Henstedt-Ulzburg. Sergej Khrolenkov und Juri Petrenko dürfen nicht zeitgleich für Herren 30 des TC Alsterquelle antreten. Die Regel kostete schon Punkte.

Das Tennisspielen lernte Sergej Khrolenkov als Knirps. In Nowosibirsk, drittgrößte Stadt Russlands, entdeckte er mit fünf Jahren den Spaß am Umgang mit dem Racket. „Es gab wenig Möglichkeiten. Da war ein Tennisfeld in einer Mehrzweckhalle neben einer Fabrik. Der Belag ähnelte einem Parkettboden und war schnell“, so Khrolenkov, der sich in seiner Tennis-Leidenschaft nicht bremsen ließ. Mit elf Jahren gehörte er zu den fünf besten sowjetischen Talenten und wollte Profi werden.

„In meiner Heimat gab es wenige Tennisschulen, deshalb ging ich mit 16 Jahren nach Deutschland“, erzählt der Herren-30-Spieler des TC Alsterquelle. Mit der Profikarriere klappte es nicht, Khrolenkov blieb trotzdem in Deutschland und kam 1999 zum TCA. Seinen Lebensunterhalt verdient der 37-Jährige – wie sein gleichaltriger Freund und Mannschaftskamerad Juri Petrenko, der 2006 aus der Ukraine in die Bundesrepublik kam – als Tennistrainer. Khrolenkov arbeitet selbstständig, Juri ist Chefcoach beim TC Siek.

Die Freunde gehören fest zum Team des TC Alsterquelle. Doch 2015 wurde das Duo vom Regelwerk des Deutschen Tennisbundes überrascht. Laut Paragraf 58 der Wettspielordnung ist es nicht erlaubt, zwei Nicht-EU-Ausländer gleichzeitig im Regionalligateam der Herren-30 einzusetzen. Derselbe Paragraf trifft auf Damen und Herren zu. Ab der Damen 30 und Herren 40 gelten aber andere Vorschriften. Dann genügt es, wenn ein Spieler mindestens fünf Jahre in Deutschland lebt, um als „Tennisdeutscher“ zu gelten.

Für den TCA bedeutete dies im Sommer 2015 unter anderem die Aberkennung eingefahrener Siege und der Kampf um den Klassenerhalt. „Wir mussten Spieler aus anderen Ländern einfliegen lassen, was eine ziemlich kostspielige Angelegenheit war“, so Clubchef Christian Ladehoff. Die Konsequenz für Sergej Khrolenkov und Juri Petrenko: Einer von beiden musste zuschauen, während andere um Punkte kämpften. „Das ist schade für den Verein, für die Fans und die Familien. Sergej und Juri gehören seit Jahren zu uns“, sagt Christian Ladehoff.

Über den Sinn des Paragrafen 58 lässt sich streiten. Dass deutsche Tennistalente in den Bundesligen gefördert werden sollen, ist noch verständlich. Aber warum in der Regionalliga der Herren 30 ein Däne anders als ein Russe oder Ukrainer behandelt wird, erschließt sich nicht vielen Beobachtern. Björn Kroll, der beim Tennisverband Schleswig-Holstein Vizepräsident für Mannschafts- und Turniersport ist, sieht das ähnlich und hat beim Deutschen Tennisbund vorgesprochen und den Wunsch vorgetragen, Nicht-EU-Ausländer den EU-lern gleichzustellen.

„Die Entscheidung, daraus nun einen Antrag für die nächste Mitgliederversammlung zu formulieren, liegt jetzt beim Präsidium des DTB“, so Kroll, der hinzufügt: „Mir war nie klar, wieso jemand, der nachweislich jahrelang hier lebt, kein generelles Spielrecht bekommt. Dafür werden beispielsweise Dänen eingeflogen, die nie oder selten in Deutschland sind, um Personallücken zu füllen. Das ist in meinen Augen der größte Quatsch.“

Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. Juri Petrenko ist dabei, einen deutschen Pass zu beantragen und hat seinen Einbürgerungstest schon bestanden. Allerdings fehlen ukrainische Dokumente, sodass die Zeit bis zum Sommer knapp werden könnte und die Alsterqueller wohl zum Punktspielbeginn am 5. Mai wieder in den sauren Apfel beißen müssen. „Wir hoffen, dass sich Sponsoren finden, die uns finanziell unterstützt, damit wir die Saison in voller Besetzung bestreiten können. Wie bieten Partnern Werbung auf der Vereinskleidung und auf dem Platz an. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit eine Tennisstunde anzubieten oder ein kleines Event auszurichten“, sagt Ladehoff. Für weitere Auskünfte steht Teamkapitän Ingmar Deneke unter der Mobilnummer (0163/205 11 05) oder per E-Mail (ingmardeneke@gmx.de) zur Verfügung.