Der Verkauf des Kasernengeländes soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. Viel tun wird sich in der Innenstadt, viel zu tun bleibt bei den Schulen, dem Bahnhof und der Westumgehung.

Pinneberg. Die Kreisstadt soll ihr Image polieren, die Fehler der Vergangenheit aufarbeiten und Lösungen für gegenwärtige Probleme finden. Das alles hat sich Bürgermeisterin Urte Steinberg für 2014 vorgenommen – und hofft dabei auf breite Unterstützung von allen Seiten. „Ich möchte das gemeinsam anschieben mit Politikern, Verwaltung, den Bürgern und den Institutionen der Stadt.“ Ihr sei sehr wohl bewusst, dass es ein langer und schwieriger Weg wird, so Steinberg weiter. Er sei jedoch alternativlos. „Wir müssen wissen, wo wir heute stehen und wo wir langfristig hinwollen.“

Was aus der ehemaligen Eggerstedt Kaserne werden soll, weiß Steinberg genau: nämlich ein neuer Stadtteil namens Parkstadt Eggerstedt. 2014 wird sich dort einiges Sichtbares tun, nachdem die Stadt im Frühjahr 2013 das 37 Hektar große Areal für 3,93 Millionen Euro gekauft hatte. Der Hamburger Verein Wabe wird aller Voraussicht nach mit dem Bau einer Kita starten und das einstige Unteroffiziersheim, das nach einem Großbrand im Oktober nur noch eine Ruine ist, abreißen lassen. Die Wabe hatte 3,2 Hektar für 4,4 Millionen Euro von der Stadt erworben. Inzwischen gibt es auch einen weiteren Käufer: „Wir haben das erste von sieben Gewerbegrundstücken veräußert“, sagt Steinberg. Erwerber ist die Rellinger Firma Heiz24. Steinberg geht davon aus, dass bis zum Jahresende 2014 alle Areale für nicht störendes und innovatives Gewerbe einen Abnehmer gefunden haben. „Es herrscht eine rege Nachfrage.“

Interesse herrscht auch an den Wohnbauflächen auf dem ehemaligen Militärgelände. „Ich gehe davon, dass wir im ersten Quartal 2014 den Zuschlag für einen Investor erteilen können“, so die Bürgermeisterin weiter. Was dann noch fehlt, ist der ursprünglich für Sport und Freizeit ausgewiesene Bereich. Noch müssen die Politiker darüber befinden, was aus dieser Fläche werden soll. Urte Steinberg hat, was die Kaserne angeht, einen Wunsch: „Ich hoffe, dass Ende des Jahres alle Flächen verkauft sind – und zwar mit Gewinn.“

Auch für die Innenstadt hat die Verwaltungschefin einen Wunsch: „Es muss gelingen, den Leerstand weiter zu reduzieren.“ Um das zu erreichen, hat Steinberg die sogenannten City-Gespräche eingeführt, die 2014 etappenweise mit den Eigentümern bestimmter Abschnitte der Innenstadt fortgeführt werden sollen. Zum 1. April eröffnet der neue Edeka Frischemarkt Meyer auf dem einstigen Sparkassenareal. Was aus dem alten Supermarktstandort am Lindenplatz wird, ist noch nicht bekannt. Bekannt ist dagegen, dass die VRBank den Parkplatz neben ihrem Gebäude an der Bismarckstraße mit einem neuen Büro- und Geschäftshaus bebauen will. Die Stellplätze sollen in ein Parkhaus verlagert werden, das auf dem Gelände des alten Arbeitsamtes gebaut werden soll. Mit letzterem Vorhaben soll es in diesem Jahr losgehen.

