Wähler entscheiden am Sonntag, ob Andrea Hansen Bürgermeisterin bleibt. Andreas Faust will erster CDU-Rathauschef werden, Bernd Möbius Uetersen zur Umweltstadt machen. Steffen Peter setzt auf eine Universität in Uetersen.

Uetersen. Am Sonntag, 21. September, dürfen Uetersens Bürger wieder Kreuze machen. Denn dann werden sie in den Wahlkabinen darüber entscheiden, wer neuer Bürgermeister der Rosenstadt Uetersen werden soll. Vier Kandidaten stehen in diesem Jahr zur Wahl. Amtsinhaberin Andrea Hansen, SPD, die ihre Arbeit der vergangenen Jahre fortsetzen will, Herausforderer Andreas Faust, der als erster CDU-Kandidat überhaupt die Bürgermeisterwahl in der Rosenstadt gewinnen will sowie der unabhängige Bernd Möbius, der für die Grünen im Stadtrat über die Geschicke der Stadt mit entscheidet und der unabhängige, als rechtsextrem geltende Steffen Peter, der bei der Kommunalwahl für die NPD angetreten ist.

Knapp 14.000 Wahlberechtigte sind zu der Bürgermeisterwahl zugelassen. Gewählt wird in acht Wahlbezirken von acht Uhr an. Um 18 Uhr schließen alle Wahllokale, dann werden die Stimmen ausgezählt. Lars Mumme von der Uetersener Stadtverwaltung rechnet damit, dass gegen 19 Uhr bereits das Endergebnis feststehen wird. „Wir werden das Ergebnis für alle dann auch online bekannt geben“, sagt Mumme. Der Verlauf der Auszählung kann von 18 Uhr an im Ratssaal des Uetersener Rathauses, Wassermühlenstraße 7, live verfolgt werden. Dort werden die Ergebnisse aus den einzelnen Wahllokalen zusammenlaufen. Auch mehrere Kandidaten werden dann im Rathaus erwartet. Nicht aber CDU-Kandidat Andreas Faust. Er will im Restaurant „von Stamm“ von 17.30 Uhr an mit den CDU-Parteikollegen den Wahlausgang verfolgen.

Der Ausgang der Wahl ist in diesem Jahr ungewiss, einen klaren Favoriten gibt es nicht. Als Hansen 2009 zur Bürgermeisterin gewählt wurde, gewann sie 51,7 Prozent aller Stimmen und damit das Amt im ersten Wahlgang. Ihr Amtsvorgänger, der parteilose Wolfgang Wiech, galt als „Mann mit Ecken und Kanten“. Weil er zunehmend den Rückhalt in der Politik und bei den Bürgern verlor, erzielte er lediglich 39,7 Prozent. Das war aber immer noch deutlich besser als das Ergebnis der Kontrahenten: Jens Dieck von der CDU holte magere 6,8 Prozent der Stimmen, der parteilose Carsten Struck 1,8 Prozent der Stimmen.

In diesem Jahr könnte laut Bürgern, Politkennern und Ratspolitikern alles sehr viel enger werden. Wer von den drei Kandidaten Hansen, Faust und Möbius das Rennen machen wird, darauf will sich kaum einer festlegen, Hansen und Faust werden aber bessere Chancen als Möbius eingeräumt. Steffen Peter gilt als klarer Außenseiter. Auch die Stadtverwaltung rechnet damit, dass es nicht gleich im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit für einen der Kandidaten geben wird. Lars Mumme geht davon aus, dass es zu einer Stichwahl kommen wird. Die würde am 5. Oktober stattfinden.

Bürgermeisterin Andrea Hansen will im Falle ihres Wahlsieges die Konsolidierungspolitik fortsetze. Sie hat den Abbau der fast zehn Millionen an Verbindlichkeiten, die die Stadtkasse belasten, zu Chefsache erklärt. Denn solange Uetersen Schulden plagen, sei der Handlungs- und Gestaltungsspielraum der Stadt eingegrenzt. Dennoch soll neue sozialer und bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden, die Schullandschaft weiter gestärkt und die Kooperation mit Tornesch in Einzelbereichen intensiviert werden. Dies nicht ohne Grund: Hansen geht davon aus, dass das Thema Städtefusion trotz des Neins der Tornescher Bürger im vergangenen Jahr noch lange nicht vom Tisch ist. Eine Fusion könnte nämlich auch vom Land in den kommenden Jahren diktiert werden. Auch Angebote für Jugendliche, wie ein Jugendcafé, will Hansen weiter voranbringen. Doch alle Pläne, so betont sie, sind stark davon abhängig, ob die Politik die Weichen für solche Projekte auch stellt. Das ist aber nicht immer der Fall gewesen. Die Verwaltungschefin erklärt, sie müsse als Bürgermeisterin die Vorgaben der Politik umsetzen, nicht umgekehrt.

Andreas Faust, derzeit Verwaltungsleiter im Amt Schenefeld bei Itzehoe, will als Bürgermeister insbesondere den Wirtschaftsstandort Uetersen trotz des finanziellen Sparkurses voranbringen. Die Wirtschaftsförderung will er neu und effektiv ausrichten. Dafür ist bereits eine Kompetenzenumverteilung im Stadtrat von der CDU, FDP und BfB in die Wege geleitet worden und dem Bürgermeisteramt mehr Aufgaben in der Wirtschaftsförderung zugeschanzt worden, damit, wie Faust er gerne formuliert, „auf Augenhöhe“ mit Unternehmern gesprochen werde. Zu den wichtigsten Projekten, die die Stadtverwaltung voranbringen müsse, gehört für Faust auch der Ausbau der Breitbandnetze, denn das Breitbandangebot mit Glasfaserkabelnetzen sei in weiten Teilen der Stadt noch alles andere als bürger- und firmenfreundlich. Auch ein sinnvolles Flächenmanagement, das Räume für neuen Wohnungsbau und für Unternehmen bietet, sei notwendig. Hier will er die Verwaltung zielgerichteter und kreativer arbeiten lassen.

Der Informatiker Bernd Möbius, in Uetersen insbesondere als Organisator des Rock’n’Rose-Festivals bekannt, will Uetersen in eine umweltbewusste Stadt verwandeln, die als Vorbild in Deutschland gelten soll. Moderne Energieprojekte, etwa das Repowering des Windparks, als auch Patenschaften mit Umweltverbänden böten sich hierfür an. Zudem will er, ähnlich wie Hansen, sozialen und altersgerechten Wohnraum schaffen, die Schulden der Stadt massiv abbauen und die Integration von Menschen deutlich voranbringen, damit auch sie besser in den Uetersener Bildungs- und Arbeitsmarkt eingebunden werden können. Städtebauliche Chancen sieht er auch im Hafengebiet. Dort habe die Stadt Chancen, Flächen sinnvoll umzuwidmen und neue städtebauliche Impulse zu setzen. Die Städtefusion ist auch für Möbius keine abgeschlossene Geschichte. Kooperationen mit Tornesch und eine Fusion sieht er als für die Region wichtig an.

Steffen Peter, der zu den rechtsextrem geltenden „Reichsbürgern“ zählt und sich selbst als „Oberreichsanwalt“ bezeichnet, will Uetersens Schulden tilgen, indem alle bestehenden Verträge mit Kiel gekündigt werden. Den finanziellen Rettungsschirm bezeichnet er als auferzwungen. Er will, um Uetersen international bekannt zu machen und wirtschaftlich zu stärken, eine Universität beim Bleekerstift bauen lassen. Woher das Geld für solch ein Projekt kommen soll, erklärt er nicht.