Henstedt-Ulzburg. Zweitliga-Handballer des SVHU besiegen TSG Ludwigshafen-Friesenheim 27:26. Julian Lauenroth verwandelt Strafwurf nach Schluss-Sirene.

Es ist der Moment, wie ihn sich wohl jeder Handballer einmal erträumt (Wunsch- oder Albtraum sei dahingestellt). Der Erfolg eines hart umkämpften Spiels hängt nur noch an ihm und dieser einen Sekunde. Die Spieluhr in Halle 2 an der Maurepasstraße steht bei 60:00 Minuten, darüber strahlt in leuchtend grünen Ziffern der Spielstand – 26:26.

Julian Lauenroth, Rechtsaußen der Zweitligamänner des SV Henstedt-Ulzburg, steht am Siebenmeterstrich zum Duell bereit – knapp vier Meter vor ihm Kevin Klier, der Torhüter der TSG Ludwigshafen-Friesenheim. Nur noch diese Aktion, dieser Strafwurf, den Jens Thöneböhn Sekunden vor Schluss rausgeholt hatte, bringt die Entscheidung über eine simple Punkteteilung oder den Triumph der „Frogs“.

Hatten eben noch die SVHU-Höllentrommler und die nur 400 erst spät, dann lautstark zum Leben erwachten Heimfans für einen ohrenbetäubenden Radau gesorgt, kann man nun fast die sprichwörtliche Nadel zu Boden fallen hören. Der Pfiff ertönt, Lauenroth setzt an, eine Täuschbewegung, dann wirft er links, halbhoch an Klier vorbei. Ein Jubelsturm bricht los. Während die Gäste recht schnell in ihrer Kabine verschwinden, lassen die SVHU-Spieler ihren Helden hoch leben, werfen ihn einige Male in die Höhe.

„Ganz ehrlich, da war in dem Moment nichts in meinem Kopf, der war leer, ich wollte nur treffen“, sagt Julian Lauenroth einige Minuten später, schon wieder ganz die Ruhe selbst. „Klar freue ich mich riesig, Schließlich war das nicht mein bestes Spiel gewesen, neben vier Toren hatte ich auch vier Fahrkarten geworfen. Aber bei Siebenmetern läuft es für mich in dieser Saison bislang sehr gut, da war es logisch, dass ich nach Nicos Fehlwurf zu Beginn der Halbzeit den Ball nehme.“

Besagter Nico Kibat hatte während der Entscheidung in der eigenen Hälfte – Kopf zu Boden – gekauert und konnte das Drama nicht mit ansehen. Erst als der Lärm um ihn herum losbrach, wusste der „Frogs“-Kapitän, dass nun auch er den Sieg über sein Ex-Team bejubeln durfte. Verdiente Freude, zu der der Regisseur als Abwehr-Mittelblock einen ebenso großen Teil beigetragen hatte wie jedes Team-Mitglied an diesem Abend. „Ein wirklich hartes Stück Arbeit“, so Kibat, „die TSG hat uns alles abverlangt.“ Auch, weil sich die „Frogs“ erneut durch einen müden Start das Leben selber schwer machten und schnell mit 2:6 (9.) hinten lagen.

Gut, dass Tim Völzke seinen „besten Stoff“ zur Verfügung hatte und aus fast jeder Lage bei nur drei Fehlwürfen insgesamt elfmal traf. Der Shooter im linken Rückraum hatte in den vorangegangenen Partien zwar auch ordentliche Leistungen abgeliefert, aber nicht geglänzt. Ein Vorteil? „Vielleicht hat mich die TSG ja unterschätzt. Daniel Eggert hatte letzte Woche neunmal getroffen, deswegen sind sie nun offensiv gegen ihn vorgegangen. Das habe ich nutzen können, aber auch nur so gut, wie die Szenen durch meine Mitspieler vorbereitet wurden“, sagte Völzke, „das war ein Spiel, wie man es sich wünscht. Vielleicht wirkt das ja für uns alle wie ein ‘Dosenöffner’ und wir starten künftig auch besser.“

Spielverlauf: 0:2 (3.), 2:3, 2:6 (9.) – Auszeit SVHU – 3:7, 5:7 (13.), 5:9, 7:9 (19.), 8:11, 10:11 (24.), 11:12, 12:14 (29.), 13:15 – 13:16 (34.), 16:16 (36.), 16:18 (39.), 17:19, 19:19 (44.), 21:21 (47.) – Auszeit SVHU (49.) – 22:22 (52.) – Auszeit TSG (52.) – 23:23 (53.), 24:24 (55.), 25:25 (57.), 26:25 (57.) – Auszeit SVHU (59.) – 26:26 (59:47), 27:26 (60:00).
Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Tim Völzke (11), Jens Thöneböhn (6), Julian Lauenroth (4/1 Siebenmeter), Daniel Eggert (2), Nico Kibat (2/1), Robert Schulze und Martin Laursen (je 1).