Norderstedt. Die Fußballer in der Region legen wieder los – draußen oder in der Halle. Wie die Mannschaften die Winterpause überbrücken.

Ist die Corona-Pandemie endlich besiegt? So ganz sicher darf man sich angesichts der aktuellen Lage in China wohl noch nicht sein. Sofern sich in Asien aber keine Killervariante des Sars-CoV-2-Virus entwickelt, die die Welt noch einmal in Angst und Schrecken versetzt, dürfte es im Frühjahr und Sommer 2023 im Gegensatz zu den vergangenen Jahren keine größeren Beeinträchtigungen des Amateurfußball-Spielbetriebs geben.

Verbands- und Vereinsverantwortliche sowie die Aktiven können also einigermaßen entspannt in die Zukunft schauen.

EINTRACHT NORDERSTEDT (Regionalliga Nord)

Wer vor der Fußballserie 2002/2023 angekündigt hätte, dass Eintracht Norderstedt nach 19 Partien mit 30 Punkten und 35:27 Toren auf dem fünften Tabellenplatz stehen würde, der wäre wohl als hoffnungsloser Optimist bezeichnet worden.

Doch die Kicker von der Ochsenzoller Straße haben mit großer Geschlossenheit sowie vorbildlichen Kampf- und Teamgeist die These bestätigt, dass Geld keine Tore schießt; sie liegen in der Tabelle vor Vereinen wie dem 1. FC Phönix Lübeck und dem FC Teutonia 05 Ottensen, die bei der Kaderzusammenstellung ihre Schatullen großzügig öffnen – und auch vor dem Nachwuchs der Proficlubs SV Werder Bremen, Holstein Kiel und FC St. Pauli.

Schlüsselbeinbruch: Drama um Eintracht-Neuzugang Nick Gutmann

Trainer Olufemi Smith begrüßte bei der ersten Übungseinheit im Jahr 2023 die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte fast sein komplettes Aufgebot – darunter Neuzugang Nick Gutmann, der die Lücke schließen soll, die durch den Wechsel von Elias Saad zum Zweitligisten FC St. Pauli entstanden ist. Besser gesagt: sollte.

Denn: Der 26 Jahre alte Gutmann stürzte nach einem Zweikampf mit Yannik Nuxoll, brach sich das Schüsselbein, ist bereits operiert worden – und wird voraussichtlich drei Monate ausfallen. „So lange braucht der Knochen, um wieder richtig zusammenzuwachsen“, sagte Coach Smith.

Zum sicheren Klassenerhalt fehlen noch 15 Punkte

Er wird nicht nicht müde zu betonen, dass noch nichts erreicht, die aktuelle Situation nur eine Momentaufnahme ist. „Die Leistungsdichte in der Regionalliga Nord ist extrem, die Staffel enorm ausgeglichen. Unser Ziel bleibt deshalb der Klassenerhalt, den wir so schnell wie möglich perfekt machen wollen“, sagt der 44-Jährige, der seine ersten fünf Monate als Chefcoach in Norderstedt bravourös gemeistert hat.

Da es im Extremfall sechs Absteiger geben kann, rechnet Smith damit, dass man 45 Zähler brauchen wird, um auf der sicheren Seite zu sein. 15 Punkte fehlen den Norderstedtern also noch.

Erster Test ist am 8. Januar beim SC Poppenbüttel

Die Eintracht verzichtet auf die Teilnahme an Hallenturnieren und wird bis zum ersten Pflichtspiel, der Regionalliga-Heimpartie gegen den SV Werder Bremen  II am Sonntag, 29. Januar, vier Tests beim SC Poppenbüttel (Sonntag, 13 Uhr/Bültenkoppel), beim USC Paloma (Sonnabend, 14. Januar/Brucknerstraße), in Sittensen gegen den Heeslinger SC /Freitag, 20. Januar) und daheim auf Kunstrasen gegen den SV Eichede (Sonntag, 22. Januar).

Falls Eintracht Norderstedt nach der Wettkampfpause an die bislang guten Leistungen anknüpfen kann, wird es am 38. Spieltag zum Abschluss der Regionalliga-Runde mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Fußballfest im Edmund-Plambeck-Stadion geben. Gegner am Sonnabend, 27. Mai, ist der VfB Lübeck.

