Nur drei Kandidaten präsentierten sich bei der Podiumsdiskussion zur anstehenden Bürgermeisterwahl in Uetersen. Die Polizei sorgte für Sicherheit, die erwarteten Ausschreitungen blieben aus.
Uetersen. Die von Polizei, Uetersens SPD und Bürgermeisterin Andrea Hansen erwarteten gewalttätigen Ausschreitungen im Umfeld der Podiumsdiskussion zur Uetersener Bürgermeisterwahl sind ausgeblieben. Die Veranstaltung blieb am Mittwochabend ruhig und sachlich, auch weil die Polizei deutlich ihre Präsenz zeigte. Dennoch war die Kandidatenrunde alles andere als eine normale Veranstaltung.
Etliche Polizeibeamte, einige in Zivil, und lokale Ordner hielten die Augen während der Veranstaltung offen, immerhin wurden 21 Personen des linken und rechten Spektrums identifiziert. Die Ankündigung der Antifa, die Diskussion in Teilen zu unterbinden, verpuffte daher. Auch von rechten Gruppen gab es keine Störungen. Die etwa 300 Bürger konnten sich somit fast drei Stunden lang auf die Inhalte des Wahlkampfes konzentrieren.
Vier Kandidaten für das Bürgermeisteramt sollten eigentlich in der Uetersener Mensa Rede und Antwort stehen und den Bürgern vermitteln, warum die Uetersener ausgerechnet sie für den Posten des Verwaltungschefs am 21. September wählen sollten.
Statt einer Vierer-Runde stand nach der kurzfristigen Absage von Andrea Hansen jedoch nur ein Trio auf der Bühne: CDU-Kandidat Andreas Faust, der unabhängige Ratsherr Bernd Möbius und der unabhängige, als NPD-nah geltende Steffen Peter.
Hansen hatte ihre überraschende Absage zum einen mit Sicherheitsbedenken begründet, zum anderen wollte sie nach eigener Aussage rechtem Gedankengut kein Forum bieten. Die Bürger in der Mensa konnten diese Entscheidung mehrheitlich nicht nachvollziehen. Sie zeigten sich enttäuscht von der Bürgermeisterin.
Faust und Möbius stellten klar, dass es zu einer Demokratie dazugehöre, auch Flagge zu zeigen und sich nicht zu verstecken. Möbius erklärte, dass er nicht vor einem Prozent braunem Gedankengutes zu kneifen gedenke. Auch Faust erklärte, dass eine Demokratie nur gestärkt werden könne, wenn für sie auch gekämpft werde. „In Uetersen ist kein Platz für Extremismus“, so Faust. Das kam bei den Wählern gut an. Sie würdigten die Haltung der beiden Kandidaten mit Applaus.
Es ging um Finanzen, die Verkehrsanbindung, das Image der Stadt und den Leerstand
Gegenstand der vom Moderator Carsten Kock geleiteten Diskussionsrunde waren die bekannten Kernthemen der Stadt: Uetersens Finanzen, die verkehrliche Anbindung, das Image der Rosen- und Hochzeitsstadt, die wirtschaftliche Entwicklung und die Frage, wie dem Leerstand in der Stadt begegnet werden könnte.
Bernd Möbius plädierte dafür, das Image der Rosen- und Hochzeitsstadt zu verändern. „Ich möchte Uetersen zur Umwelthauptstadt machen.“ Faust sagte, er wolle am Bewährten festhalten. Außerdem forderte er, die Stadt müsse ihre freiwilligen Leistungen prüfen. Er schlug vor, die Finanzen der Stadt mit der Idee eines offenen Bürgerhaushalts auf Vordermann zu bringen und erntete dafür sowohl von Möbius als auch vom Publikum Zustimmung. Möbius setzte sich zudem für einen großen Schulzweckverband mit Tornesch ein.
Steffen Peter sagte, dass Uetersen nur dann wieder auf die Beine kommen werde, wenn alle Verträge mit Kiel gekündigt würden und die Stadt eine Universität bekomme. Das Publikum reagierte verwirrt und teils amüsiert.
Beim Thema Leerstand forderte Möbius die Bürger auf, ihr Kaufverhalten zu hinterfragen. „Wir sollten nicht im Internet, sondern bei unseren Händlern vor Ort kaufen. Nur so können wir Leerstand vorbeugen.“ Faust stimmte ihm zu: „Wir müssen Eigentümer, Gewerbetreibende und Mieter in einen Dialog bringen.“ Ein Thema, das für die Bürger wichtig ist, ist die Frage nach der Sauberkeit der Stadt. Mehrere anwesende Bürger kritisierten, dass die Stadt in einem schlechten Zustand sei, was dem Image und dem Tourismus schade. Möbius und Faust stimmten dem zu, sagten aber, dass dies nicht nur Sache der Stadtverwaltung sei, sondern bei jedem Bürger selbst anfange. Dennoch müsse die Stadt notfalls aktiv werden.
Beide Kandidaten stimmten darin überein, dass das Flächenmanagement überdacht und verbessert werden müsse, um Unternehmen zu halten oder anzulocken. Er habe, so Faust, bereits Gespräche mit Firmen geführt. Er werde sich auch für den Bau der K22 und eine Glasfaserversorgung der Stadt einsetzen. Auch hier stimmte ihm Möbius zu. Seine Anliegen für die Rosenstadt: der Ausbau des Uetersener Windparks und eine Fusion mit der Stadt Tornesch.
Zwar waren beide Kandidaten für eine bessere Busanbindung, Faust wollte jedoch die Linie nach Tornesch, Möbius die nach Pinneberg und Elmshorn ausbauen. Sie waren sich ebenfalls einig, dass die Verträge für die Verwaltungsgemeinschaft mit Haseldorf, Haselau und Hetlingen verlängert werden sollten. Moderator Carsten Kock appellierte an die Bürger zur Wahl zu gehen: „Nehmen sie diese Möglichkeit wahr.“