Bereits gestartet ist der Neubau der GeWoGe auf einem Teil des ehemaligen Kreishausareals. „Es wäre schön, wenn wir weiteren bezahlbaren Wohnraum realisieren können“, sagt Steinberg. Realisiert wird 2014 auch das größere der beiden Projekte auf dem Kreishausgelände. Der Rendsburger Unternehmer Demandt will im Frühjahr das Kreis-Hochhaus abreißen lassen und dort mit dem Bau von 119 Wohneinheiten inklusive neuer Tiefgarage beginnen, die Mitte 2015 fertiggestellt werden sollen. Steinberg: „Die Baugenehmigung ist ihm bereits erteilt worden.“

Starten könnte 2014 auch die lang ersehnte Umgestaltung des Bahnhofsareals. Sie soll in vier Etappen erfolgen. Start wäre auf der städtischen Fläche rund um den Haltepunkt. Wo sich jetzt entlang der Rockvillestraße der ständig überfüllte P+R-Parkplatz befindet, entsteht ein Busbahnhof mit einigen überdachten Haltestellen. Zuvor werden die Autostellplätze in Richtung des Wendehammers der Rockvillestraße am Fahlt auf eine bisherige Wiese verlagert. 3,6 Millionen Euro kostet dieser Bauabschnitt, der Anteil der Stadt beträgt 1,6 Millionen Euro.

Langfristig ist geplant, das jetzige Bahnhofsgebäude durch Anbauten einzufassen und einen neuen, attraktiven Komplex zu schaffen. Erheblich kurzfristiger soll der Bahnhof barrierefrei gestaltet, die Bahnsteige per Fahrstuhl erreichbar sein. „Das ist ein Projekt, das allen Pinnebergern nützt“, sagt Steinberg. Einen großen Nutzen würde die Stadt durch die Westumgehung haben – davon ist Steinberg überzeugt. „Wir brauchen die Umgehungsstraße, um neue Gewerbeareale erschließen und auf diese Weise zusätzliche Einnahmen generieren zu können.“ Seit dem rechtsgültigen Urteil des Oberverwaltungsgerichts im August 2013 ist der Weg für die Westumgehung frei. Ob sie 2014 begonnen werden kann, hängt von der Genehmigung des Haushalts durch die Landesregierung ab. Die Stadt muss einen Eigenanteil von mehr als neun Millionen Euro beitragen.

Und es müssen erhebliche Investitionen in die Schulen erfolgen. Der am Mittwoch erstmals vorgestellte Schulgebäudesanierungs- und -entwicklungsplan listet Ausgaben in Höhe von 34,5 Millionen Euro auf, die zwischen 2014 und 2017 notwendig werden. In diesem Jahr sollen zwei Millionen Euro für Unterhaltung, Brandschutz und Sicherungsmaßnahmen sowie fünf Millionen Euro für konkrete Sanierungs- und Umbauprojekte investiert werden.

Ob dieses Geld fließt, ist allerdings völlig ungewiss. Pinneberg befindet sich angesichts seiner katastrophalen finanziellen Lage unter dem Rettungsschirm des Landes und ist verpflichtet, keine neuen Schulden zu machen und Verkäufe von „Tafelsilber“ zum Schuldenabbau zu nutzen. Noch im Januar soll daher mit der Landesregierung verhandelt werden, welche Investitionen in Schulbauten erfolgen können.

„Das wird ein spannendes Jahr“, sagt Steinberg. Sie möchte in diesem Jahr erreichen, dass die Kreisstadt aus den Fehlern der Vergangenheit lernt. Der Finanzskandal um nicht eingeforderte Steuern und Beträge, der Baupfusch und der Sanierungsstau an den Schulen: „Wir müssen das aufarbeiten und uns davon befreien“, so die Bürgermeisterin. Sie will – wie es bei den Schulen bereits erfolgt ist – in allen Bereichen zügig den Ist-Zustand ermitteln lassen und dann Strategien für die Zukunft entwickeln. „Wir müssen wissen, wo wir jetzt stehen und dann festlegen, wo wir in der Zukunft hinwollen.“ Sie wünsche sich eine strategische Ausrichtung bis zum Jahr 2030. Angesichts von fast 100 Millionen Euro Schulden, die Pinneberg nieder drücken, brauche die Stadt zudem ein Finanzkonzept.

Außerdem müsse für Pinneberg gemeinsam mit dem Stadtmarketing eine Markenstrategie entwickelt werden. Angesichts der drängenden Probleme, so analysiert Steinberg, brauche die Stadt mehr bürgerschaftliches Engagement. „Gefragt ist Einbringen und nicht nur Einfordern.“ Sie biete mehr Bürgernähe und Transparenz an und hoffe im Gegenzug „auf mehr Leute, die sich für unser Pinneberg engagieren“.