300 Eltern, Lehrer und Kinder sind vor der Drostei in Pinneberg zusammengekommen. Alle Teilnehmer einte der Wunsch, dass Pinnebergs sanierungsbedürftige Schulen zügig auf Vordermann gebracht werden.
Pinneberg. „Es reicht! Pinneberger Schulen ziehen die rote Karte!“ Unter diesem Motto sind am Donnerstagnachmittag etwa 300 Eltern, Schüler, und Lehrer zu einer Kundgebung vor der Drostei in Pinneberg zusammengekommen. Alle Teilnehmer einte der Wunsch, dass Pinnebergs sanierungsbedürftige Schulen zügig auf Vordermann gebracht werden.
„Wenn die Stadt Pinneberg an Attraktivität weiter wachsen will, dann müssen Dinge der Grundversorgung wie das Schulwesen ausreichend sichergestellt sein“, sagte die Sprecherin der Pinneberger Schulelternschaft, Ulrike Graefen, 48, die Schulelternbeiratsvorsitzende der Theodor-Heuss-Schule (THS) ist. „Viele junge Familien werden sich fragen, warum sie nach Pinneberg ziehen sollen, wenn die Schulausstattung in Rellingen, Halstenbek und Elmshorn deutlich besser ist.“
Kaputte Fenster, feuchte Wände und Decken, zu kleine Lehrerzimmer: an vielen Pinneberger Schulen herrschen keine Bedingungen, die Schüler und Lehrer von einer Schule im 21. Jahrhundert erwarten. Der Sanierungsbedarf an allen zehn Pinneberger Schulen beträgt rund 34,5 Millionen Euro. Zu dieser beachtlichen Summe kommt das bis ins Jahr 2017 reichende Sanierungskonzept, das die Stadtverwaltung erarbeitet hat. Es basiert auf einer Kos-tenschätzung des Kommunalen Servicebetriebes (KSP).
Doch dieser Schulsanierungsplan hat in der Ratsversammlung am 23. Januar keine Zustimmung bekommen. Die Räte hatten nur grünes Licht für die notwenigsten Maßnahmen für Brandschutz und Verkehrssicherheit für das Jahr 2014 gegeben – das sind 5,6 Millionen Euro. Wann und ob die restlichen 28,9 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt werden sollen, darüber werden jetzt am kommenden Dienstag der Schul- und der Umweltausschuss beraten.
Immer mehr Pinneberger Eltern wollen derweil nicht auf den St.-Nimmerleinstag warten, an dem an der Schule ihrer Kinder endlich die notwenigen Sanierungsarbeiten beginnen. Acht von zehn Schulelternbeiratsvorsitzenden haben deshalb am 28. Januar eine „Allianz“ gegründet. „Wir haben gedacht, wir müssen uns zusammentun und gemeinsam handeln“, sagte Ulrike Graefen. „Wir sitzen alle in einem Boot. Auch die Schulen, die weniger von den Schäden betroffen sind, zeigen sich solidarisch mit den stärker betroffenen Schulen wie der Grund- und Gemeinschaftsschule im Quellental, der THS und der Johann-Comenius-Schule.“
Die Situation an den stärker betroffenen Schulen sei den Schülern und Lehrern nicht länger zuzumuten, sagte Ulrike Graefen. „Wenn die Stadt Pinneberg diese Schulen weiter verrotten lässt, dann wird es die Stadt weit teurer zu stehen kommen, als wenn jetzt saniert wird. Es hat sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren ein Sanierungsstau entwickelt.“
THS-Lehrer Gunther Müller-Niesters sagte, es sei „erschütternd, dass man Kinder und Jugendliche in heruntergekommende Gebäude steckt. Die Stadt muss ihre Prioritäten überdenken – Kinder sind unsere Zukunft.“
Pinneberg steckt derweil in einer schweren Situation: Die Kreisstadt hat sich gegenüber dem Land Schleswig-Holstein zu einem strikten Sparkurs verpflichtet. Da sich die Stadt unter den so genannten Rettungsschirm begeben hat, dürfen neue Kredite nur in der Höhe aufgenommen werden, in der die Stadt Schulden tilgt – das sind zur Zeit etwa drei bis 3,5 Millionen Euro. Gleichzeitig geht die Finanzverwaltung davon aus, dass die Verbindlichkeiten von derzeit knapp 100 Millionen Euro auf 147 Millionen Euro im Jahr 2016 steigen werden.
Die „Allianz“ für die Pinneberger Schulen fordert dennoch, „die sofortige Umsetzung des vom KSP erstellten Sanierungskonzeptes für den Zeitraum von 2014 bis 2017. Ein weiterer Aufschub der dringend erforderlichen Maßnahmen für die Sicherstellung des Schulbetriebes ist den Schulen nicht mehr zuzumuten“. Ulrike Graefen ist der Auffassung, „dass Schleswig-Holstein und Pinneberg in der Pflicht sind, den Bildungsauftrag der Schulen zu gewährleisten. Sie haben dafür Sorge zu tragen, dass den Pinneberger Schülern keine Bildungsnachteile entstehen“.
Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos) gibt sich indes optimistisch: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die notwendigen Schulsanierungen in Pinneberg auf die Reihe bekommen werden. Wir werden sicherlich nicht alles hinbekommen. Aber wir werden einen Kompromiss erzielen.“