeit etwa 1008 angewachsen. Tendenz steigend. Hinzu kommen die unabhängigen Tochtergesellschaften, die seit der Gründung der Firma im Jahre 1970 in Italien, Frankreich und vor kurzem auch in den USA aufgebaut wurden. Das Wachstum drückt sich auch im Platzbedarf aus. Allein in Wedel hat das Unternehmen, das vor allem Wirkstoffe zur Krebsbehandlung und gegen rheumatische Arthritis vertreibt, an vier Standorten zugemietet. Darunter sind auch ehemalige Räumlichkeiten des schrumpfenden Pharmariesen AstraZeneca sowie die vom Unternehmen ALK-Abelló Arzneimittel GmbH geräumten Flächen an der Wedeler Feldstraße.

In dem sechsstöckigen Gewerbekomplex gehören mittlerweile fünf Stockwerke Medac, 165 Mitarbeiter arbeiten dort bereits. Der größte Teil der Mitarbeiter, 420 Angestellte, ist am Hauptsitz an der Theaterstraße untergebracht. Weitere 93 Mitarbeiter sind im Bürogebäude im Rosengarten 25 zu finden.

So schnell, wie die Zahl der Mitarbeiter in die Höhe schießt, wächst auch der Umsatz. Medac verfügt über ein Portfolio von 50 Wirkstoffen und liefert in etwa 80 Länder die Produkte aus. Das international tätige Pharmaunternehmen schloss das vergangene Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 356 Millionen Euro ab. Im Vergleich dazu waren es im Vorjahr 336 Millionen Euro. Um der wachsenden Nachfrage und den damit einhergehenden Mengen gerecht zu werden, investierte das Unternehmen 2011 in ein neues Logistikzentrum in Tornesch. Obwohl beim Bau des 13.200 Quadratmeter großen Komplexes im Gewerbegebiet Oha an der Autobahn 23 typischerweise langfristig gedacht wurde, überraschte der Wachstumsschub die Planer. Bereits zwei Jahre später musste erweitert werden. 13,5 Millionen Euro investierte das Wedeler Unternehmen in das neue vollautomatische Palettenlager und weitere Büroräume. 119 Mitarbeiter sind heute am Standort in Tornesch für Medac tätig.

Klar ist: Das Wachstum hält an. Deshalb gibt es Überlegungen für einen weiteren Neubau, dessen Planung im kommenden Jahr langsam in Angriff genommen werden soll. Ob Wedels neuer Businesspark dafür eine Option ist? Will äußert sich zu den Standortüberlegung nur soweit: „Wir werden uns weiterentwickeln und an den vorhandenen Standorten in Wedel und Tornesch wachsen.“ Wichtiger als ein Neubau ist aus Sicht des Geschäftsführers derzeit die Entwicklung auf dem US-amerikanischen Markt. Den will Medac jetzt erobern. Jahrelang hatte das Unternehmen den Schritt vorbeireitet. Mitte dieses Jahres erhielt das Wedeler Pharmaunternehmen dann die nötige Zulassung und kann seitdem den Methotrexat-Fertigpen, ein Mittel gegen Rheuma und Schuppenflechten, in den USA vertreiben. Dafür wurde eine Tochtergesellschaft gegründet, die perspektivisch auf 100 Mitarbeiter anwachsen soll. In Deutschland hat sich laut Will der Fertigpen, eine Art Stift, der den Patienten die Dosierung erleichtert, ohne dass sie sich Stichverletzungen zuziehen können wie bei Spritzen möglich, schnell durchgesetzt. Ähnliches erhofft er sich in den USA, wo diese Behandlungsmethode noch relativ unbekannt ist.

Die Form des Fertigpens erleichtere speziell Patienten mit eingeschränkter Funktionsfähigkeit der Hände die Selbstbehandlung, mache sie leichter und angenehmer. „Wir entwickeln stetig die Medikamente weiter, machen zum Beispiel die Anwendung einfacher“, erklärt Will, der sich dann zum Geheimnis des Medac-Erfolgs entlocken lässt: „Wir machen viele kleine Schritte“, so Will. „Die führen am Ende zu einem großen und guten Ergebnis.“