Pizza, Pommes und Nudeln sind in der Integrierten Gesamtschule trotz vieler Vollwertangebote die Renner.

Pinneberg. "Gemüse geht ganz schlecht", seufzt Kathrin Leweke. "Das pulen die Kinder raus aus dem Essen." Allerdings hält das die Ernährungswissenschaftlerin nicht davon ab, den Schülern der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Pinneberg Thesdorf immer wieder Gesundes aufzutischen. Wenn's sein muss, püriert und als Pasta-Soße getarnt.

Die IGS Thesdorf ist eine Ganztagsschule. Das bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen hier nicht nur frühstücken. Ihnen wird auch ein Mittagessen geboten. Und das soll möglichst vollwertig sein. Ein Anspruch, der sich nicht immer mit den Essgewohnheiten der Jungen und Mädchen deckt.

Von 750 Schülern nutzen 200 derzeit schultäglich die Mensa. Als vor vier Jahren der langjährige Vertrag mit den Pächtern der IGS-Mensa auslief, zählte Kathrin Leweke, Mutter von zwei Kindern und studierte Ernährungsexpertin zu den Eltern, die sich mit den IGS-Lehrern zusammensetzte, um ein neues Mensa-Konzept für die Schule zu erarbeiten. Nachdem die Finanzierung und Organisation mit Unterstützung von Stadt und Schulleitung geklärt war, gründete sich der "Mensatreff IGS Thesdorf". Das ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Vorstand ehrenamtlich arbeitet, ebenso wie viele helfende Eltern, Schüler und Lehrer. Der Verein ist Arbeitgeber eines Kochs und einer Koordinatorin in Vollzeit sowie vier Teilzeitkräften: Alle zusammen sind sie verantwortlich fürs Schulessen.

"Zu Anfang hatten wir ziemlich hehre Ziele", erinnert sich Kathrin Leweke, seit diesem Sommer erste Vorsitzende des Mensavereins. "Wir wollten nur Bio- und Vollwertkost anbieten. Aber darauf sind wir mehr oder weniger sitzen geblieben, das haben die allerwenigsten Kinder gegessen." Die Konsequenz aus dieser Erfahrung lautet: Der Mix macht's. Zum Frühstück gibt es in der IGS-Mensa heute sparsam gebutterte und belegte Brötchen - auch aus vollem Korn. Daneben wird täglich Müsli mit Milch und Obst angeboten. Mittags können sich die Mensa-Gäste an einer großen Salattheke bedienen oder mit Suppe satt essen. Zudem haben sie zwei verschiedene Gerichte inklusive Salat oder Obst - darunter auch immer ein fleischloses Essen - zur Auswahl. In der Küche wird selbst gekocht und es werden teils halb fertige Gerichte zubereitet. Beim Einkauf achten die Mensa-Macher darauf, dass die Zutaten aus der Region kommen: Milch und Milchprodukte liefert zum Beispiel der Rellinger Bauer Kruse, die Firma Alsterfood, ein Betrieb der evangelischen Stiftung Alsterdorf, gekühlte Gerichte.

Aus vier Jahren Mensa-Erfahrung weiß Kathrin Leweke um die kulinarischen Vorlieben der Schüler: Sie lieben Tiefkühlpizza, Pommes und Nudeln pur. "Vor den Ferien haben wir sie gefragt, welche Gemüse sie gerne essen und welche Gerichte sie sich wünschen", so Kathrin Leweke. Heraus kam neben den bekannten Klassikern dann doch Erstaunliches: "Grüne Bohnen stand auf der Gemüsewunschliste ganz oben, gefolgt von Paprika, Erbsen und Mais", so die Vereinsvorsitzende. Am häufigsten verlangten die Schüler nach Gerichten mit Hühnchen, aber auch Chili con Carne und Lasagne.

Der Mensa-Verein reagierte prompt und organisierte den Wochenspeiseplan um. Einmal in der Woche kommt in der IGS-Mensa nun das auf den Tisch, was Klassen oder Jahrgangsstufen vorschlagen: Zum Beispiel Brokkoli und Kartoffeln mit Putenschnitzel. Der zweite Aktionstag in der Woche nennt sich Optimix-Tag. Dann wird nach den Empfehlungen des Dortmunder Forschungsinstituts für Kinderernährung gekocht. Und ein Tim-Mälzer-Tag ist hinzugekommen, an dem der Mensakoch Rezepte des aus Pinneberg stammenden TV-Kochs in der Mensaküche umsetzt. "Bisher sind wir sehr zufrieden", sagt Kathrin Leweke. Die Aktionstage liefen gut bei den Schülern. Die Mälzer-Gerichte kämen allerdings am schlechtesten an. "Der Name allein bringt's nicht. Mal sehen, vielleicht gewöhnen sich die Schüler noch an die Mälzer-Kost. Sonst überlegen wir uns was Neues."