Immer wieder passieren tragische Unfälle an Bahnübergängen, wie im Oktober in Barmstedt, als dort ein Familienvater ums Leben kam. Nun geht die AKN in die Offensive und warnt mit der Polizei Schüler vor den Gefahren.

Kreis Pinneberg. Wie gefährlich vor allem Bahnübergänge sein können, hat sich zuletzt wieder im Oktober 2013 in Barmstedt gezeigt. Ein 42 Jahre alter Familienvater verunglückte tödlich, als er dort mit seinem Mofa den unbeschrankten Bahnübergang am Bornkamp überquerte und dabei von einem Zug der AKN erfasst und getötet wurde, den er offenbar nicht bemerkt hatte. Die Hinterbliebenen sammelten Tausende Unterschriften und forderten die Stadt auf, die beiden unbeschrankten Bahnübergänge in Barmstedt mit Halbschranken zu sichern. Verwaltung und Politik reagierten sofort und planen, noch in diesem Jahr diese Investition von einer halben Million Euro verwirklichen zu können.

Von den 118 Bahnübergängen auf den drei Strecken des Kaltenkirchener Bahnunternehmens AKN gibt es noch 36 ohne Schranken. Bei dreien fehlt jegliche technische Sicherung. Dort warnt also nur ein Andreaskreuz die passierenden Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer vor der Bahnstrecke. Diese sind an der Straße Lohe in Bokholt-Hanredder sowie am Feldweg und der Autwiete in Heede. 1996 gab es bei der AKN noch 37 ungesicherte Bahnübergänge. Das Unternehmen hat seitdem kräftig in die Sicherung ihrer Bahngleise investiert. Die Kosten teilen sich die betroffenen Kommunen, das Land und die AKN zu jeweils einem Drittel.

Aber Blinklichter, Halbschranken und Lichtzeichenanlagen an den Bahnübergängen schaffen keine hundertprozentige Sicherheit, wenn sich die Menschen nicht vernünftig und vorschriftsmäßig verhalten und trotz Blinklichts oder geschlossener Schranken das Bahngleis zu überwinden versuchen. Vor allem kleinere, spielende und unachtsame Kinder sind hierbei gefährdet. Darum geht das Bahnunternehmen AKN jetzt von sich aus in die Offensive und will in Schulen zusammen mit der örtlichen Polizei vor diesen Gefahren warnen. Den Anfang machte jetzt das Elsensee Gymnasium in Quickborn, wo ein Großteil der 800 Schüler mit der Bahn zur Schule kommt, weil das Schulgebäude ganz in der Nähe des Bahnhofes Quickborn-Süd an der Linie A1 liegt.

AKN-Sicherheitsbeauftragte Monika Busch, Lokführer Jürgen Schweim und Polizeioberkommissar Florian Born informierten kürzlich 150 Schüler der fünften und sechsten Klassen einen Vormittag lang über alle Gefahren und Sicherheitsbelange rund um das Bahnfahren. Zunächst befragten die drei Experten die Schüler nach eigenen Erfahrungen, stellten die verschiedenen Arten von Sicherungssystemen an den Bahnübergängen vor, um dann vor Ort am Bahnhof Quickborn-Süd das richtige Verhalten in der Gruppe zu üben.

Dabei schreckten sie nicht vor drastischen Darstellungen zurück, um die Schüler auch emotional anzusprechen. So zeigten sie einen Film, in dem Schüler auf dem Bahnsteig toben und plötzlich einer aufs Gleis fällt. Dann brach der Film ab. Auch einen dramatischen Artikel im Abendblatt zeigte der Polizeibeamte Born den Kindern, der 2004 über einen schweren Unfall am Bahnhof Tanneneck zwischen Quickborn und Ellerau berichtete, wo bereits fünf Jahre zuvor ein Kind gestorben war.

Diesmal war es ein zehn Jahre altes Mädchen, das sich auf dem Fahrrad sitzend an der Bahnschranke festhielt und dabei Musik über Kopfhörer hörte, erinnert sich Born, der damals selbst am Unglücksort war. So konnte die Schülerin nicht wahrnehmen, wie ein Zug auf dem zweiten Gleis heranraste, ihr Fahrrad erfasste und das Mädchen mitschleifte, das sich verzweifelt am Lenker festkrallte. Dabei wurde es schwer verletzt. Zum Glück überlebte es.

Die Schüler waren beeindruckt und erinnerten sich sofort an eigene Erlebnisse und Beobachtungen. In denen wurden Mitschüler beinahe aufs Gleis geschubst, Mutproben unter dem wartenden Zug gemacht, Schranken nicht beachtet, oder jemand stieg auf der falschen Seite aus dem Zug . Manche Mitschüler hätten Angst, zu spät zum Unterricht zu kommen, sagte ein Mädchen. „Kommt lieber eine Minute zu spät zur Schule, als dass ihr hinterher ins Krankenhaus müsst“, riet AKN-Mitarbeiterin Busch den Kindern.

Wenn sich Erwachsene unvorsichtig verhielten, müssten sie es selbst verantworten. Aber gerade ältere Kinder stellten für jüngere Vorbilder dar, sagte Monika Busch. „Denkt daran, dass die euer Verhalten nachmachen.“ Auch wenn sie dies in Lebensgefahr bringe, weil sie die Situation oft nicht richtig einschätzen könnten.

„Ich denke, wir haben die Kinder erreicht“, sagt Oberkommissar Born zifrieden über das Ergebnis dieser Schulung. „Wir werden damit jetzt offensiv umgehen und auch in den Bahnen mit Plakaten vor diesen Gefahren warnen“, kündigt Monika Busch von der AKN an. Am Elsensee Gymnasium sollen jetzt jedes Jahr grundsätzlich alle Fünftklässler so geschult werden. Weitere Schulen entlang der AKN-Strecken sind eingeladen, sich zu beteiligen.