Fußballfest: Im letzten Punktspiel hat Eintracht den VfB Lübeck zu Gast

Sollten die Hansestädter dann schon als Meister und Aufsteiger in die 3. Liga feststehen, dürften sie viele gut gelaunte Fans mitbringen – und die sind dafür bekannt, dass sie mit ihren Trommeln und Gesängen für ordentlich Stimmung in der Hütte sorgen.

Zweites Ziel der Eintracht neben dem Klassenerhalt ist der Gewinn des Hamburger Lotto-Pokals. Doch bis zum Finale Ende Mai oder Anfang Juni ist es noch ein weiter Weg; die Achtelfinalpartie beim Oberligisten HEBC musste am 17. Dezember witterungsbedingt abgesagt werden, ein neuer Termin steht noch nicht fest.

TURA HARKSHEIDE (Oberliga Hamburg)

Die Winterpause ist für TuRa Harksheide unfreiwillig etwas länger ausgefallen. Das letzte Punktspiel gegen den TSV Sasel (1:0) fand am 2. Dezember statt. Die beiden darauffolgenden Partien beim USC Paloma und beim FC Türkiye fielen dem schlechten Wetter zum Opfer.

Besonders bemerkenswert ist die Heimstärke des Aufsteigers, der in der höchsten Klasse der Hansestadt den elften Tabellenplatz belegt. 21 von 24 Punkte holte das Team auf eigener Anlage.

Am 20. Januar geht’s gegen den Niendorfer TSV um Punkte

Coach Jörg Schwarzer hat sein Aufgebot schon am vergangenen Dienstag zur ersten Trainingseinheit des neuen Jahres gebeten. Und das aus gutem Grund: Die Vorbereitungszeit ist mit gerade einmal zweieinhalb Wochen bis zum Auftakt der Punktrunde am Freitag, 20. Januar, gegen den Niendorfer TSV (das Hinspiel endete 1:6) sehr kurz.

Die Katze im Kasten: Torhüter Abou Fofana peilt mit seinen Teamkollegen von TuRa Harksheide den Klassenerhalt in der Oberliga Hamburg an.
Die Katze im Kasten: Torhüter Abou Fofana peilt mit seinen Teamkollegen von TuRa Harksheide den Klassenerhalt in der Oberliga Hamburg an. © Unbekannt | Michael Eggert

„Die Jungs haben keine Laufpläne oder ähnliches mit in die Fußballpause bekommen. Da setze ich schon auf die Eigenverantwortung der Spieler“, sagt Schwarzer, der mit TuRa nach zwei Jahren Corona-Pause auch wieder am Hallenturnier um den Stadtwerke-Cup teilnimmt.

TuRa startet als Favorit beim Stadtwerke-Cup

Dort trifft der favorisierte Oberligist in der Vorrunde auf den Glashütter SV, den SC Poppenbüttel III, den VfL 93 Hamburg und den USC Paloma III. Einen Tag später findet um 14 Uhr auf eigenem Platz der erste Freilufttest gegen den SC Vorwärts-Wacker (Landesliga Hansa) statt. Das zweite und letzte Vorbereitungsspiel vor dem Re-Start ist für Sonntag, 15. Januar, um13 Uhr gegen den SC Condor (Landesliga Hansa) geplant.

Jörg Schwarzer geht fest davon aus, dass TuRa die Klasse halten wird: „Wir brauchen bestimmt so um die 40 Punkte. Es ist ja sogar möglich, dass es fünf Absteiger geben wird. Ich bin aber frohen Mutes, dass wir das schaffen werden.“

HAMBURGER SV III (Oberliga Hamburg)

Frank Schaube, Fußball-Abteilungsleiter des Hamburger SV e.V., macht gar nicht erst Anstalten, die Lage der dritten Herrenmannschaft schönzureden. „Wir belegen als 16. den ersten Abstiegsplatz, das ist natürlich enttäuschend.“

Erschwerend kommt aktuell hinzu, dass das Trainerduo Marcel Lettmann/Torben Wacker nicht mehr existiert. Lettmann hat sich beruflich in den hohen Norden verändert, neben seinem Job ist er nun als Coach bei Slesvig IF in der Landesliga Schleswig tätig.

