Dafür wollen sich Elleraus Bürgermeister und die örtlichen Bundestagsabgeordneten Franz Thönnes sowie Ernst-Dieter Rossmann ein in der Diskussion um das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz einsetzen.

Ellerau. Die Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) schlägt bis nach Ellerau durch. Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) will die Produktion von Strom durch Biogasanlagen deckeln. Die Gemeinde betreibt seit 2008 eine solche Anlage, die Storm ins Netz einspeist und Wärme für das Bürgerhaus, das neubaugebiet an der Königsberger Straße, die Kitas, die Kirche und im Sommer für das Freibad liefert. „Wir wollen unsere Anlage modernisieren, die neue Technik ermöglicht mehr Effizienz. Wir können mehr Strom produzieren“, sagt Bürgermeister Eckart Urban. Aber: Der zusätzliche Ertrag würde den Ellerauern nach dem aktuellen Gesetzentwurf nicht vergütet.

Das will Urban nicht hinnehmen, schließlich beteilige sich die Gemeinde an der Energiewende und liefere Strom, der frei von CO2 ist und somit das Klima schon. „Und wenn wir den Ertrag an sauberer Elektrizität steigern, sollte sich das lohnen“, sagt der Bürgermeister, der damit nicht allein steht. Im gesamten Bundesgebiet gehen die Betreiber von Biogasanlagen auf die Barrikaden, allein in Schleswig-Holstein speisen 650 Anlagen Energie ins Netz ein. Urban hat die SPD-Bundestagsabgeordneten Franz Thönnes (Segeberg) und Ernst-Dieter Rossmann (Pinneberg) eingeschaltet.

Denn die Bundesregierung will die Energieerzeugung aus Biogas nur noch geringfügig ausbauen, 100 Megawatt zusätzlich pro Jahr sind erlaubt. Tendenziell sollen die runden Tanks mit den spitzen grünen Dächern, die auch im Kreis Segeberg in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, verschwinden. Neue Anlagen müssen mit geringerer Förderung auskommen, geplant sind 13,66 Cent pro Kilowattstunde, Alt-Anlagen wie die in Ellerau bekommen noch 22 Cent vom Bund. Da lohne sich der Neubau nicht mehr, kritisiert die Biogas-Branche, manche Landwirte sprechen schon von einer „Abwrackprämie“.

Bundeswirtschaftsminister Gabriel muss den rasanten Anstieg der Stromkosten bremsen. Und Biogas-Strom gilt als teuer. Hinzu kommt das Maisproblem: Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Maisanbaufläche in Deutschland nahezu verdoppelt, auf etwa ein Siebtel der gesamten landwirtschaftlichen Anbaufläche.

In manchen Regionen wächst fast nur noch Mais. Naturschützer beklagen Monokulturen und Bodenschädigung, auch vielen Bürgern ist Biogas-Strom ein Dorn im Auge. So hatten im Vorjahr die Schmalfelder mit einem Bürgerentscheid verhindert, dass die bestehende Anlage erweitert werden darf. Neben der „Vermaisung der Landschaft“ hatten die Gegner den Schwerlastverkehr zwischen Anlage und Feldern bemängelt. Die Straßen seien verschmutzt, der Lärm belästige die Anwohner, und die Laster beeinträchtigten die Sicherheit der Kinder auf ihrem Schulweg.

Mais ist ein idealer Rohstoff, weil er viel Energie liefert und relativ billig anzubauen war. „Inzwischen sind die Preise deutlich gestiegen“, sagt Dirk Wietzke, Energieberater der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Die Anlagen-Betreiber suchten Alternativen wie früh gehäckseltes Getreide, Grasschnitt oder Zuckerrüben.

Mais ist auch die Hauptnahrung für den Gärprozess in den Ellerauer Fermentern. Sechs Millionen Kilowattstunden erzeugt die Biogasanlage pro Jahr. „Das würde reichen, um 80 Prozent der Haushalte im Ort zu versorgen“, sagt der Bürgermeister. Doch die Elektrizität wird ins allgemeine Netz eingespeist und mit 22 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Mit der Abwärme werden Wohnungen und öffentliche Gebäude geheizt, das Freibad kann dank der ökologisch erzeugten Wärme den Badbesuchern 26 Grad warmes Wasser bieten. Und das ganz ohne kommunales Defizit – bis die Gemeinde Biogas-Strom erzeugt hat, belief sich das jährliche Minus im Haushalt auf rund 200.000 Euro.

Nun soll der Gasmotor ausgetauscht und durch einen leistungsstärkeren ersetzt werden. Außerdem lasse sich der Rohstoff besser zerkleinern. Urban rechnet damit, dass die Anlage zehn bis zwölf Prozent mehr Strom pro Jahr erzeugen könnte. „Auf der anderen Seite steigen auch die Lohn- und Materialkosten, die 27 Landwirte, die uns beliefern, möchten auch mehr Geld“, sagt der Bürgermeister. Schon das rechtfertige eine zusätzliche Vergütung für den höheren Ertrag. Die Argumente haben die Politiker überzeugt. Sie wollen sich in ihrer Fraktion dafür einsetzen, dass technischer Fortschritt und höhere Effizienz finanziell belohnt werden. „Effektivitätssteigerung vor Neubau“, lautet das Leitmotiv, mit dem Thönnes und Rossmann in die weiteren Beratungen zum neuen EEG-Gesetz gehen werden.