Glänzend im Geschäft: Das Uetersener Unternehmen ist führender Hersteller für Polyester-Spachtelmassen in Europa, hat 10.000 Kunden und einen Umsatz von 60 Millionen Euro im Jahr. Weitere Märkte sind im Visier.
Uetersen. Eine dicke Beule ist im Auto – ein Ärgernis für jeden Autohalter. Wenn nun eine „Schönheitsoperation“ an der Karosse ansteht, kommen Produkte aus Uetersen ins Spiel. Das Unternehmen Vosschemie gilt als Spezialist, wenn es um Polyester-Spachtelmassen geht, die insbesondere für die Automobilreparatur benötigt werden. Und es ist der führende Hersteller in Europa für solche Spachtelmassen.
Der 49 Jahre alte Klaus Voss leitet als Geschäftsführer zusammen mit Dieter Voss und Jochen Rohde das mittelständische Unternehmen am Esinger Steinweg in Uetersen. Seit mehr als 30 Jahren ist Klaus Voss in dem 1955 gegründeten Familienunternehmen tätig. Wie lange er schon Geschäftsführer ist, weiß er gar nicht. Da müsse er im Handelsregister nachschauen, sagt er. Doch das ist für ihn auch gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist ihm, dass es dem Familienunternehmen gut geht. Und das ist derzeit der Fall.
1,7 Millionen Euro investiert Voss derzeit in den Bau eines neuen Lagers in Uetersen. Es ist der x-te Ausbau der Uetersener Firma, die mit ihren 40 Außendienstmitarbeitern inzwischen in 60 Ländern weltweit tätig ist. „Wir investieren regelmäßig in unseren Betrieb, weil wir beständig wachsen“, sagt Voss.
Der Automobilsektor, der knapp 60 Prozent des Kundengeschäftes ausmacht, befindet sich in einem ständigen Wandel. Neue Werkstoffe wie etwa kohlefaserverstärkte Kunststoffe und Glasfaserkunststoffe halten Einzug. Das bedeutet, dass die firmeneigene Forschungsabteilung immer neue Möglichkeiten finden muss, damit die verschiedenen chemischen Komponenten für die Karosseriereparatur perfekt auf glatten Metallen und Spezialkunststoffen halten, ohne irgendwann aufgrund von Temperaturänderungen oder Belastungen rauszubrechen. Acht Mitarbeiter sind mit dieser Lösungssuche beschäftigt.
„Wenn man die Reparaturarbeit von Lackierbetrieben später nicht sieht, haben wir unsere Arbeit gut gemacht“, sagt Voss. Doch nicht nur für Autos werden immer neue Materialien entwickelt: 20 Prozent des Geschäfts ist der Deko- und Yacht-Bereich. Hier bietet Vosschemie Mittel für die Bootspflege und Bootsreparatur an. Im Industriebereich, dem dritten Standbein, das 30 Prozent des Geschäfts ausmacht, werden unter anderem Komponenten für Windkraftanlagen und teilweise auch für die Luftfahrt entwickelt.
„Wir haben zu unserem Vorteil sehr differenzierte Standbeine, das gibt uns Krisensicherheit. Wenn eine Branche von einer Krise betroffen sein sollte, haben wir immer noch zwei andere Geschäftsbereiche, die uns absichern“, sagt Voss. Der positive Effekt: Das Unternehmen hat, anders als andere Firmen, ihre 200 Mitarbeiter bislang nicht in Kurzarbeit schicken müssen, wenn die Weltwirtschaft kriselte.
Den Weg vieler Unternehmen, sich in einen rigorosen Preiskampf zu begeben, will Klaus Voss nicht beschreiten. „Bei uns zählt die Qualität, nicht der Preiskampf. Qualität hat sich immer langfristig ausgezahlt. Darauf setzen wir auch künftig“, sagt er. Die Zahlen geben ihm recht: 10.000 Kunden hat die Firma, der Umsatz beläuft sich auf 60 Millionen Euro im Jahr. Das Unternehmen ist von einem kleinem Ein-Mann-Betrieb in fast 60 Jahren zu einem global operierenden Unternehmen mit rund 5000 Produkten geworden. Alleine in Uetersen werden jährlich etwa 8000 Tonnen an Spezialkunststoffen und Lacken auf dem 40.000 Quadratmeter großen Firmengelände gefertigt, ein weiteres Werk ist in Polen gebaut worden, um den osteuropäischen Markt zu bedienen.
Der asiatische Markt ist die nächste große Herausforderung für die Firma. „Wir erwarten in Asien große Absatzmärkte“, sagt Voss. Auch deshalb, weil dort immer mehr Menschen ein Auto besitzen. Daher hat die Firma in diesem Jahr die Fühler in die Region ausgestreckt. Indien und Brasilien, zwei andere wachsende Märkte, will Vosschemie zunächst nicht ansteuern. Gerade Brasilien sei ein Problemmarkt für Exportunternehmen, weil dort momentan ein extrem kompliziertes Zollrecht bestehe. Angst, dass die Konkurrenz langfristig die Gebiete für sich gewinnen wird, hat Klaus Voss aber nicht. „Die Konkurrenz ist da, in Europa und überall auf der Welt. Aber wir sind besser“, sagt er selbstbewusst.