Norderstedt. Verdrängungseffekt durch Parkgebühren in Norderstedt: Autos weichen weiterhin aus, Sorge vor Unfallrisiko. Was jetzt passieren könnte.
Seit Herbst 2022 sind sie in Norderstedt amtlich: die Parkgebühren. Und während die Stadt kürzlich den finanziellen Erfolg des zumindest in der Bevölkerung umstrittenen Vorhabens feierte, bleibt eine weitere Folge unübersehbar. Insbesondere in Norderstedt-Mitte: Denn ab dem Zeitpunkt, als das Ende des Gratis-Parkens in den P+R-Tiefgaragen offiziell wurde, suchten sich diejenigen, die nicht 2 Euro pro Tag, 10 Euro in der Woche oder 40 Euro im Monat zahlen wollen, kostenlose Alternativen. Eine ist nur wenige Meter entfernt, nämlich in der Heidbergstraße.
Nicht zum ersten Mal stellt sich dieser Tage die Frage, ob es in Ordnung ist, dass dort eine Straßenseite mehr oder weniger zugeparkt ist. Das Szenario kennen viele, die hier unterwegs sind: Unweit der Tiefgaragenausfahrt stehen in der Regel die ersten Autos, bis in die Kurve hinein vor dem Gebäudekomplex der Stadtwerke Norderstedt und dem Herzzentrum auf der anderen Seite. Dazwischen sind einige Freiräume, es sind die Zufahrten zu weiteren Parkplätzen, darunter auch zu einer unbefestigten Sandfläche, die ebenfalls ausgelastet ist. Und: Hier kreuzt der Radweg in Nord-Süd-Richtung, dieser ist ein Teil der Veloroute.
Zugeparkte Heidbergstraße in Norderstedt-Mitte: Neue Debatte über Maßnahmen
Als nun der Hauptausschuss über den Bericht der Polizei zur Unfallstatistik für das Jahr 2023 sprach, zeigte sich: Es gab und gibt hier mehrere Probleme. So passierten im vergangenen Juli und September zwei relativ ähnliche schwere Unfälle. Jeweils kreuzte ein Fahrradfahrer von Süden kommend die Heidbergstraße und übersah einen Pkw, der von links kam – und der Vorfahrt hatte. Übrigens genau dort, wo der Übergang zwischen Tempo 30 und Tempo 50 ist.
Auf einem Foto, das die Polizei vorlegte, ist zu sehen: Die Heidbergstraße war zum Zeitpunkt eines der beiden Unfälle zugeparkt, die Sicht also auf jeden Fall eingeschränkt. Als Reaktion auf beide Unglücke wurde wieder eine rot-weiße Umlaufsperre montiert, die den Radverkehr abbremst. Seitdem sei der Bereich „wieder unauffällig“, heißt es. Eine weitere Umlaufsperre soll auf der gegenüberliegenden Straßenseite installiert werden.
Schwere Radunfälle: Pflasterung auf der Heidbergstraße soll verschwinden
Ein weiterer Faktor scheint die rote Pflasterung auf der Fahrbahn zu sein, ein sogenanntes „Aufmerksamkeitsfeld“, das aus Sicht von Verkehrsaufsicht und Polizei allerdings dazu führen könnte, dass Radfahrer hier einen Vorrang für sich sehen. Die Empfehlung lautet, die Straße hier umzubauen, was auch veranlasst werden soll.
Aber reicht das? Im Ausschuss kam auch die Frage auf, ob es denn sein müsse, dass hier Autos parken. Denn eine freie Sicht reduziere die Gefahr von Unfällen, wäre zudem im Sinne derjenigen Menschen, die auf der Veloroute fahren.
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Norderstedt-Mitte: Vielleicht doch Halteverbot in der Heidbergstraße?
Theoretisch wäre es möglich, hier ein Halteverbot einzurichten. In der Vergangenheit sah die Verwaltung dafür aber keinen Bedarf. Zwar ist die Situation bekannt, doch da Fahrzeuge ausweichen können und der Gegenverkehr sichtbar ist, wurde keine erhöhte Unfallgefahr festgestellt. Auch heute gilt: Die Zahlen geben es nicht her, dass hier eingegriffen werden müsste. Und sowieso gibt es die Prämisse, den Straßenraum nicht mit übermäßig vielen Verkehrszeichen zu versehen.
Andererseits könnte Norderstedt vorbeugend tätig werden, sofern die Gefahreneinschätzung sich verändert. Und da es im Ausschuss letztlich den Wunsch nach einer aktuelleren Überprüfung gegeben hat, könnte es genau das geben. Zumindest haben Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder und Baudezernent Christoph Magazowski die Hinweise mit aufgenommen.