Am 3. Oktober war der 42 Jahre alte Thorsten Naujoks mit seinem Mofa am Übergang Bornkamp tödlich verunglückt. Jetzt mobilisiert seine Tochter die Stadt, um den Übergang zu sichern.
Barmstedt. Ein tragischer Unfall am AKN-Bahnübergang Bornkamp in Barmstedt wie der am 3. Oktober, bei dem der dreifache Vater Thorsten Naujoks, 42, von einem Triebwagen der AKN erfasst und tödlich verletzt wurde, soll sich nicht wiederholen. Seine Tochter Anika, 16, hat eine Unterschriftenaktion und eine Facebook-Initiative gestartet. Ihre Forderung: Der bisher nur mit einem Blinklicht gesicherte Übergang muss beschrankt werden. Die Erfolgsaussichten der Initiative sind vielversprechend: Sowohl die Stadtverwaltung als auch die AKN befürworten inzwischen eine Schrankenanlage für den Übergang am Bornkamp und die 500 Meter entfernte Querung Waldstraße/Beim Reihergehölz. Das Thema steht am Dienstag, 22. Oktober, auf der Sitzung der Barmstedter Stadtvertretung, die um 19 Uhr im Rathaus beginnt.
„Es ist zurzeit ganz viel Bewegung in der Stadt“, sagt Bürgermeisterin Heike Döpke. Und sie sagt weiter: „Unbeschrankte Bahnübergänge sind einfach nicht mehr zeitgemäß.“ Darum müsse hier dringend etwas passieren. Zumal dies ihrer Kenntnis zufolge nicht das erste tragische Unglück an dem Bahnübergang gewesen sei. So starben an dieser Stelle im Jahr 1987 zwei Teenager, die damals ebenfalls mit einem Mofa den unbeschrankten Bahnübergang überquerten und den Zug offenbar weder hörten noch sahen. Döpke: „Der Bahnübergang ist auch schlecht einsehbar und bei starkem Sonneneinfall wird man auch geblendet.“
Sie sei auch bei der AKN vorstellig geworden, so die Verwaltungschefin. Sie werde sich noch vor der Ratssitzung am Dienstag mit AKN-Vorstand Wolfgang Seyb treffen. „Die Signale von der AKN gehen eindeutig in die Richtung einer Beschrankung.“ Für beide Bahnübergänge würde dies eine halbe Million Euro kosten, erklärt Heike Döpke. Die Stadt Barmstedt müsste davon ein Drittel, also rund 170.000 Euro tragen. Die restlichen Kosten teilen sich das Bahnunternehmen und das Land. „Es ist tragisch, dass immer erst etwas passieren muss, bevor etwas getan wird.“
Auch AKN-Sprecherin Christiane Lage bestätigt, dass beide Übergänge mit Halbschranken versehen werden sollen. „Wir haben die Lage, was den Übergang am Bornkamp angeht, neu bewertet.“ So habe dort noch im Juni eine sogenannte Verkehrsschau mit der Stadt und der Bahnaufsichtsbehörde stattgefunden, damals sei die Sicherung durch die Blinklichtanlage als ausreichend empfunden worden. Jetzt sei die Situation eine andere, so Lage. Der Bau der Schranken werde sich jedoch nicht von heute auf morgen umsetzen lassen, weil zunächst ein Planfeststellungsverfahren erfolgen müsse.
Auf den Strecken der AKN gibt es 100 Bahnübergange, mehr als 80 Prozent davon sind mit Halbschranken versehen. 25 Unfälle verzeichnete das Bahnunternehmen in den vergangenen zehn Jahren, zwei davon waren tödlich. „Jeder Unfall ist einer zu viel“, sagt Sprecherin Lage. Die AKN bedauere den tragischen Unfall vom 3. Oktober und nehme Anteil am Leid der Hinterbliebenen.
„Mein Vater darf nicht umsonst gestorben sein“, sagt Anika Naujoks. Die 16-Jährige hat kurz nach dem tragischen Geschehen auf dem sozialen Netzwerk Facebook die Gruppe „Schranken an den Bahnübergang Bornkamp Barmstedt“ gegründet, das Anliegen unterstützen knapp 2000 Menschen. In Barmstedt hat die 16-Jährige mithilfe von Freunden und Familie Unterschriftenlisten in fast jedem Geschäft ausgelegt. „Die Resonanz ist riesengroß“, sagt Anika Naujoks. Sie will ihre Forderung notfalls über ein Bürgerbegehren durchsetzen.
„Dieser Übergang ist so gefährlich. Wenn die Sonne ungünstig scheint, dann sieht man das Blinklicht nicht“, sagt die 16-Jährige. Ihre Familie lebt in der Nähe des Bahnübergangs. „Es wohnen viele Kinder hier auf der Ecke, es muss sich dringend etwas ändern.“ Anika Naujoks hat bereits mit der Bürgermeisterin und der AKN gesprochen – und viel Zustimmung erfahren.
Dass ihr verstorbener Vater vom tief stehenden Sonnenlicht geblendet wurde, hält auch das offizielle Gutachten eines Unfallsachverständigen fest. So konnte er deshalb das rechte, in seiner Blickrichtung befindliche Blinklicht nur schwer erkennen. Allerdings, so heißt in der Expertise weiter, sei das linksseitige Warnlicht sichtbar gewesen. Die Anlage hätte bereits mehr als eine halbe Minute, bevor der Mofa-Fahrer den Übergang erreichte, geleuchtet. Der Zugführer, der langsamer fuhr als zulässig gewesen wäre, konnte laut Gutachten den Mofa-Fahrer erst kurz vor dem Zusammenstoß sehen, er konnte den Unfall nicht verhindern.