Henstedt-Ulzburg. Henstedt-Ulzburg bekommt einen modernen Treff für Bildung und Kultur. Warum die Gemeindepolitik dem Millionenprojekt zustimmt.
Henstedt-Ulzburg erhält eine XXL-Bücherei: Das steht fest, weil die Mitglieder des Bildungs-, Jugend-, Kultur- und Sportausschusses einstimmig und ohne längere Diskussion über Kosten und Konzept entschieden haben. Wahrscheinlich wird der „Dritte Ort“, also ein Zentrum für Lesen, Lernen und Kulturveranstaltungen, schon im April 2025 im City Center Ulzburg (CCU) eingeweiht.
Die Fakten liegen auf dem Tisch und können jederzeit auch von interessierten Einwohnern Henstedt-Ulrburgs auf der Website der Gemeinde eingesehen werden. Wer will, kann sich dort auf 90 Seiten über die künftige Einrichtung informieren.
XXL-Bücher als „3. Ort“: Treff für Bildung und Kultur mitten im CCU
Im Kern geht es darum: „Die Gemeindebücherei verwandelt sich für den 3. Ort in eine Lern- und Begegnungsstätte von hoher Aufenthaltsqualität, die die unterschiedlichsten Zielgruppen dazu animieren soll, hier einen Teil ihrer Freizeit zu verbringen.“ Verfasst wurde das Konzept vom niederländischen Architekten Aat Vos und dessen Firma includi. Vos realisiert auch das Bildungshaus am Herold-Center in Norderstedt.
Jochen Brems, Geschäftsführer der Volkshochschule Henstedt-Ulzburg und Ideengeber für den 3. Ort, brachte es während der Ausschusssitzung auf den Punkt: „Das ist eine wichtige Investition in den sozialen Zusammenhalt der Gemeinde.“ Seine Ansprüche sind hoch, konnten aber von den anwesenden Politikern nachvollzogen werden: Es sei ein Projekt, um Jugendliche von der Straße zu holen und somit auch ein Projekt gegen Radikalisierung. Im Übrigen werden seiner Ansicht nach auch die Geschäfte in der Umgebung von dieser Einrichtung profitieren. Träger und Betreiber wird die Gemeinde Henstedt-Ulzburg.
Auf zwei Ebenen soll es ein vielfältiges Angebot geben
1200 Quadratmeter stehen für den 3. Ort im CCU zur Verfügung. Auf dieser Fläche, die gleich links hinter dem Eingang im Bereich des ehemaligen Cafés liegt, soll auf zwei Ebenen (vorgesehen ist eine Galerie) allerhand untergebracht werden:
Eine kleine Bühne, eine Küchenzeile zur Zubereitung und Ausgabe von Kaffee, Tee, Kuchen oder einfachen Speisen, ein Ruheraum zum Lesen und Arbeiten, ein abgeschlossener Veranstaltungsraum, in Kreativraum, ein buchbarer Arbeitsraum für Gruppen, ein abgetrennter Raum für „Gaming“, ein geschützter Bereich für Kleinkinder, Begegnungsräume und -flächen für Kommunikation und Aufenthalt, Arbeitsnischen für Kleingruppen.
Büchereibesuch wahrscheinlich auch nach und vor den Öffnungszeiten möglich
Der Kern aber wird die Bücherei, die die Ausmaße und das Angebot der bisherigen Gemeindebücherei bei Weitem übertreffen soll. Um die künftige Arbeit bewältigen zu können, müsste das Personal allerdings aufgestockt werden. Das machte Büchereileiterin Birgit Raguse deutlich: Zwei weitere Stellen, darunter eine medienpädagogische Fachkraft, seien nötig.
Eine Forderung, an der sich die Gemeindepolitiker noch abarbeiten müssen. Die aber nachvollziehbar erscheint: Durch die deutliche Erweiterung der Bücherei und ein Aufstocken des Medienbestandes werde gegenüber dem aktuellen Stand eine dreifach erhöhte Nutzung erwartet, betonte Birgit Raguse. Damit legt sie Erfahrungen aus anderen Orten zugrunde. Die Bücherei wird möglicherweise auch nach und vor den offiziellen Öffnungszeiten erreichbar sein. Über das Konzept einer „Open Library“ muss allerdings noch detailliert beraten werden.
Der CCU-Betreiber beteiligt sich mit einem Millionenbetrag an dem Projekt
Überhaupt gibt es noch eine Menge Abstimmungsbedarf über das vorliegende Konzept. Für die Gemeindepolitiker und die Projektbetreiber war zunächst ein grundsätzlicher Beschluss nötig. Denn die Gemeinde muss ganz schnell Zuschüsse einwerben und die dafür erforderlichen Antragsfristen einhalten.
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Die Gemeinde muss das Projekt nicht alleine finanzieren: Die CCU-Eigentümer, also der Investmentfonds Greenman, wird sich mit 1,3 Millionen Euro am Umbau beteiligen, das betrifft unter anderem Fußböden, Strom- und Wasserleitungen, sanitäre Einrichtungen, den Bau der geplanten Galerie und weitere Räume. Das passiert nicht uneigennützig: Ein 3. Ort könnte das angeschlagene Image des Einkaufszentrums aufbessern. Die Inventarplanung und -beschaffung ist mit 2,2 Millionen Euro angesetzt.
Das letzte Wort hat die Gemeindevertretung am 25. Juni
Um Finanzsicherheit zu schaffen, benötigte die Gemeindeverwaltung von der Politik eine Verpflichtungsermächtigung über 1,774 Millionen Euro für das laufende Haushaltsjahr. Mit diesem probaten Mittel wird für eine Bereitstellung des Geldes gesorgt, obwohl die Gemeinde noch nicht über einen gültigen Finanzplan für 2024 verfügt. Abstimmung über die Verpflichtungsermächtigung kommt einem Grundsatzbeschluss über die Einrichtung des 3. Ortes gleich.
Das letzte Wort wird auf der Sitzung der Gemeindevertretung am 25. Juni gesprochen. Eine Rücknahme des Beschlusses im Bildungs-, Jugend-, Kultur und Sportausschuss ist nicht zu erwarten.