Norderstedt. Vorzeige-Projekt an der Segeberger Chaussee: Stillstand seit August. Doch es gibt weiterhin eine Chance für die Eigentümer.
So etwas hatte es in Norderstedt vorher noch nicht gegeben. Seit August 2023 ruhen an der Segeberger Chaussee die Bauarbeiten für das Projekt „Norder Living“ mit 50 modernen Eigentumswohnungen. Der Bauträger, die Project Immobilien Hamburg GmbH, hatte Insolvenz angemeldet, genauso wie mehr als 100 weitere Gesellschaften des Konzerns Project aus Nürnberg. Die Auswirkungen quer durch die Bundesrepublik, also auch hier vor Ort, waren dramatisch.
Denn von einem Tag auf den anderen wurden sämtliche Tätigkeiten eingestellt. Heute, im Juni 2024, ist der Anblick mehr oder weniger identisch mit dem Zustand aus dem vergangenen Sommer, lediglich das Unkraut ist gewachsen. Das sehen täglich Zehntausende Menschen, denn die Bundesstraße 432 ist die meistbefahrene Verkehrsachse der Stadt. Doch es gibt weiterhin Hoffnung, hat das Abendblatt erfahren. Denn auf Nachfrage erklärt ein Sprecher der Kanzlei Schultze & Braun aus Nürnberg, die als Insolvenzverwalter für das Unternehmen fungiert, dass durchaus Voraussetzungen geschaffen worden sind, damit an der Segeberger Chaussee weitergebaut werden kann.
Pleite: Was wird aus Neubau in Norderstedt mit 50 Wohnungen?
Schon im Frühjahr hatte es folgende Perspektive gegeben: Die Wohneigentümergemeinschaft könnte das Vorhaben in eigener Verantwortung fertigstellen, also sich einen Generalunternehmer suchen oder die Gewerke beauftragen. Möglich ist das, weil „Norder Living“ schon zu „83 Prozent“ fertig sei, so war der Sachstand vor einigen Monaten. Sämtliche Immobilien seien verkauft, die Bezahlung analog zum Baufortschritt geleistet worden.
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Mit dem Insolvenzantrag stand fest: Die Käuferinnen oder Käufer müssen keine weiteren Raten mehr zahlen, die Wohnungen gehören ihnen komplett. Aber: Diese sind eben noch nicht bezugsfertig. Sämtliche Unterlagen zur Planung und zur vorliegenden Baugenehmigung wurden den Betroffenen zur Verfügung gestellt. Letztlich wurde von der Gemeinschaft dann das Norderstedter Wohnungsunternehmen Dr. Schröder Immobilien mit Sitz im Rugenbarg beauftragt, das Projekt federführend zu einem guten Ende zu bringen, so der Insolvenzverwalter.
Norderstedt: Seit August ist die Baustelle an der Segeberger Chaussee abgesperrt und verwaist
Nur: Noch tut sich nichts. Das Gelände ist umzäunt, das Betreten verboten, Schilder weisen auf eine Kamera-Überwachung hin. Ein Blick durch die Fenster zeigt, dass elektrische Leitungen offenbar bereits verlegt worden sind. Im Innenhof liegt Baumaterial, einiges ist schon verwittert. Terrassen und Balkone sind eher in einer rudimentären Form vorhanden, Grünflächen gibt es keine, auch von dem beworbenen Spielplatz ist nichts zu sehen. Dafür scheint die Tiefgarage fertig zu sein, die Einfahrt ist mit einem Gittertor abgesperrt.
In welchem Zustand der Bau nach Winter und Frühjahr ist, wie gut dort bereits die Isolierung war, ob eventuell Feuchtigkeit Wände und Fundament beeinträchtigt hat, lässt sich nicht sagen. Kurzum: Es ist ein surrealer Anblick. Ob es einen Zeitplan für das Vorhaben gibt, ist derzeit nicht bekannt. Dr. Schröder Immobilien reagierte bislang nicht auf eine Abendblatt-Anfrage.