Auf Messen treffen Tausende Besucher auf Hunderte von Anbietern. Wie sie gezielt und für beide Seiten profitabel zusammenkommen können, zeigt die Software des Barmstedter Unternehmens Converve.
Barmstedt. Er hilft Messeveranstaltern, die gezielt mit interessierten Kunden und Auftraggebern in Kontakt treten wollen. Der Barmstedter Betriebswirt Mark Kessels, 47, hat mit seiner Firma Converve eine Software entwickelt, die Terminvereinbarungen zwischen Entscheidungsträgern, neudeutsch matchmaking genannt, lange vor der Konferenz möglich macht. Die elektronische Kontaktbörse aus Barmstedt überlässt nichts mehr dem Zufall. Besucher und Aussteller einer Messe kommen nicht mehr wahllos zusammen, sondern treffen sich zu fest vereinbarten Zeiten und wissen dann bereits, dass sie ähnliche Interessen verfolgen. Über diese Online-Plattform regele Converve die Kommunikation und das Networking von 200 Messen und Events weltweit, sagt Firmengründer Kessels stolz. „Damit sind wir Weltmarktführer auf diesem Gebiet.“
Bisher sei es so gewesen, dass die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen auf Fachmessen an ihrem Stand auf potenzielle Kunden warteten, bis diese bei ihnen stehenblieben. Der Veranstalter kann es nun über die Converve-Plattform den Fachbesuchern einer Messe ermöglichen, für sie interessante Austeller zu finden und im Voraus feste Termine zu vereinbaren. Das führt im Idealfall schnell zu einem prallgefüllten Terminkalender der Aussteller und dazu, dass Einkäufer nicht mehr planlos nach interessanten Anbietern suchen müssen.
Converve ist dick im Geschäft. Gerade hat es die Internationale Automobilausstellung für Nutzfahrzeuge in Hannover, die 2000 Aussteller und 250.000 Besucher anspricht, mit seinem System attraktiver gemacht. Die Games Developer Conference (GDC), die weltweit größte Messe für Computerspiele und Entwickler in San Francisco nutzt das System der Barmstedter Firma schon seit Jahren, um Entwickler, Händler und Computerhersteller gezielt zusammenzubringen.
Dieser Erfolg war anfangs nicht abzusehen, erzählt Kessels. Der gebürtige Holländer kam mit seinen Eltern als Kind nach Barmstedt, wo er zur Schule ging. Er studierte Betriebswirtschaft in Kiel und arbeitete für eine Unternehmensberatung in Hamburg. 2002 machte Kessels sich selbstständig. Sein erster Auftrag war es, für eine Wirtschaftsdelegation aus den Niederlanden 50 Firmen in Deutschland ausfindig zu machen, die ein großes Interesse an ihrem Besuch haben könnten. Diese Aufgabe löste Kessels noch ganz herkömmlich, indem er Branchenbücher, IHK-Datenbanken und Wirtschaftsanalysen durchforstete.
Da sei ihm die Idee gekommen, dass dies doch mit Hilfe einer Software viel schneller und treffsicherer erledigt werden könnte. So entwickelte er seine Software für Business-to-Business-Matchmaking, die auch als als App auf einem Smartphone angewendet werden kann. So hat Kessels mit seinem Team für die Asien-Pazifik-Wochen im Auswärtigen Amt, wo sich die Teilnehmer zu einem Speed-Dating in einem Hotel trafen, eine elektronische Visitenkarte – eine sogenannte Badge – entwickelt, die in verschiedenen Farben leuchten kann. In die Karte waren alle Informationen eingeflossen, die die Teilnehmer zuvor über sich, ihre Wünsche und das Profil ihrer Wahl eingegeben hatten. Sobald nun einer der Besucher mit seinem Gerät am Hals auf dem Event auf jemanden traf, der seinem Profil sehr nahekam, leuchten ihre beiden Geräte in derselben Farbe. Das signalisierte ihnen unmissverständlich, dass sie gut zusammenpassen würden und ermöglichte ihnen, auf blitzschnelle Weise ins Gespräch zu kommen.
Smartphone-Anbieter haben inzwischen ähnliche Kontaktanbahnungsstrategien entwickelt, die in naher Zukunft das Einkaufsverhalten der Verbraucher revolutionieren könnten, beschreibt Kessels den Zukunftsmarkt unseres digitalen Zeitalters. Vernetzt und gespeist mit allen Informationen, die der Verbraucher in seinen sozialen Medien, Apps, Kontakten und Suchmaschinen eingegeben hat, könnte irgendwann ein Kunde, der Probleme mit Schuppen hat, über sein Handy eine Nachricht erhalten, wenn er im Supermarkt an entsprechenden Shampoos vorbeikommt. Ob diese schöne neue Datenwelt von allen Menschen gewünscht werde, müsse sich in Zukunft zeigen, meint Kessels. Er ist skeptisch, ob das nicht zu viel des Guten wäre und nerven könnte. Technisch möglich sei es aber bereits.
Für seine Anwendungen gelte, dass sich jeder Teilnehmer freiwillig auf dem Portal registriert und dadurch einen Service erhält, der ihn wunschgemäß mit dem Käufer oder Verkäufer seiner Wahl zusammenbringt. Zudem wird er mit allerlei statistischen Informationen versorgt, wann, mit wem und wie viele Termine er zu erledigen hat und welche Erfolge dies mit sich gebracht hat. Alle Infos, Termine und der auf seine Bedürfnisse hin durchsuchte Messekatalog können über eine Smartphone-App jederzeit direkt vor Ort auf dem Event angeklickt und genutzt werden.
Trotz seiner überschaubaren Größe, Converve beschäftigt in Barmstedt zwölf Entwickler und Vertriebler, die einen Jahresumsatz von einer Million Euro erwirtschaften, ist Kessels überzeugt, einen großen Markt der Zukunft vor sich zu haben. Den globalen Markt für Event Management Software beziffert er auf 3,7 Milliarden Euro. Da ist noch reichlich Luft nach oben für Converve, an diesem Kuchen mitzuverdienen. Um noch dichter an seinem Hauptmarkt in den USA zu sein, wird das junge Unternehmen zum 1. Januar eine erste Niederlassung in Florida aufmachen. Sein Motto lautet: „Converve verbindet Menschen, Ideen und Kapital.“