Die Obstbauern im Kreis erwarten nach zwei schlechten Jahren eine gute Apfelernte. Auch die Honigernte wird gut ausfallen. Die Holsteiner Apfeltage beginnen in diesem Jahr am 10. September.

Haselau/Uetersen. Die vergangenen beiden Jahre waren für die Obstbauern im Kreis Pinneberg ernüchternd. Zwei schlechte Ernten in Folge mussten die Obstbauern verzeichnen, die Ernte des vergangenen Jahres wurde vom Kreisbauernverband gar als schlechteste Ernte seit mehr als 40 Jahren bezeichnet. Rund 50 Prozent Ernteausfälle wurden vom Kreisbauernverband beklagt. Das habe die wirtschaftlichen Aussichten für viele Obstbaubetriebe ernüchternd gestaltet. Denn das Weniger an Angebot bei gleich hoher Nachfrage habe nicht automatisch höhere Preise und damit eine finanzielle Absicherung der Obstbaubetriebe zur Folge gehabt. Obst aus dem Ausland, das vornehmlich bei Discountern angeboten wird, sei seit Jahren ein Preisdrücker, der den heimischen Betrieben das Überleben schwer mache. 2015 scheint alles viel besser zu werden. Denn in diesem Jahr wird bei den Obstbauern mit einer hervorragenden Ernte gerechnet. Damit stabilisiere sich auch die finanzielle Lage vieler Betriebe.

Das Wetter habe bislang mitgespielt, Spätfrost sei ausgeblieben. Mehr noch: Die Apfelbäume seien nach zwei schlechten Ernten voller Tatendrang und würden sogar zu viele Apfelblüten bilden. „Wir müssen einen guten Teil der Blüten von den Bäumen abschlagen“, sagt Georg Kleinwort vom Pinneberger Kreisbauernverband. Ähnliches berichten Obstbauern aus dem Alten Land am gegenüberliegenden Elbufer. „Der Blüteverlauf ist sehr ordentlich, eine größere Ernte wird es dieses Jahr wohl geben“, sagt Obstbauer Henning Ramdohr aus Hollern-Twielenfleth. Er warnt aber davor, zu Optimistisch zu sein. „Im Mai ist noch Frost möglich und auch ein plötzlicher Hagelschlag kann die Ernteerträge senken.“

Dass von einigen Apfelbaumsorten Blüten abgeschlagen werden müssten, sei im gesamten Obstanbaugebiet entlang der Unterelbe der Fall. Dafür kämen spezielle Maschinen zum Einsatz, die mit dünnen, rotierenden Seilen einen Teil der Blüten von den Ästen abtrennen. Das Entfernen der vielen Blüten ist laut den Obstbauern notwendig, damit die Bäume auch in den kommenden Jahren noch vernünftig Obst tragen können und nicht nach einem guten Erntejahr wieder erschöpft sind. Da sich bereits im Juni und Juli diesen Jahres entscheidet, wie viele Blüten der Baum im kommenden Jahr haben wird, müsse bereits nun massiv zurückgeschnitten werden. Geschieht dies nicht, würden die Obstbäume überstrapaziert werden. Im Juni soll nochmals der Bestand geprüft werden. Schlechte Äpfel werden dann aussortiert, damit die guten Äpfel mehr Saft und Kraft bekommen.

Obstbauerin Ilka Früchtnicht und Ramdohr freut auch, dass die Bienen, anders als im Vorjahr, momentan gut fliegen. „Bienentechnisch ist die Apfelernte sehr gut. Das Wetter spielt mit und auch der Ausblick auf das Wetter in den kommenden Wochen ist durchweg positiv“, sagt Früchtnicht. Im vergangenen Jahr war es so verregnet, dass die Bienen kaum Flüge unternehmen wollten. Selbst das antransportieren zusätzlicher Bienenvölker half nicht, um die Ernte zu rettren. In diesem Jahr schwirren dagegen tausende Bienen ungehindert von Blüte zu Blüte. Der positive Nebeneffekt: Auch bei der Honigernte wird für dieses Jahr ein sehr gutes Ergebnis erwartet, da die Obstbäume mit Blüten nur so überquellen und somit viel Nektar liefern.

Die erwartete gute Apfelernte sorgt auch dafür, dass das Holsteiner Apfelfest erneut steigen kann. Am 10. September sollen die Festwochen rund um den Apfel beginnen. Neu ist, dass die Apfeltage erstmals von der Werbegemeinschaft IHG Uetersen organisiert wird. „Wir freuen uns darauf, es weiterführen zu können. Es wäre schade gewesen, wenn die Apfeltage eingeschlafen wären“, sagt Andreas Hinrich, Vorsitzender der IHG. Bislang hatte der Kreisbauernverband um Georg Kleinwort die Festwochen organisiert, zuletzt sei das personell aber immer schwerer geworden. „Auch wenn wir die Organisation abgegeben haben, werden wir weiterhin beratend an der Seite der IHG stehen“, sagt Kleinwort.

An den Details für das Festprogramm wird noch gefeilt, am 15. Mai sollen die Flyer mit dem Gesamtprogramm in den Städten und Dörfern ausliegen. Die IHG überlegt auch, die Flyer als Download im Internet bereitzustellen. Dies auch aus einem praktischen Grund: In diesem Jahr soll erstmals für Radtouristen die Möglichkeit geboten werden, entweder mit einem eigenen E-Bike die Gegend zu erkunden, oder aber eines vor Ort zu mieten. Mehrere Mietstationen sind angedacht und entlang der wichtigsten Routen sollen dann E-Bike-Tankstationen eingerichtet werden, wo sich Radler ihren Akku auftanken können. Auf dem Flyer sollen die Miet- und die Tankstationen eingezeichnet werden. Das Ziel sei, erklärt Lebrecht von Ziehlberg von der IHG, einen weichen, sanften und nachhaltigen Tourismus in der Region zu stärken. „Wir wollen hier nicht nur Busse ankarren, wir wollen, dass die Leute verweilen“; so Ziehlberg.

Soviel steht beim Programm schon fest: Am 10. September ist offizieller Start der Apfeltage an der Berufsbildenden Schule in Elmshorn. Informationen, kurzweiliges und natürlich Äpfel gibt es am 20. September in der „Apfelküche“ von Almut Roos, am 21. September wird es eine literarische Auseinandersetzung mit dem Apfel unter dem Titel „Mehr als Jona Gold und Elstar“ geben, aber auch Märchen und Jazz sind am 11. Oktober auf dem Programm in dem Gasthof „Op de Deel“.

Am 21. September und 5. Oktober wird es Wanderungen durch die Wedeler Marsch beziehungsweise entlang der Pinnau geben. Am 14. September gibt es ein „offenes Singen“ beim Kulturverein Haseldorfer Marsch. Einen Hobby-Kunsthandwerkermarkt gibt es in der Fahrrad-Scheune des Obsthofes Früchtenicht am 13. und 14. September. Der Motorradgottesdienst am Haseldorfer Hafen, der am 21. September angeboten wird, ist in diesem Jahr Teil der Apfeltage. Am 27. und 28. September wird es einen großen Herbstmarkt geben mit frischem Most, Kunsthandwerk, Grillen, Treckertouren und mehr. Zum zehnten Mal wird auch ein Apfelquetschertag beim Obsthof Seester von Ilka Früchtnicht geben. Auch Tage des offenen Hofes sind geplant, etwa am 14. September, sowie mehrere Tidenkieker-Fahrten, das Holmer Erntedankfest am 5. Oktober und zum Abschluss den Uetersener Apfelmarkt mit Lampionfest am 5. Oktober.