Norderstedt. Peter Faden GmbH ruft etliche Chargen Wurst zurück. Welcher gefährliche Erreger bei einer Prüfung darin nachgewiesen wurde

Der Norderstedter Fleisch- und Wurstwarenhersteller Peter Faden hat offenbar Salami produziert und in Umlauf gebracht, die mit Bakterien verunreinigt ist. In der Wurst wurden bei einer geplanten Probennahme durch die Lebensmittelüberwachung des Kreises Segeberg Listerien festgestellt. „Eine Gesundheitsgefahr kann nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einem Rückruf der Ware, die über das Portal lebensmittelwarnung.de des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verbreitet wurde.

Betroffen seien die Produkte Salami, Pizza-Salami, Holsteiner Salami („Steertpogg Wurstwaren“) und Salamikappen. Dabei handelt es sich offenbar um Einzelpackungen mit jeweils 1000 Gramm Inhalt, die ausschließlich im Großhandel vertrieben werden. Die Wurst wird später zum Beispiel in der Gastronomie auf belegten Broten oder Pizza verarbeitet. Produziert wurde die verunreinigte Wurst in zehn Chargen zwischen dem 23. Mai und dem 5. Juni.

Listerien in der Salami: Ermittlungen laufen

„Unverzüglich nach Bekanntwerden des Untersuchungsergebnisses hat der Betrieb den öffentlichen Rückruf eingeleitet, um die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen“, teilte Sabrina Müller, Sprecherin des Kreises Segeberg, mit. „Außerdem haben am selben Tag sowohl die amtliche Überwachung als auch der Betrieb zahlreiche Proben von Produkten und der Umgebung entnommen, um die Ursache für den Eintrag zu ermitteln und um auszuschließen, dass weitere Produkte betroffen sind. Die Untersuchungen laufen noch.“

Wie es zu der Verunreinigung der Wurst mit Listerien kam, konnte laut den Prüfern der Lebensmittelüberwachung noch nicht herausgefunden werden. „In lebensmittelverarbeitenden Betrieben können Listerien über tierische und pflanzliche Produkte eingetragen werden. Listerien können über einen langen Zeitraum in der Produktionsumgebung überdauern, insbesondere, wenn Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen nicht sachgemäß durchgeführt werden. Erste Ergebnisse der Umgebungsuntersuchungen geben allerdings keinerlei Hinweise auf Mängel bei Reinigung- und Desinfektionsmaßnahmen“, sagt Sabrina Müller.

„Die Norderstedter Fleisch- und Wurstwaren Peter Faden GmbH & Co KG entschuldigt sich bei allen Betroffenen für die entstandenen Unannehmlichkeit“, teilt das Unternehmen mit Sitz am Kösliner Weg in Garstedt mit.

Gesundheitsgefahr: Listerien haben „hohe Letalität“

Für Listerien gilt laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) eine Meldepflicht in Deutschland. Denn die Krankheitserreger haben eine vergleichsweise „hohe Letalität“, die laut RKI im Durchschnitt bei 7 Prozent der Fälle von an Listeriose Erkrankten liege. Mit einigen hundert Erkrankten pro Jahr gehört die Listeriose aber zu den selteneren Lebensmittelinfektionen des Menschen in Deutschland.

Je nach Infektionsdosis und dem Gesundheitszustand der betroffenen Person, variieren die Symptome erheblich. Sie reichen von leichten, grippeähnlichen Erkrankungen mit Fieber, Muskelschmerzen, Erbrechen und Durchfall bei gesunden Erwachsenen über systemische Infektionen bis hin zu Hirnhaut- und Gehirnentzündungen mit einem hohen Anteil an tödlichen Verläufen bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr. Infektionen bei Schwangeren können Fehl- oder Frühgeburten zur Folge haben. Die Neugeborenen kommen oft mit schweren Schäden zur Welt.

Ein Grund: Unsachgemäße Reinigung und Desinfektion

Listerien sind weltweit verbreitet, teilt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein mit. Sie kommen überall in der Umwelt vor, in der Erde und auf Pflanzen, im Kompost und in Abwässern. Auch im landwirtschaftlichen Bereich (Tierfutter, Verdauungstrakt und Kot von Tieren) sind sie weit verbreitet. Sie können beim Melken oder beim Schlachten in die Lebensmittel gelangen. Deshalb sind vor allem rohe, vom Tier stammende Lebensmittel betroffen. Gemüse kann mit Erde oder tierischem Dünger verunreinigt sein, welche den Erreger enthalten. So können Listerien auch auf Frischgemüse oder Blattsalaten vorkommen.

„Sie sind aber auch in Lebensmittel verarbeitenden Betrieben zu finden, insbesondere wenn Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen nicht sachgemäß durchgeführt werden“, so die Verbraucherschützer. So können auch erhitzte oder anderweitig haltbar gemachte Lebensmittel zum direkten Verzehr bei der Verarbeitung verunreinigt werden.

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Listerien sind recht widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse wie Salz oder Säure. Der Keim kann sich sogar bei Kühlschranktemperaturen vermehren. Auch das Tiefkühlen überlebt er, vermehrt sich aber wenigstens nicht. Auch Sauerstoffmangel (z.B. in vakuumverpacktem Brühwurstaufschnitt oder Räucherfisch) ist kein Problem. Vollständiges Kochen, Braten oder Backen von Lebensmitteln (Durchgaren an allen Stellen des Lebensmittels bei mehr als 70 °C für mindestens zwei Minuten) tötet die Listerien ab.

Peter Faden Norderstedt: Traditionsbetrieb seit 1964

Peter Faden hat eine Hotline für Kunden geschaltet, die Fragen zum Produkt haben. Montags bis freitags kann man zwischen 7 und 17 Uhr unter 040/5239061 Informationen erhalten, ebenso unter info@peterfaden.com. „Kunden, die die entsprechenden Artikel gekauft haben, können diesen gegen Erstattung des Kaufpreises auch ohne Vorlage des Kassenbons in ihrer Einkaufsstätte zurückgeben“, heißt es im Rückruf des Unternehmens.

Die Peter Faden GmbH ist ein Norderstedter Traditionsbetrieb aus Garstedt. Zwischen 1964 und 2012 betrieb Gründer Peter Faden eine Schlachterei mit Großhandel an der Ochsenzoller Straße 103. Mittlerweile ist das Unternehmen mit 20 Angestellten am Kösliner Weg ansässig und produziert nur noch für den Großhandel. Hergestellt werden neben Salami auch Schinken, Bacon, Speck, Sucuk und sogenannte Blockware.