Die AKN hat die Straßen-Schienen-Kreuzungen technisch aufgerüstet, trotzdem kommt es hier immer wieder zu Beinahunfällen.
Kreis Segeberg. Mal eben schnell über die Gleise huschen, mal eben die Schranken und das Rotlicht umgehen - für die Lokführer der AKN gehören Begegnungen der gefährlichen Art inzwischen zum Alltag. Immer mehr Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer missachten an Bahnübergängen Andreaskreuze, Rotlicht und Schranken. "Es vergeht fast kein Tag, an dem wir nicht Beinahunfälle haben", sagt AKN-Sprecherin Monika Busch.
"Die Akzeptanz der Sicherungsanlagen nimmt deutlich ab", hat auch Jürgen Marwitz festgestellt, der bei der AKN für die Signaltechnik und die Sicherung der Bahnübergänge zuständig ist und von einer "dramatischen Veränderung" spricht. Nach einer Erklärung für die zunehmende Missachtung der Warneinrichtungen suchen Fachleute bislang vergeblich. "Ein gesamtgesellschaftliches Problem", sagt Michael Krüger von der Verkehrsaufsicht des Kreises Segeberg bei einem Expertentreffen im AKN-Betriebszentrum in Kaltenkirchen.
Um die Sicherheit an den Straßen-Schienen-Kreuzungen dennoch sicherzustellen, hat die AKN die Übergänge in den vergangenen Jahren technisch immer weiter aufgerüstet. Auf der Hauptlinie A1 von Hamburg-Eidelstedt nach Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und Bad Bramstedt sind inzwischen 62 der 78 Bahnübergänge mit Lichtzeichenanlagen und Halbschranken ausgerüstet. 1996 waren es nur elf. Nur noch ein einziger Übergang wird ausschließlich mit Andreaskreuzen gesichert, vor 16 Jahren waren es noch 20.
Die Zahlen für die kleineren Strecken von Norderstedt-Mitte nach Ulzburg-Süd und von Elmshorn nach Ulzburg-Süd zeigen eine vergleichbare Tendenz. "Unser Ziel ist es, jeden Bahnübergang technisch zu sichern - auf hohem Niveau", sagt Marwitz. Außerdem versuche die AKN, die Schließzeiten so weit wie möglich zu verkürzen, um die Geduld der Verkehrsteilnehmer nicht zu überstrapazieren. "Doch das hat seine Grenzen", sagt der Sicherheitsfachmann.
Doch gegen Vandalismus, Leichtsinn und Dummheit helfen auch die aufwendigsten und teuersten Sicherheitsmaßnahmen nicht. Die Technik ersetze nicht die Eigenverantwortung, sagt Krüger. Bei keinem einzigen Unfall, den er analysiert habe, liege die Verantwortung beim Bahnunternehmen oder dem Lokführer. "Ganz werden wir diese Unfälle nie verhindern können", sagt Krüger. Er hat festgestellt, dass besonders häufig Ortskundige die Regeln missachten, weil sie zu wissen glauben, wann sie noch schnell die Schienen überqueren können.
Kommt es zu einer brenzligen Situation, haben die Lokführer kaum eine Chance, den Zusammenprall zu vermeiden. Bei Tempo 100 beträgt der Bremsweg rund 700 Meter - bei einer Notbremsung. Kommt der Zug schlagartig zum Stehen, ist der Schrecken bei den Fahrgästen in der Regel groß, sagt Polizeisprecherin Sandra Mohr. Hinzu kommt die Gefahr von Stürzen.
Wer einen Bahnübergang trotz geschlossener Schranken zu Fuß überquert und erwischt wird, muss 350 Euro zahlen. Autofahrern drohen ein Fahrverbot von drei Monaten und eine Strafe von 700 Euro. Hinzu kämen Strafanzeigen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr, sagt Mohr.
Sie bezeichnet die Schienenquerung über die Quickborner Straße in Norderstedt als "Problembahnübergang": "Glücklicherweise ist es dort noch nicht zu einem Unfall gekommen." Mehrfach hat die Polizei dort kontrolliert und Fußgänger angesprochen, die sich nicht um Rotlicht und Schranken geschert hatten. Geändert hat sich die Situation jedoch nicht.
Außerdem kommt es immer wieder dort zu gefährlichen Situationen, wo Schüler die Gleise überqueren, berichtet Marwitz. In Ellerau hat die AKN an der Station rechts und links eines Fußgängerüberwegs mannshohe Zäune aufgestellt, damit niemand die Gleise auf freier Strecke überquert. Dass die Kinder jedoch unter den geschlossenen Schranken hindurchschlüpfen, können auch die Eisenbahner nicht verhindern.
Außerdem stellen die AKN-Mitarbeiter fest, dass immer wieder an Schranken massiv gerüttelt wird, sodass Schäden entstehen könnten. "Das sehen wir leider täglich", sagt Marwitz.