Norderstedt . Für die Bewerbung als Austragungsort der Schießwettbewerbe bei den Olympischen Spielen 2024 plant die Stadt den ganz großen Wurf.

Falls die Norderstedter noch nicht so richtig Feuer und Flamme für die XXXIII. Olympischen Sommerspiele 2024 in Hamburg waren, dann könnte sich das spätestens mit dieser Nachricht ändern. Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote bestätigte am Mittwoch einen Bericht der Regionalausgabe Norderstedt, wonach sich die Stadt Norderstedt als Austragungsort für die olympischen Schießwettkämpfe bewirbt.

Für die Bewerbung wurde ein Konzept erarbeitet, dass nicht einfach nur den Neubau eines temporären, olympischen Schießsportzentrums vorsieht. Würde es umgesetzt, wäre es die größte Investition in den Leistungs- und Breitensport in der Geschichte der Stadt.

„Seit der Stadtgründung wurde in Norderstedt nicht mehr in eine Großsportanlage investiert“, sagte Grote. „Die Olympia-Option befeuert eine alte Diskussion um fehlende Sportflächen neu. Olympia ist gleichsam das Vehikel, um Pläne für eine solche Anlage endlich Realität werden zu lassen.“

Zwei Hallen und ein Stadion wären möglich

Obwohl alles noch in der „Ideen-Phase“ sei, sind die Eckpunkte der Planung konkret und gehen weit ins Detail. Standort für das Zentrum wäre die Fläche des ehemaligen Brüderhofes im Nordosten der Stadt an der Schleswig-Holstein-Straße. Um die olympischen Wettbewerbe im Wurfscheibenschießen (Trap und Skeet) auszurichten, müsste dort eine Tribüne für 10.000 Zuschauer entstehen, gegenüberliegend eine Lärmschutzwand, auf die gefeuert würde. Nach den Spielen soll aus dieser Anlage ein Fußballstadion entstehen, das tauglich ist für die 3. Liga und somit die Ambitionen von Eintracht Norderstedt berücksichtigt. Für die olympischen Pistolen- und Luftgewehr-Disziplinen würde eine 100 Meter lange und 60 Meter breite Multifunktionshalle gebaut. „Die Schießstandtechnik für die 50-, 25- und 10-Meter-Wettbewerbe könnte problemlos auf- und wieder abgebaut werden“, sagt Grote. Die Halle könnte nach Olympia für Sportevents, Konzerte, den Breitensport und andere Veranstaltungen zur Verfügung stehen. 3000 Zuschauer würden hier Platz finden. Ein Investor, der schon lange in der Region auf der Suche nach einem Standort für eine Konzerthalle ist, würde sich beim Bau der Halle beteiligen, sagt Grote.

Neben der großen müsste für Olympia auch noch eine kleine Halle gebaut werden, die sogenannte Final-Halle, in der die Gold- Silber- und Bronze-Medaillen verliehen werden. Diese kleine Halle könnte in der Nachnutzung ebenfalls dem Vereinssport zugute kommen. Im Außenbereich der Anlage wären zusätzlich Spielfelder für Beachvolleyball oder das Bogenschießen denkbar, sagt Grote. „Insgesamt ist die Anlage natürlich weit draußen. Für den Kinder- und Jugendsport wäre das nur etwas am Wochenende.“ Außerdem müsste die Infrastruktur für Olympia angepasst werden. „Wir planen mit einer Fahrradstraße bis zum Gelände. Der ÖPNV würde ausgebaut. Für die Anbindung mit dem Zug ist die Wiederbelebung des still gelegten Industriestammgleises, das im Besitz der AKN ist, denkbar.“ Seit einem halben Jahr geht die Stadt mit den Plänen schwanger. Gemeinsam mit regionalen und nationalen Schützenverbänden und Norderstedter Vereinen wurden sie entwickelt. Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt präsentierte sie bei der Hamburger Olympia-Bewerbergesellschaft. Studt sitzt dort als einziger Schleswig-Holsteiner im Beirat. „Auch Ministerpräsident Thorsten Albig macht sich für unsere Initiative stark“, sagt Grote. Die Reaktion in Hamburg fiel zurückhaltend aus. Dort wurde bislang ausschließlich mit dem Schießstand im niedersächsischen Garlstorf geplant. Eine für das jagdliche Schießen bekannte Anlage, die aber von vielen, teilweise prominenten Hamburger Hobbyschützen genutzt wird. „Garlsdorf hat eine starke Lobby in Hamburg, das ist uns bewusst“, sagt Grote. „Bis zur Entscheidung, wer den Zuschlag bekommt, haben wir jetzt vier Wochen Zeit, um unsere Idee zu konkretisieren und mit Zahlen zu unterlegen. Denn einen Kostenrahmen können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht stecken.“ Inhaltlich greife das Konzept aber exakt die Philosophie der Hamburger Bewerbung auf: kurze Weg und Nachhaltigkeit. Wenn aus Olympia in Hamburg nichts wird, dann sei das nicht das Todesurteil für die Pläne, sagt Grote. „Wir sollten dann auf jeden Fall versuchen, eine abgespeckte Version des Sportzentrums zu realisieren.“

Eintracht hat Ideen zur Auslastung des Stadions

In ersten Reaktionen nach dem Bekanntwerden der Pläne zeigt sich der Eintracht-Vorsitzende Reenald Koch begeistert: „Das wäre ein Meilenstein für die Stadt, man hätte einen bundesweiten Imagegewinn. Aber die Basis für alles ist Olympia.“ Die Idee eines Stadion-Neubaus findet die Eintracht hoch attraktiv. „Damit wäre die Einstiegsvoraussetzung für die 3. Liga erfüllt und ein großer Stein aus dem Weg geräumt. Wir würden umsiedeln“, so Koch. „Dazu könnten wir dank unserer guten Kontakte auch U21- oder Frauenländerspiele bekommen oder das Pokalendspiel aus Schleswig-Holstein.“ Er ist sich sicher: „Es gäbe genügend Auslastungsmöglichkeiten.“

Der Club zählt zu den Spitzenteams der vierten Liga und strebt mittel- bis langfristig einen Aufstieg in die 3. Liga an. Das Edmund-Plambeck-Stadion in Garstedt kann aber kaum erweitert werden, erst recht nicht verdoppelt auf 10.000 Plätze, wie für eine höhere Spielklasse nötig. Zudem wären die Anwohner von einem Ausbau des Standortes sicherlich wenig begeistert.