Norderstedt. Die Summe fällt höher aus als erwartet. Nach Jahrzehnten hat Norderstedt das Gratis-Parken abgeschafft. Beschwerden gibt es kaum noch.

  • Seit September 2022 ist das Parken in Norderstedts Tiefgaragen und auf einigen anderen Parkplätzen kostenpflichtig.
  • Bisher haben die Autofahrer rund 420.000 Euro in die Parkscheinautomaten geworfen.
  • Ziel der Parkgebühren war es, Dauerparker zu vertreiben. Die Stellplätze sollen vor allem für Pendler sein.

Der anfängliche Protest scheint verraucht, immer mehr Autofahrer zahlen Parkgebühren. Seit September 2022 ist das Parken in den Tiefgaragen in Norderstedt-Mitte, auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus und an der AKN-Station Quickborner Straße kostenpflichtig. Es gebe laut Rathaus kaum Beschwerden – und unerwartet hohe Einnahmen für die Stadtkasse.

Seit dem Ende des kostenlosen Parkens haben die Autofahrer 420.000 Euro in die Parkscheinautomaten geworfen: „Die Summe fällt höher aus, als von unserer Verwaltung zum Start der Parkraumbewirtschaftung angenommen und prognostiziert“, sagt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung.

Norderstedt: Parkgebühren sollen die Mobilitätswende beflügeln

Ziel des kostenpflichtigen Parkens: Dauerparker sollen durch die Gebühren vertrieben werden, die Stellplätze sollen vornehmlich Pendlern zugutekommen – so soll die Mobilitätswende einen weiteren Schub bekommen, mehr Menschen sollen mit der Bahn zur Arbeit fahren. Zudem habe Norderstedt reagieren müssen, nachdem Hamburg Gebühren für seine P+R-Anlagen eingeführt hatte.

Dadurch seien viele, die ihre Fahrzeuge in Langenhorn geparkt haben, nach Norderstedt ausgewichen. „Es war der ausdrückliche Wunsch vieler Norderstedter, Gebühren einzuführen, damit die Parkplätze nicht von Hamburgern besetzt werden“, hatte die damalige Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder kurz vor dem Start der Gebührenpflicht gesagt. Diesem Wunsch seien Politiker und Verwaltung nachgekommen, als letzte Stadt in der Region.

Lob und Kritik für die Gebührenpflicht, die seit September 2022 gilt

„Die Beschwerdelage ist aus Sicht der Stadt unauffällig“, sagt Struppek. Die Verwaltung habe den Politikern alle Bürger-Eingaben, sowohl Lob als auch Kritik, in öffentlichen Sitzungen immer wieder ausführlich benannt. Schon im September 2023, als die Stadt nach einem Jahr kostenpflichtigem Parken Bilanz zog, hieß es: Die Beschwerdelage sei außerordentlich gering. Es habe 35 Eingaben gegeben, darunter auch Lob von Nutzern, die endlich „wieder einen Parkplatz finden“.

Doch was kostet das Parken, und wo gilt die Gebührenpflicht? Die Gebühren betragen 2 Euro am Tag, zehn Euro die Woche und 40 Euro im Monat. Sie gelten montags bis sonnabends, zwischen 8 und 18 Uhr auf den P+R-Parkplätzen an der Quickborner Straße und in den Parkgaragen in Norderstedt Mitte sowie auf dem Parkplatz des Rathauses am Alten Heidberg.

In den Kurzzeitparkzonen gilt kostenloses Parken für zwei Stunden

Gratis-Parken ist zurzeit in der städtischen Parkgarage unter dem Herold-Center möglich. Allerdings muss das Bauwerk mit rund 400 Stellplätzen saniert werden. Wenn die Maßnahmen abgeschlossen sind, sollen auch hier die Gebühren wie in Norderstedt-Mitte erhoben werden. Noch allerdings gibt es keinen Zeitplan für die Arbeiten. Zudem wurden Kurzzeitparkzonen (zwei Stunden mit Parkscheibe) auf der Rathausallee, am Schmuggelstieg, der Ulzburger Straße („Meilenstein“), dem Harksheider und Glashütter Markt und an der Tangstedter Landstraße eingerichtet

Dass die Autofahrer inzwischen offenbar ohne zu murren die Parkscheinautomaten füttern, zeigt sich auch bei den Einnahmen, die weiterhin steigen. „Lagen die Durchschnittseinnahmen zu Beginn (September 2022) an jedem Werktag bei 790 Euro pro Tag, sind sie im März 2024 auf annähernd 1100 Euro pro Tag angestiegen“, sagt der Rathaussprecher. Damit hat sich auch die Auslastung der gut 1000 gebührenpflichtigen Parkplätze weiter verbessert. Bei der Bilanz nach einem Jahr lag der Wert bei 65 Prozent, er kratzt inzwischen an der 80-Prozent-Marke.

Norderstedt will weitere Kurzzeitparkplätze in den Tiefgaragen einrichten

Als die Verwaltung vor sechs Monaten auf das erste Jahr Gebührenpflicht zurückblickte, kündigte die Verwaltung an, in den Tiefgaragen West und Ost in Norderstedt-Mitte demnächst einige Kurzzeitparkplätze einzurichten, auf denen das Fahrzeug zwei Stunden mit Parkscheibe kostenlos abgestellt werden kann. Sind diese Parkplätze inzwischen eingerichtet?

„Nein, denn die Stadt verfügte bis vor Kurzem über keinen politisch beschlossenen Haushalt“, sagt Struppek. Der sei allerdings jetzt verabschiedet, sodass wieder Mittel vorhanden sind, und die kostenlosen Kurzzeitparkplätze in den P+R-Anlagen ZOB West und Ost bis Mitte 2024 eingerichtet werden können.

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Außerdem prüft die Stadt, ob sie für die Parkscheinautomaten eine „Park-App“ oder digitale Bezahldienste anbieten kann. Allerdings gebe es seit Einführung des Bezahlsystems, also innerhalb von 19 Monaten, bis heute keine einzige dahingehende Bürgeranfrage. Es habe sich noch kein Nutzer und auch keine Nutzerin mit dieser Bitte an die Verwaltung gewendet.