HSV III will am Modell mit zwei Trainern festhalten

Schaube weiß, dass Handlungsbedarf besteht, bleibt aber trotzdem entspannt. „Wir setzen weiterhin auf das Modell mit zwei Übungsleitern und suchen nach einem geeigneten Nachfolger, jedoch nicht in Hektik. Es gibt zwei, drei vielversprechende Kandidaten, aber noch nichts Konkretes. Bezüglich unseres Kaders bin ich davon überzeugt, dass dieser gut genug ist, um den Klassenerhalt zu schaffen.“

Beim HSV III drücken alle Beteiligten die Daumen, dass Vereinspräsident Marcell Jansen bald wieder gegen den Ball treten kann. Der 45-malige Nationalspieler hatte sich früh in der Saison einen Sehnenriss gezogen und musste monatelang pausieren. „Das hat uns sehr wehgetan“, so Frank Schaube, „ich hoffe, dass er in diesem Monat oder im Februar wieder zurückkehrt.“ Erster Punktspielgegner ist am Sonntag, 22. Januar, der HEBC.

SV TODESFELDE (Oberliga Schleswig-Holstein)

Beim 23. SHFV-Lotto-Masters in der Kieler Wunderino-Arena wird der SV Todesfelde mit einem völlig neuen Gefühl auflaufen. Bei Deutschlands größtem Amateur-Hallenfußballturnier sind die SVT-Kicker als Titelverteidiger erstmals nicht die Jäger, sondern die Gejagten.

Der Rollenwechsel erklärt sich so: Im Januar 2020 holte das Team von Trainer Sven Tramm sensationell den Titel, seitdem hat der prestigeträchtige Wettbewerb wegen der Corona-Pandemie nicht mehr stattgefunden.

Höhepunkt der Vorbereitung ist das Trainingslager in Belek

In der Vorrundengruppe A treffen die Todesfelder auf den VfB Lübeck, den SC Weiche Flensburg 08 und den Heider SV. Die Gruppe B setzt sich aus dem 1. FC Phönix Lübeck, Holstein Kiel, dem SV Eichede und dem Eckernförder SV zusammen.

Erstmals an die frische Luft geht’s für die Truppe am Montag, 30. Januar. Dann beginnt das Vorbereitungsprogramm auf die zweite Saisonhälfte, dessen Höhepunkt wie schon im vergangenen Jahr ein Trainingslager in Belek/Türkei ist.

Qualifikation für Regionalliga-Aufstiegsrunde bleibt das Ziel

Das ausgegebene Ziel, die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord, hat der SV Todesfelde nicht aus den Augen verloren – auch wenn die Serie mit Platz drei in der aktuelle Oberliga-Tabelle hinter Spitzenreiter FC Kilia Kiel und dem SV Eichede bislang nicht ganz so positiv wie erhofft verlaufen ist.

Marco Pajonk (SV Todesfelde, gelbes Trikot) spielt eine starke Saison und will 2023 seinen 20 Toren noch weitere Treffer hinzufügen
Marco Pajonk (SV Todesfelde, gelbes Trikot) spielt eine starke Saison und will 2023 seinen 20 Toren noch weitere Treffer hinzufügen © Unbekannt | Nils Göttsche

Allerdings hatte es der SVT auch nicht ganz leicht. Die Sommerpause war mit nur drei Wochen extrem kurz, außerdem fehlt mit Kai-Fabian Schulz schon seit Monaten der wichtigste Abwehrspieler wegen eines Kreuzbandrisses. Ob und wann er in der Spielzeit 2022/2023 noch einmal ins Geschehen eingreifen kann, muss abgewartet werden.

Die Oberliga-Punktrunde wird am 20. Mai abgeschlossen

Da sich nur der Oberliga-Meister für das Aufstiegsturnier mit den Vertretern aus Hamburg, Bremen und Niedersachsen qualifiziert, dürfen sich die Todesfelder, die am Sonntag, 5. März, beim Schlusslicht SV Grün-Weiß Siebenbäumen den Punktspielbetrieb wieder aufnehmen, keine Ausrutscher mehr leisten. Abgeschlossen wird die Punktrunde am Sonnabend, 20. Mai, im heimischen Joda-Sportpark mit dem Match gegen den SV Frisia 03 Risum-Lindholm.

