Todesfelde. Keeper Lukas Benner steht nach Intermezzos bei Eintracht Norderstedt und Eutin 08 wieder beim SV Todesfelde zwischen den Pfosten.

Das Erste, das Erstaunen auslöst, ist dies: Lukas Benner zieht die Trainingshose aus und präsentiert stolz eine stattliche Tätowierung auf dem rechten Oberschenkel. Der 1,92 Meter große Torhüter-Hüne schwärmte schon immer vom SV Todesfelde – und zum Dorfclub ist er nach dreijährige Abwesenheit mit Beginn dieser Saison zurückgekehrt.

1928 – das Gründungsjahr des SVT ist oberhalb des Knies gestochen. Dar­unter die Darstellung eines Totenkopfes und das Wort „Deathfield“, die englische Übersetzung des Clubnamens. Schon ziemlich verrückt und schrill. Doch Lukas Benner lächelt, er steht auf nicht alltägliche Verzierungen. Ungewöhnliche Tattoos kommen ja gerade bei Fußballern mehr und mehr in Mode.

„Ich habe sieben Tätowierungen am Körper, und damit ist noch nicht Schluss“, sagt der 21 Jahre alte Norderstedter. „Es werden welche an Armen, Brust und Beinen folgen, bis alle Flächen nahezu bedeckt sind. Ich habe einfach Lust, auf diese Weise Fantasie zu entwickeln“, sagt der Keeper mit den breiten Schultern und den bisweilen egozentrischen Verhaltensweisen. Benner ist ein Mann, der auch mal ausrastet und der vor allem kein Blatt vor den Mund nimmt; andererseits pusht er so aber auch die Mitspieler. „Manche sehen in mir einen verrückten Typen, und der bin ich auch“, charakterisiert er sich selbst.

Für den durchtrainierten Power-Sportler mit Stärken auf der Linie, guten Reflexen und positiver Aggressivität („mit der Strafraumbeherrschung hapert es leider etwas“) soll es nun also beim schleswig-holsteinischen Oberligisten weitergehen. Lukas Benner will eine sportliche Vergangenheit, die für ihn nicht immer erfreulich verlief, abschließen, um einen Neuanfang bei seinem Lieblingsverein zu starten. Ein Comebackversuch.

Rückblick in die Serie 2015/2016. Lukas Benner bestreitet seine erste Saison in Todesfelde. Schon damals hat er sich vorgenommen: Es soll aufwärts gehen, immer weiter. Sogar der Traum von einer Profi-Karriere entsteht. Benner, der noch drei Brüder hat, die Fußball spielen – mit Kevin (19) kickt er in der Ligaelf, Tobias (25) ist bei Barmbek-Uhlenshorst in der Oberliga Hamburg aktiv, Jonas (18) beim SVT II –, landet ein Jahr später bei Eintracht Norderstedt, wo er aber nicht glücklich wird und kaum zum Einsatz kommt.

Anschließend folgt der Wechsel zu Eutin 08, Regionalliga-Aufsteiger in der Saison 2016/2017. Zu dieser Zeit ist Hans-Jürgen „Mecki“ Brunner Coach, beide verstehen sich. Nach Brunners Ablösung kommt Lars Callsen, mit dem Benner Unstimmigkeiten hat.

Beim SV Todesfelde übernahm mit Beginn der letzten Saison Sven Tramm das Traineramt. Der rief Ende Januar bei Lukas Benner an und fragte ihn, ob er nicht zum SVT zurückkehren wolle. Schnelle Entscheidung, der Wechsel klappt. „Vor meiner Rückkehr nach Todesfelde war ich nicht mehr ich selbst“, sagt er. „Ich wurde von Selbstzweifeln getrieben. Dabei wusste ich immer, dass ich zu mehr fähig bin.“

Den Beweis will der Single nun antreten. Er ist sich im Klaren, dass es wiederum nicht ganz leicht wird, freut sich aber auf den Konkurrenzkampf mit Fabian Oeser, der auch kein Schlechter zwischen den Pfosten ist und seinen Stammplatz behalten will. Vielleicht wechseln sich die beiden aber auch ab.

Was für ihn die schönsten Erlebnisse im Tor in den vergangenen drei Jahren waren? „Mit Eutin habe ich im Oktober 2017 4:0 gegen den Lüneburger SK gewonnen und wurde zum Mann des Tages gewählt. Dann war da noch 2016 die Serie mit zehn Rückrundensiegen in Folge in Todesfelde.“

Von einem Erfolgserlebnis an diesem Sonnabend im Freundschaftsspiel gegen Zweitligist Holstein kann er allenfalls träumen. Trotzdem sagt Benner selbstbewusst: „Auch in einer solchen Partie will ich meinen Kasten sauber halten und unbedingt gewinnen.“

Er ist eben so, wie er ist. Das bekräftigt sein Vater Harry: „Viele sehen ihn als abgedreht, und das ist er manchmal wohl auch.“ Todesfeldes Teammanager Timo Gothmann weiß, dass der Rückkehrer anders kann. Er besorgte ihm vertrauensvoll das Trikot mit der Nummer 74, Gothmanns Geburtsjahr...