Norderstedt. Trendwende: Banken haben wieder mehr Finanzierungsanfragen. Und Wohnungen in Norderstedt und im Kreis Segeberg werden günstiger

Der Traum vom eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung in Norderstedt oder im Kreis Segeberg ist für viele Menschen derzeit nur schwer finanzierbar. Doch trotz vergleichsweise immer noch sehr hoher Kosten, sprechen die Marktbeobachter nun von einer Trendwende auf dem Immobilienmarkt in Hamburgs Norden.

Experten der Deutschen Bank, der Sparkasse Südholstein und der Volksbank Raiffeisenbank berichten übereinstimmend von sinkenden Kreditzinsen und einem anziehenden Finanzierungsgeschäft. Und Immowelt, einer der führenden Online-Marktplätze für Miet- und Kaufimmobilien in Deutschland, belegt mit aktuellen Auswertungen aus den Transaktionen auf der Plattform, dass die Preise für Häuser in Norderstedt und dem Kreis Segeberg im Vergleich zu 2023 deutlich gesunken sind.

Immobilien Norderstedt: Preise fürWohnungen sinken

In der Analyse von immowelt wurden die durchschnittlichen Angebotspreise von Bestandswohnungen (75 Quadratmeter, 3 Zimmer, 1. Stock, Baujahr 1990er-Jahre) in ausgewählten Stadt- und Landkreisen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie in Bremen und Hamburg untersucht.

Danach kostete der Quadratmeter Wohnung im Kreis Segeberg im Mai 2024 durchschnittlich 3071 Euro. Im Mai 2023 waren es noch 3238 Euro oder 5,2 Prozent mehr gewesen. Segeberg ist dabei kein Einzelfall. Laut Immowelt sanken die Immobilienpreise in 25 von 42 untersuchten Stadt- und Landkreisen in Deutschland. Im Hamburger Umland gilt das auch für Pinneberg (3.288 Euro; -2,7 Prozent) genauso wie für die Landkreise Harburg (3.126 Euro; -0,9 Prozent) und Stade (2.555 Euro; -0,4 Prozent) auf niedersächsischer Seite.

Aufgepasst: Preise werden bald wieder steigen

Die Analyse verdeutliche aber auch, dass sich der Immobilienmarkt am Wendepunkt befinde. Die verbesserten Finanzierungsbedingungen hätten dazu geführt, dass sich in einem Drittel der norddeutschen Kreise die Kaufpreise verglichen mit dem Vorjahr wieder verteuert haben.

„Wer aktuell eine Immobilie kaufen möchte, sollte nicht allzu lange warten. Denn das Zeitfenster für den idealen Kaufzeitpunkt schließt sich: In vielen norddeutschen Regionen steigen die Kaufpreise bereits wieder an“, sagt Immowelt Geschäftsführer Felix Kusch. „Sollten die Bauzinsen im Laufe dieses Jahres weiter sinken, könnte es wieder flächendeckend zu Verteuerungen kommen.“

Finanzierung: Mehr Anfragen bei den Banken

Die sinkenden Bauzinsen sorgen aber zurzeit noch für ein anziehendes Kreditgeschäft bei den Banken und Sparkassen. „Wir sehen bei uns durchaus wieder Finanzierungsanfragen“, sagt Claudia Winklmann, Filialdirektorin der Deutschen Bank in Norderstedt. „Vor allem Kundinnen und Kunden, die schon seit längerer Zeit Kaufabsichten haben, rechnen ihr Vorhaben neu durch.“ Sandra Schulz, selbstständige Immobilienberaterin bei Deutsche Bank Immobilien, sagt: „Die Zahl der Besichtigungstermine nimmt in Norderstedt und Umgebung wieder zu.“

Thoralf Schumann, Leiter des Bereichs Baufinanzierung bei der Sparkasse Südholstein, sagt: „Ich kann mich diesem Stimmungsbild grundsätzlich anschließen. Auch wir können eine deutliche Zunahme von Finanzierungsanfragen feststellen. Die Menschen sind wieder auf der Suche.“ Jens-Hartwig Göttsch, Leiter des Bereichs Finanzierung für die Region Norderstedt bei der Volksbank Raiffeisenbank, stellt eine „Belebung der Nachfrage“ fest.

Rahmenbedingungen für Bauherren und Käufer haben sich gebessert

Immobilienmaklerin Sandra Schulz (l.) und Claudia Winklmann, Filialdirektorin der Deutschen Bank-Filiale am Schmuggelstieg in Norderstedt.
Immobilienmaklerin Sandra Schulz (l.) und Claudia Winklmann, Filialdirektorin der Deutschen Bank-Filiale am Schmuggelstieg in Norderstedt. © FMG | Claas Greite

Die Rahmenbedingungen haben sich wieder etwas gebessert. „Es gibt eine leichte Abschwächung bei den Hypothekenzinsen“, sagt Claudia Winklmann. „Ende 2023 lag der Zinssatz für zehnjährige Hypothekendarlehen in der Spitze bei rund 4,2 Prozent. Derzeit werden rund 3,5 Prozent in Rechnung gestellt.“

Ein Grund dafür sei der Rückgang der phasenweise sehr hohen Inflationsraten. „Das räumt der europäischen und der US-amerikanischen Zentralbank die Möglichkeit für Leitzinssenkungen ein. So rechnet die Deutsche Bank für Mitte 2024 mit ersten Zinssenkungen durch EZB und Fed“, so Claudia Winklmann.

Thoralf Schumann, Leiter des Bereichs Baufinanzierung bei der Sparkasse Südholstein: „Lieferengpässe im Handwerk reduzieren sich“.
Thoralf Schumann, Leiter des Bereichs Baufinanzierung bei der Sparkasse Südholstein: „Lieferengpässe im Handwerk reduzieren sich“. © Sparkasse Südholstein | Sparkasse Südholstein

Thoralf Schumann nennt weitere Gründe für die Belebung: „Die Lieferengpässe im Handwerk, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden, reduzieren sich“, sagt er. Zudem seien „in vielen Bereichen der Wirtschaft Inflationsausgleichsprämien erfolgreich umgesetzt“ worden, auch habe es gute Tarifabschlüsse gegeben. „Das spüren die Menschen im Portemonnaie.“

„Sehen eine Chance auf Rückkehr zur Normalität“

Die aktuellen Rahmenbedingungen seien für viele Kauf- und Bauinteressenten zwar „weiterhin herausfordernd“, sagt Jens-Hartwig Göttsch. Aber: „Unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen und Aktivitäten am Markt erwarten wir eine steigende Nachfrage und eine weitere Belebung des Geschäftes. Wir sehen zumindest eine Chance auf Rückkehr zur Normalität.“

Ein großes Interesse stellen die Experten der drei Banken an energieeffizienten Immobilen fest, beziehungsweise am Thema energetische Sanierungen. Darlehen speziell für solche Maßnahmen, aber auch für „energieeffiziente Neubauten“ seien sehr gefragt, sagt Sandra Schulz. Das registriert auch Jens-Hartwig Göttsch. Einer der Gründe: „Hier wurde durch die Erneuerung des Gebäudeenergiegesetzes ein wenig Planungssicherheit geschaffen.“

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Laut Thoralf Schumann ist das Thema Energieeffizienz mittlerweile beim Immobilienkauf sehr zentral, es habe sich „als ein Eckpfeiler bei der Objektauswahl etabliert“, sagt er. Bei älteren, weniger energieeffizienten Gebäuden – Baujahr 1980 oder älter – entstehe dadurch ein Verhandlungsspielraum. Auch das trage zu der neuen Belebung am Immobilienmarkt bei.