Norderstedt. Mädchen des Garstedt-Ochsenzoller Reit- und Fahrvereins triumphieren beim Landesponyturnier. Was ihren Sieg so besonders macht.
„Bei einigen von uns sind vor Freude einige Tränen gekullert“, sagt Johanna Steen und bekommt dabei gleich wieder etwas feuchte Augen. So richtig können die Mädchen vom Garstedt-Ochsenzoller Reit- und Fahrverein noch immer nicht fassen, was da letztens beim Landesponyturnier in Bad Segeberg passiert ist.
Sie waren als Außenseiter Landesturnierplatz gefahren, zumindest kam es ihnen auf der Fahrt dorthin so vor. „Wir hatten uns im Auto unterhalten und gesagt, dass wir uns freuen würden, wenn wir vielleicht irgendwo im ersten Drittel landen würden“, erinnert sich Johanna Steen, die die Gruppe erst im vergangenen Jahr als Trainerin übernommen hat, zuvor selber lange in der Pony-Mannschaft des Vereins geritten ist; damals allerdings noch in anderer Konstellation.
Reitsport: Johanna Steen trainiert das Pony-Team seit 2022
Also nicht mit der Crew, die in der Kreisstadt antrat. „Alle Reiterinnen sind noch sehr frisch dabei. Wir sind schon ein recht gut eingespieltes Team. Aber Platz eins? Damit hat niemand gerechnet.“
Schon gar nicht zu Beginn der Einzeldressur, als Theresa Ehlbecks Pony Steverheides Della Casa, das sonst immer ein Schleifengarant sei, etwas wild wurde. „Theresa hat es aber dann noch gut in den Griff bekommen.“ Auch, als sie dann wieder auf den Platz musste, um gemeinsam mit Anna Christophersen (auf Mücke), Anna-Lena Jochims (auf Ralph von der Wiesharde) und Beverly Joyce Wustrow (auf Dynamo) die Mannschaftsdressur zu reiten.
Noten der Wertungsrichter sind überraschend hoch
Als danach die Noten verkündet wurden, gab es überraschend gute Ergebnisse: eine 9,0 (Herausbringen der Abteilungen), eine 8,7 (Sitz und Einwirkung), eine 8,5 (Durchlässigkeit der Ponys) und eine 9,2 (Bahnfiguren und Hufschlagdisziplinen). „Ich konnte es gar nicht glauben“, sagt Johanna Steen.
Vielleicht war das der Moment, in dem sie ahnte, dass dieses Landesturnier doch noch anders als allgemein erwartet enden würde – nicht irgendwo im ersten Drittel, sondern ganz oben. Als sie dann die Leistungen von Jana Marie Wrage (auf Raily), Anna-Lena Jochims und Beverly Joyce Wustrow auch beim Mannschaftsspringen sah, musste sie es immer mehr glauben. Und als die Eltern der Mädchen am Rand standen, aufgeregt rechneten und Johanna die Ergebnisse hörte, war klar: „Wir sind Landesmeister!“
Garstedterinnen lassen im Klassement 20 Mannschaften hinter sich
Damit war die Gruppe des Garstedt-Ochsenzoller Reit- und Fahrvereins die Beste von insgesamt 21 Mannschaften in Schleswig-Holstein, gefolgt vom Reitverein Pferdesport Granderheide auf Platz zwei und dem Reit- und Fahrverein Kisdorf Henstedt-Ulzburg auf Platz drei. Beim feierlichen Aufmarsch der Pony-Reitabteilungen, bei dem sich der ganze Platz zur Musik mit allen Teams füllte, bekamen die Siegerinnen dann die Landesponystandarte überreicht, die nun für ein Jahr bei der Mannschaft bleibt.
Die Rückfahrt nach Norderstedt verlief glücklich und ausgelassen – und mit der Erkenntnis, dass sich die Mühe der vergangenen Wochen mehr als gelohnt hat. Die 13 bis 17 Jahre alten Mädchen hatten seit August schließlich jede Woche zweimal gemeinsam auf dem Reiterhof Syltkuhlen in Norderstedt trainiert.
Reitsport: Der Lohn für wochenlanges diszipliniertes Training
Das war gar nicht so einfach, denn nicht alle ihre Pferde stehen auf dem Hof; die Tiere mussten deshalb für jedes Training extra verladen und transportiert werden. Schwerpunkt der Übungseinheiten war vor allem die Mannschaftsdressur. Zusätzlich trainierten alle noch die Einzeldressur und vor allem das Springen, und das möglichst jeden Tag im eigenen Stall.
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Der Garstedt-Ochsenzoller Reit- und Fahrverein gehört laut seiner Homepage zu den ältesten Vereinen in Schleswig-Holstein und Hamburg und hat mehr als 300 Mitglieder. „Natürlich sind bei uns auch viele Einzelreiter aktiv, uns ist aber vor allem der Teamsport sehr wichtig, gerade mit Blick auf die jüngeren Reiterinnen und Reiter. Da sind die Mannschaften wirklich unser Aushängeschild“, sagt Johanna Steen, die in Hamburg Wirtschaftspsychologie studiert und in ihrer Freizeit mit großer Begeisterung ihre Mannschaft trainiert, auf die sie unglaublich stolz ist.