Eine überragende Serie spielt bislang Stürmer Marco Pajonk, der mit 20 Saisontreffern und Timo Barendt
(PSV Neumünster) die Torschützenliste der Staffel anführt. Sollte er auch weiterhin so erfolgreich knipsen, ist für ihn und seine Teamkollegen noch alles drin.

KALTENKIRCHENER TS (Landesliga Holstein)

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Zwar hat Aufsteiger KT im bisherigen Saisonverlauf überzeugt, ist mit 22 Punkten und zwei Partien Rückstand respektabler Tabellendritter hinter Spitzenreiter
SV Preußen 09 Reinfeld (29 Zähler) und dem SV Eichede II (24). Doch der Sportliche Leiter Boris Völker hält den Ball betont flach.

„Wir haben unser letztes Punktspiel am 12. November bestritten und legen erst am 18. März mit dem Derby beim SV Hen­stedt-Ulzburg wieder los. Das sind mehr als vier Monate ohne Wettkampf, gefühlt beginnt die Saison wieder ganz neu. Wir müssen wohl noch sechs Punkte holen, um den Klassenerhalt in der Tasche zu haben. Und den wollen wir uns so schnell wie möglich sichern. Über andere Szenarien denken wir gegenwärtig nicht nach.“

Stürmer Finn Rerop hat maßgeblichen Anteil am Höhenflug

Dass die Kaltenkirchener bislang so erfolgreich unterwegs sind, hat mehrere Gründe. Da ist beispielsweise die erstaunliche Entwicklung von Finn Luca Rerop. Der 21-Jährige führt mit zehn Treffern die Torjägerliste der Holstein-Staffel an.

Finn Luca Rerop (Kaltenkirchener TS, r.) hat sich erstaunlich entwickelt und führt mit zehn Treffern die Torjägerliste der Landesliga Holstein an.
Finn Luca Rerop (Kaltenkirchener TS, r.) hat sich erstaunlich entwickelt und führt mit zehn Treffern die Torjägerliste der Landesliga Holstein an. © Unbekannt | Nils Göttsche

Die Leistungsexplosion kommt allerdings nicht ganz von ungefähr: Der Youngster war zwar schon immer ein guter Kicker, ihm mangelte es aber an der nötigen Physis, um sich gegen robuste Abwehrrecken durchzusetzen.

KT kompensiert den Ausfall von Leistungsträger Malte Pietsch

Finn hat das erkannt und im Fitness-Studio viel und hart an sich gearbeitet, das zahlt sich nun aus“, sagt Völker, der aber auch noch zwei Mittelfeldakteure lobt. „Unser Sechser Nidal Cicek und der für den offensiven Part zuständige Jonas Jeschke harmonieren glänzend, beide machen einen Klasse-Job.“

So schafften die Kaltenkirchener das Kunststück, den langfristigen Ausfall des vermeintlich unverzichtbaren Malte Pietsch – er verletzte sich schon am vierten Spieltag und stand dem Team seitdem nicht mehr zur Verfügung – zu kompensieren.

Coach und Sportlicher Leiter leisten gute Arbeit

Ein Verdienst von Coach René Sixt, der die zahlreichen Neuzugänge, die viel Erfahrung mitbrachten, gut in das schon bestehende Mannschaftsgefüge integriert hat. Aber auch von Boris Völker, der bei der Zusammenstellung des Kaders ein gutes Händchen bewiesen hat.

Die lange Pause wird die Kaltenkirchener Turnerschaft übrigens wie der SV Todesfelde mit einem Trainingslager in südlichen Gefilden ein wenig überbrücken. „Der Ort steht noch nicht hundertprozentig fest, aber die Finanzierung ist gesichert“, so Völker.

SV HENSTEDT-ULZBURG (Landesliga Süd)

Deutlich trister als in Kaltenkirchen sieht es beim Nachbarn SVHU aus, der sich mit
15 Punkten in gefährlicher Nähe zur Abstiegszone befindet.

Nach rund einem halben Jahr im Amt ist Chefcoach Christian Pusch zurückgetreten, auch sein Assistent Patrick Soder steht nicht mehr zur Verfügung.

Sven Günther, zuletzt sieben Jahre lang als Spieler in Diensten der Henstedt-Ulzburger, soll nun als Trainer für Aufbruchstimmung sorgen und die Mannschaft vor dem Abstieg in die Verbandsliga retten.