Todesfelde. Der 19 Jahre alte Lukas Benner ist seit der Winterpause die Nummer eins beim SV Todesfelde. Sein Vorbild: Oliver Kahn
Wenn Sascha Sievers, Coach der Schleswig-Holstein-Liga-Kicker des SV Todesfelde, Lukas Benner in Aktion sieht, fühlt er sich sofort an einen früheren Bundesliga-Torhüter des Hamburger SV erinnert. „Er hat den Gang, die Haltung, die Statur und die Ausstrahlung von Frank Rost“, sagt der Übungsleiter. Es gibt aber noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Schlussleuten: „Lukas ist selbstbewusst, unbequem, ehrgeizig, mit seinen Teamkollegen und sich selbst nur ganz selten zufrieden. Genau das wünscht man sich als Trainer.“
Benner, 19, hat indes ein ganz anders Vorbild als Fußball-Rentner Rost: Oliver „Titan“ Kahn. Und wie der Vize-Weltmeister von 2002, der auf dem Platz nicht nur mit sensationellen Paraden glänzte, sondern auch schon mal seine Fertigkeiten im Kung-Fu demonstrierte oder Gegenspieler würgte, schießt er bisweilen etwas übers Ziel hinaus.. „In den Übungseinheiten kann es schon mal passieren, dass er einem Teamkollegen im Eifer des Gefechts das Schienbein poliert. Ich muss ihn dann ein bisschen bremsen“, sagt Sievers schmunzelnd.
Der Übungsleiter nimmt dem Keeper, der als vier Jahre alter Knirps beim TuRa Harksheide mit dem Fußballspielen begann und zur Serie 2015/2016 vom Hamburger SV III zum SV Todesfelde wechselte, solche Aktionen nicht krumm. Lukas Benner gibt halt immer alles, egal ob es sich um eine Trainingseinheit oder ein Punktspiel handelt. Und er stellt sich total in den Dienst des Kollektivs.
Der Youngster ist aber auch – genau wie Kahn – ein Mann der klaren Worte. Als in einer teaminternen Besprechung zu Beginn der Saison jeder Spieler sein persönliches Ziel für die Punktrunde definieren sollte, nahm Benner kein Blatt vor den Mund. „Ich bin zum SVT gekommen, um hier die Nummer eins zu werden“, teilte er seinen neuen Mannschaftskollegen mit – eine klare Kampfansage an den damaligen Torhüterkollegen Marc Aaron Kassler, der für die Position zwischen den Pfosten gesetzt zu sein schien.
„Einige Jungs haben große Augen gemacht, dass da ein Jungspund mit nur wenigen Landesligapartien auf dem Buckel dermaßen forsch auftritt und ins Tor eines Oberliga-Clubs will. Aber Lukas hat ja Wort gehalten“, sagt Sascha Sievers.
Benner verdrängte zunächst Kassler auf die Reservebank, was diesem überhaupt nicht behagte – er spielt mittlerweile beim Staffelkonkurrenten SV Henstedt-Ulzburg. Dann musste der Norderstedter nach einigen unbefriedigenden Punktspiel-Resultaten, für die er nicht verantwortlich war, dem vom
SV Schackendorf geholten Danny Schramm weichen. Sievers: „Lukas ist damit vorbildlich umgegangen und hat einfach noch mehr Gas gegeben. “
Das große Engagement hat sich gelohnt. Seit dem 27. Februar 2016, dem 2:0-Erfolg beim FC Reher/Puls, steht Benner wieder im Kasten des Schleswig-Holstein-Ligisten. Mit ihm als Rückhalt haben die Todesfelder eine imposante Serie von zehn Siegen in Folge und 36:9 Toren hingelegt (das gestrige Match gegen den Tabellenvorletzten TuRa Meldorf war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet).
Beim Dorfclub wird der Schlussmann auf jeden Fall bis zum Ende der Saison 2016/2017 bleiben. „Wir sind sportlich super aufgestellt. Unsere jüngsten Erfolge beruhen nicht auf Glück, die haben wir uns erarbeitet. Und wir sind eine verschworene, fast schon familiäre Gemeinschaft, in der ich alle Möglichkeiten habe, um mich zu präsentieren.“
Was danach wird, lässt er offen. Fakt ist aber, dass der 1,93 Meter lange und 79 Kilogramm schwere Lukas Benner seinen Lebensunterhalt mittelfristig mit dem Fußballspielen verdienen möchte. „Ich habe mir vorgenommen, im Sommer 2017 mein Abitur zu machen. Und dann will ich auf der Karriereleiter Step-by-Step nach oben klettern und Profi werden.“
Seine Stärken sieht er vor allem auf der Linie („Ich habe gute Reflexe“) sowie in den Eins-gegen-eins-Situationen. „Allerdings muss ich noch an der Präzision meiner Abschläge arbeiten.“
Sascha Sievers kennt seinen Schlussmann inzwischen gut genug, um zu wissen, dass dessen ambitioniertes Vorhaben kein Hirngespinst ist. „Warum soll er es nicht schaffen? Klar, ihm fehlt unter anderem noch Muskelmasse und damit auch ein wenig die körperliche Präsenz. Aber wie schnell man sich in diesem Bereich mit gezieltem Krafttraining verbessern kann, sehen wie ja gerade bei unserem Stürmer Morten Liebert.“
Zur Erinnerung: Der Goalgetter des SV Todesfelde ist mit 36 Treffern in 29 Partien aktuell der erfolgreichste Oberliga-Torjäger in Deutschland...