Ab dem 13. September feiert die Region zum 15. Mal die Holsteiner Apfeltage – auch wenn vielen Obstbauern wegen der schlechten Ernte nicht zum Feiern zumute ist.
Kreis Pinneberg. Der Apfel ist des Deutschen liebstes Obst, er ist gesund und schmeckt hervorragend. Da verwundert es nicht, dass der Apfel nicht nur gern gegessen, sondern auch gern gefeiert wird. So auch im Kreis Pinneberg. Diesen September jähren sich zum 15. Mal die Holsteiner Apfeltage. Von Freitag 13. September, bis Montag, 28. Oktober, haben die Veranstalter ein umfangreiches Programm zusammengestellt, das nicht nur die kulinarischen Gelüste, sondern auch Hunger nach Kulturellem stillen soll.
"Vor 15 Jahren haben wir angefangen, damals war Heide Simonis unsere Schirmherrin und eröffnete das Fest. In diesem Jahr ist unser Schirmherr, Torsten Albig, leider verhindert. Deshalb wird die Präsidentin des Landfrauenverbandes, Marga Trede, die Apfeltage eröffnen", sagt Georg Kleinwort, Beisitzer im Kreisbauernverband. Der Ministerpräsident werde aber dennoch kommen, zur offiziellen Apfelsaisoneröffnung zwei Tage später.
Eigentlich ist den Obstbauern nicht zum Feiern zumute, denn ihre Lage ist alles andere als gut. Zum einen wird der Kreisbauernverband zum letzten Mal federführend die Apfeltage veranstalten, weil viele Betriebe ausgestiegen sind. Immerhin, die Organisation will künftig die Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe (IHG) aus Uetersen übernehmen. Zum anderen ist die Stimmung getrübt, weil die Obstbauern in eine unsichere Zukunft schauen. Die wetterbedingt schlechteste Ernte aller Zeiten wird erwartet.
Als wenn das nicht reichen würde, gibt es immer mehr Landwirtschaftsbetriebe, die nicht wissen, ob sie noch lange existieren werden. Es fehlt an Nachfolgern für die Höfe, da die Bürokratie in der Landwirtschaft, so die Obstbauern, immer weiter ausufere und Interessenten verschrecke. Obendrein wächst die Konkurrenz am Markt. Obstbauern aus Osteuropa machen es den regionalen Kollegen zunehmend schwer, ihre Ware zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Und dann ist da noch die hohe Kapitalbindung. Für je zehn Hektar Fläche seien bis zu 750.000 Euro Kapitalinvestition nötig, damit ein Hof zukunftsfähig bleibe. Diese hohe Summe schrecke viele ab, die mit einem Einstieg in einen landwirtschaftlichen Betrieb liebäugeln.
"Um zu überleben, müssen die Betriebe wachsen, aber dafür gibt es keine Flächen", sagt Kleinwort. Im Gegenteil! Wegen der Elbvertiefung drohe sogar noch ein Verlust an Flächen wegen der Auflagen zur Schaffung von Ausgleichsflächen. "Ich kann es keinem verdenken, wenn er sagt, dass er das nicht mehr mitmacht", sagt Kleinwort. Dennoch: Er und andere wollen weiterkämpfen und zeigen, dass Obstbau trotz alledem noch Spaß bringt - in der Hoffnung, dass doch der eine oder andere noch einen Hof übernehmen wird.
Vor einigen Jahrzehnten gab es etwa 4500 Hektar landwirtschaftlicher Flächen in der Elbmarschregion. Inzwischen seien es nur noch 2500 Hektar, davon 500 Hektar für Kernobstanbau. Lediglich zwei von zehn noch vorhandenen Betrieben sind Vollerwerbsbetriebe, acht von zehn können sich nur noch als Nebenerwerbsbetriebe über Wasser halten. Ihre Besitzer verdienen ihre Brötchen mit einem anderen Beruf neben der Landwirtschaft.
"Dass es so schwer für uns ist, liegt auch am Verbraucherverhalten", sagt Kleinwort. "Etwa 65 Prozent der Äpfel werden bei Discountern gekauft, 30 Prozent bei Obsthändlern und nur fünf Prozent bei den Erzeugern. Das zerstört die Preise."
Ole Schröder, Bundestagsabgeordneter der CDU, kennt dieses Problem. "Eine Studie des Verbraucherschutzministeriums hat aufgezeigt, dass viele Bürger regionale Produkte wollen. Was sie letztlich aber machen, ist eine andere Geschichte", so der CDU-Politiker. Er sieht die Politik daher auch in der Pflicht, Lösungen zu finden, wie die landwirtschaftlichen Betriebe regionale Produkte zu kostendeckenden Preisen anbieten können. Resignieren werden die Obstbauern aber nicht, sie nutzen Veranstaltungen wie die 15. Holsteiner Apfeltage, um für ihre Arbeit und ihre Produkte zu werben.
Am Freitag, 13. September, werden die Festwochen um 19 Uhr im Jägerkrug an der Hohenhorster Chaussee 2 in Haselau mit einem Festakt eröffnet. Bei dem Treffen mit Sketchen und musikalischer Untermalung sind auch alle 15 Holsteiner Apfelköniginnen dabei. In Haseldorf wird zugleich eine Führung durch den Haseldorfer Obstgarten angeboten. Kostenpunkt: 6 Euro für Erwachsene, 2,50 Euro für Kinder.
Am Sonnabend, 14. September , beginnt um 13 Uhr das Holmer Apfelfest mit einem traditionellen Himmel-und-Erde-Essen, Überraschungsspielen rund um den Apfel und Apfelgebäck. Am Sonntag, 15. September, geht es von 10 Uhr an weiter mit dem Tag des offenen Hofes auf dem Obstgut Deekenhörn. Um 10.30 Uhr beginnt dort ein Gottesdienst mit Ministerpräsident Torsten Albig. Außerdem gibt es fachkundliche Führungen durch die Betriebe und Plantagen, eine Oldtimer-Traktorenausstellung, Ponyreiten, Musik, Informationen von Imkern und ein Obsträtsel. Auch eine 18 Kilometer lange Radtour durch die Seestermüher Marsch wird von 13 Uhr an angeboten. Treffpunkt ist die historische Drehbrücke an der Pinnau in Neuendeich.
Am Freitag 27. September, wird in Ladiges Gasthof, Hauptraße 14 in Holm, der Ernteball gefeiert. Am darauffolgenden Wochenende, 28. und 29. September, findet im Obstgarten von Jutta und Volker Hauschildt, Deichreihe 36, der Haseldorfer Herbstmarkt statt.
In Uetersens Innenstadt wird am 29. September von 11 Uhr an der 15. Holsteiner Apfelmarkt mit Lampionfest veranstaltet, inklusive verkaufsoffenem Sonntag und Benefizveranstaltungen. Am 6. Oktober folgt dann der Erntedankumzug in Holm, der um 10 Uhr beim Gemeindehaus beginnt. Am 12. und 13. Oktober wird von 14.30 Uhr an eine Führung durch den Haseldorfer Obstgarten angeboten. Am 20. Oktober gibt es dann den Apfelquetschertag in Seester. Von 17 Uhr an können beim Apfelhof Früchtenicht, Hörnstraße 29, Privatpersonen ihre Äpfel zu Saft verarbeiten lassen. Mindestmenge: 80 Kilogramm. Infos und Anmeldung unter 04125/630. Eine Sonderausstellung zum Obstanbau in den Elbmarschen läuft vom 17. September bis 28. Oktober im Elbmarschenhaus in Haseldorf.