Norderstedt. Gerade einmal 14 Feldspieler stehen dem Tabellenvierten der Regionalliga Nord am Sonntag gegen den BSV Rehden zur Verfügung.
Eintracht Norderstedt steht nicht allein, sondern befindet sich mit seiner massiven Verletzungsliste in illustrer Gesellschaft. Schließlich wird kein geringerer Club als der FC Bayern München zu seinem Auswärtsspiel bei Werder Bremen mit gerade einmal 13 einsatzfähigen Feldspielern anreisen, wie Star-Coach Pep Guardiola am Freitag verkündete.
Mitleid darf der Bundesliga-Tabellenführer trotzdem nicht erwarten, und gleiches gilt für die Eintracht in der Regionalliga Nord. Dort kalkuliert Trainer Thomas Seeliger für die Partie am Sonntag gegen den BSV Rehden (14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) aber immerhin mit 14 ausreichend fitten Akteuren für Abwehr, Mittelfeld und Angriff. „Das muss reichen“, sagt er, wird also höchstwahrscheinlich auf kurzfristige Unterstützung aus der U19 oder gar der Kreisliga-Reserve – beide haben spielfrei – verzichten.
Im Vergleich zum Sieg beim FC St. Pauli II (2:0) fehlen Seeliger der langzeitverletzte Haris Kevac (Kreuzbandriss) sowie David Karg (Muskelfaserriss) und Juri Marxen (Bluterguss im Sprunggelenk). Dafür hat sich der Abwehrchef zurückgemeldet – Marin Mandic konnte das Mannschaftstraining beschwerdefrei absolvieren und dürfte demnach in der Startelf stehen. Er könnte zusammen mit Jan-Philipp Rose die Innenverteidigung bilden, der formstarke Clifford Aniteye würde auf die rechte Seite der Viererkette rücken.
In Rehden hatte vor zwei Wochen Trainer Alexander Kiene über Nacht gekündigt und wechselte zum TSV Havelse. Der neue Mann an der Seitenlinie ist genauso wie Thomas Seeliger bundesligaerfahren: Franz Gerber trug von 1971 bis 1987 93-mal in der 1. und 213-mal in der 2. Bundesliga das Trikot des FC Bayern, des FC St. Pauli, des Wuppertaler SV, von 1860 München, des ESV Ingolstadt und von Hannover 96. Später war er unter anderem sportlicher Leiter auf St. Pauli, die Wege von Gerber und Seeliger haben sich allerdings bei keiner Station gekreuzt. Zuletzt agierte der heute 61-Jährige als Berater beim BSV. Der Verein aus dem niedersächsischen Landkreis Diepholz gilt als kompliziert – der Vorsitzende und Mäzen Friedrich Schilling sitzt beispielsweise sogar neben dem Trainer auf der Bank.
Eine derartige Konstellation wäre bei Eintracht Norderstedt undenkbar, Dafür befasst sich der Vorstand mit den Ursachen der Verletzungsmisere. Seit Sommer sind in 15 Fällen Spieler mal kürzer, mal länger ausgefallen. „Manchmal ist es erklärlich, ein anderes Mal nicht“, sagt der Vereinsvorsitzende Reenald Koch. So könnten die muskulären Verletzungen bei David Karg, Tim Petersen und Ermir Zekjiri darauf zurückgeführt werden, dass das Trio jeweils die Vorbereitung nur teilweise beziehungsweise gar nicht absolviert hat. Die Kreuzbandrisse bei Kevac und Linus Meyer, die Gesichtsfraktur von Jan-Philipp Rose oder der Adduktorenabriss von Deran Toksöz sind hingegen nach Ansicht der Verantwortlichen vor allem eines – Pech.
Die medizinische Betreuung und die Arbeit im regenerativen Bereich sollen nun weiter professionalisiert werden. Aus dem Mannschaftskreis ist bereits regelmäßig großes Lob über die Kooperation mit dem renommierten Lans Medicum zu hören. Dort werden Verletzungen behandelt, Reha-Übungen durchgeführt und individuelle Trainingspläne erstellt, zu den Angeboten zählt auch modernes Höhenkammertraining. Das Medicum, dessen ärztlicher Direktor Philip Catalá-Lehnen unter anderem auch schon Teamarzt beim Hamburger SV war, hatte die Zusammenarbeit vor einigen Monaten selbst angeregt und wirbt sogar auf seiner Homepage mit den Norderstedter Fußballern. Vor Ort in Garstedt hat die Eintracht ihr Team derweil mit einer weiteren Physiotherapeutin verstärkt, sodass die Spieler hier täglich betreut werden können. Weiterhin vakant ist die Position von Hans Baudisch, der den Verein im Juli verlassen hatte – ein Nachfolger für den erfahrenen Reha-Coach soll aber bald gefunden sein.