Hamburg/Todesfelde. Lukas Benner, Ex-Spieler des SV Todesfelde, spielt jetzt für die Hamburg Pioneers. Warum sein Coach ihn manchmal bremsen muss.

„Mein Leben ist geprägt von Emotionen und Visionen. Ich muss immer wieder neue Dinge anpacken und dabei auch Risiken eingehen. Das gibt mir etwas.“

An dieser Lebensphilosophie hält Lukas Benner fest. Der 25-Jährige hat seine Laufbahn als Amateurfußballer beendet. Und das bewusst in dem Verein, für den er am liebsten auflief – den SV Todesfelde.

Hamburg Pioneers: Ungewöhnlicher Neuzugang vom Fußballplatz

Seine Laufbahn als Sportler ist allerdings noch nicht vorüber; der Fußballtorhüter spielt jetzt American Football. Benner hat sich der Regionalliga-Mannschaft der Hamburg Pioneers angeschlossen. Spaß zu haben in einem Team robust und leidenschaftlich kämpfender Männer, das hat es ihm angetan.

Seit acht Jahren verfolgt er das Geschehen in der pulsierenden Sportart, die aus den USA nach Europa hinübergeschwappt ist, erstaunliche Zuwächse verzeichnet und unter anderem auch in Deutschland enorm werbewirksam ist. „Man kann geradezu von einem Hype sprechen“, sagt Benner.

1,93 Meter sind ein Gardemaß für American Football

„Das wird sich in den kommenden Jahren noch weiter steigern. Ich bin fasziniert.“ Der überzeugte Football-Fan mit dem für diesen Sport idealen Gardemaß von 1,93 Metern galt schon immer als ziemlich speziell, durchaus von sich überzeugt, manchmal vielleicht auch als etwas übermotiviert.

Aber: Er wurde immer als Teamplayer geschätzt. Als jemand, der sich für Mitspieler einsetzt, sich Problemen stellt. Das war in Todesfelde so, und das wird auch im Traditionsverein aus dem Hamburger Stadtpark so sein.

Benner konnte beim SV Todesfelde Fabian Landvoigt nicht verdrängen

Beim SV Todesfelde hat Benner insgesamt fünf Jahre lang zu einem funktionierenden Kader gehört. Mit Unterbrechungen zwar, aber die Zeit verlief so intensiv, als hätte sie durchgehend und nicht in Etappen stattgefunden. Allerdings konnte er Fabian Landvoigt, die Nummer eins zwischen den Pfosten beim SVT, nicht verdrängen.

Der Schlussmann spielte dreimal, von 2016 bis 2017, von 2018 bis 2020 und von 2021 bis 2022 für den Fußball-Oberligisten SV Todesfelde.
Der Schlussmann spielte dreimal, von 2016 bis 2017, von 2018 bis 2020 und von 2021 bis 2022 für den Fußball-Oberligisten SV Todesfelde. © Unbekannt | Thomas Maibom

Deshalb war die Zeit reif für eine entscheidende Veränderung. Nach dem Regionalliga-Aufstiegsspiel gegen Kickers Emden (2:2) informierte Benner Anfang Juni alle Freunde und Bekannte von seiner Entscheidung. „Der SV Todesfelde war immer mein Lieblingsverein. Schade, irgendwie werde ich den Weggang sicherlich bedauern.“

Der 25-Jährige will Berufsfeuerwehrmann werden

2015 wurde er zum ersten Mal beim Dorfclub vorstellig. Nach nur einem Jahr wechselte er zu Eintracht Norderstedt in die Regionalliga Nord und kehrte 2018 nach einem Intermezzo bei Eutin 08 nach Todesfelde zurück. Von Juli 2020 hütete Benner das Tor beim Hamburger Oberligaclub HSV Barmbek-Uhlenhorst, er wurde dort jedoch nicht glücklich. Nach einer Saison war wieder Schluss, es folgt die zweite Rückkehr zum SV Todesfelde.

Parallel zum Sport muss sich Lukas Benner, dessen jüngerer Bruder Kevin (23) beim SVT in der zweiten Mannschaft in der Verbandsliga Süd-West kickt, um seine Ausbildung bei der Hamburger Berufsfeuerwehr kümmern. In diesem September legt er die Prüfung ab. „Die langen Anfahrten, die Anwesenheit bei Training und Spiel konnte ich irgendwann nicht mehr gewährleisten.“

Bei seinem neuen Club kommt Lukas Benner gut an

Was auf ihn in einer Stadt mit 1,9 Millionen Einwohnern beruflich zukommt, darüber ist sich Benner, der auch als Rettungssanitäter tätig ist, im Klaren. „Das Programm ist vielschichtig, es passiert jeden Tag viel. Ich will überall helfen, wo es geht, will unbedingt dabei sein.“

Er kommt bei den Hamburg Pioneers in seinem neuen sportlichen Umfeld gut an. Und obwohl er sich durch ein Missgeschick bei seinem Umzug innerhalb der Hamburger City einen Innenbandriss im rechten Knie zuzog, blickt er zuversichtlich nach vorn.

Die Pioneers sind das zweitbeste Football-Team in Hamburg

Die Einschätzung der neuen Mannschaftskollegen und seines mittlerweile guten Freundes Walter Ginder, den er beim Football kennenlernte, bestärkt ihn. „Lukas hat sich bei uns schnell entwickelt. Er bringt alle Voraussetzungen für einen exzellenten Spieler mit.“

Der 25 Jahre alte Benner (Mitte) hat sich bei den Hamburg Pioneers gut eingelebt und wird von seinen neuen Teamkollegen sehr geschätzt.
Der 25 Jahre alte Benner (Mitte) hat sich bei den Hamburg Pioneers gut eingelebt und wird von seinen neuen Teamkollegen sehr geschätzt. © Unbekannt | Jonas Wicker

So sieht es auch Stefan Mau, der Headcoach der Pioneers, die er auf den zweiten Platz in der Regionalliga Nord geführt hat. Seine Truppe ist nach den Sea Devils (European League) die stärkste Kraft in der Hansestadt.

Für den Pioneers-Headcoach ist Lukas Benner ein Megatalent

„Man soll ja nicht zu früh loben“, so der frühere Fußballer des WSV Tangstedt und ehemalige Footballcoach Frankreichs zum Thema Benner. „Lukas ist ein Megatalent. Manchmal muss man ihn bremsen, weil er ein Draufgänger ist.“ Die Vorstellung, dass Footballer möglichst muskelbepackt sein sollten, stimmt schon lange nicht mehr. „Auf technisches Rüstzeug kommt es an, auf Umsetzungsvermögen und Antizipation“, so Mau. Ballgefühl beim Fußball und Härte beim American Football – das könnte möglicherweise die ideale Mischung sein.

Der Kader der Pioneers ist mittlerweile auf mehr als 100 Aktive angewachsen – und es werden ständig mehr. „Jeder, der sich bei uns anbietet, gewisse Fertigkeiten mitbringt und Interesse hat, wird ausgebildet“, sagt Stefan Mau. Lukas Benner gilt auf der Position des Wide Receivers als wichtiger Spieler. Er muss den Ball fangen, der ihm vom Quarterback zugeworfen wird und weiterverarbeiten.

Seinen ersten Touchdown hat Lukas Benner übrigens schon erzielt. Er gelang ihm in der siegreichen Regionalliga-Heimpartie gegen die zweite Mannschaft der Braunschweig Lions.