Norderstedt. In der Bürgermeister-Klute-Straße haben viele Häuser keinen Parkplatz. Deshalb stehen Autos an der Straße. Nun werden sie abgezettelt.
Klaus Lorenz konnte es nicht fassen. Gleich zwei Strafzettel kassierte der Rentner Anfang Mai wegen Falschparkens – obwohl er aus seiner Sicht nichts anderes gemacht hatte als die vergangenen vier Jahrzehnte. Seit 40 Jahren wohnt er mit seiner Frau in einem kleinen Reihenhaus an der Bürgermeister-Klute-Straße in Friedrichsgabe. Genauso lange parkt er schon am Seitenrand der schmalen Straße, dicht an der Hecke. Ein eigener Parkplatz gehört nicht zum Haus.
„Ich bin kurz weggefahren und wiedergekommen, da klemmte das zweite Ticket an meinem Auto“, berichtet der 80-Jährige. Zusammengerechnet sollte er 70 Euro bezahlen. „Eine Frechheit!“, findet Lorenz. Er wandte sich an die Stadt Norderstedt und verwies auf eine mündliche Vereinbarung, die schon 2018 mit dem Ordnungsamt getroffen worden sei, wie er erzählt.
Norderstedt: Bewohner der Bürgermeister-Klute-Straße ärgern sich über Strafzettel
Schon damals berichtete das Abendblatt: Die ohnehin enge Bürgermeister-Klute-Straße wurde zusätzlich von Hecken beeinträchtigt, die über die Grundstücksgrenzen hinaus in den Straßenraum wucherten. Entsprechend standen die Autos weiter in die Straße hinein. Doch gesetzlich vorgeschrieben ist eine Fahrbahnbreite von 3,05 Meter. Die ergibt sich aus einer gängigen Lastwagenbreite von 2,55 Meter plus 50 Zentimeter Rangierabstand.
Damals rückte das Ordnungsamt mit mehreren Mitarbeitenden zum Ortstermin bei Klaus Lorenz an und erklärte ihm das Problem. „Das nenne ich Bürgernähe“, sagt seine Frau Renate Rath. „Das war wirklich toll.“ Die Anwohner stutzten daraufhin ihre Hecken und parkten wieder an der Straße. Das Problem schien gelöst. Bis jetzt.
Stadt Norderstedt: „Thematik war Betroffenen vertraut“
Gut sechs Jahre später ist Lorenz mehr als verwundert – und verärgert –, dass in seiner Straße plötzlich wieder Strafzettel verteilt werden. Trotz der einstigen Abmachung – die aber nicht schriftlich festgehalten wurde. Auch Renate Rath ist mit der Art und Weise nicht einverstanden: „Jetzt werden die Autos einfach aufgeschrieben, ohne Vorwarnung“, bemängelt sie.
Die Stadt Norderstedt hingegen verweist darauf, dass in der Bürgermeister-Klute-Straße die Mindestfahrbahnbreite und deren Nicht-Einhaltung in den vergangenen Jahren wiederholt ein Thema gewesen sei. „Wie die Anwohnerinnen und Anwohner ja selbst bestätigen. Die Thematik war den Betroffenen also vertraut“, sagt Rathaussprecher Bernd-Olaf Struppek.
Durchfahrt für Müllfahrzeuge blockiert
Dass das Ordnungsamt seit Mai wieder verstärkt in der Einbahnstraße kontrolliert, hat einen einfachen Grund: Mitarbeitende des Betriebsamtes, die für die Müllentsorgung verantwortlich sind, haben wiederholt beklagt, mit ihren Fahrzeugen nicht durch die Durchfahrt zu passen. Diverse falsch parkende Autos hätten die Straße blockiert, erklärt die Stadt.
Außerdem sei eine konkrete Gefährdung festgestellt worden, so die Verwaltung, da „auch Rettungsfahrzeuge wegen der regelwidrig geparkten Fahrzeuge nicht hätten passieren können“. Bernd-Olaf Struppek weiter: „Deshalb wurden die Parkverstöße als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld geahndet.“
Friedrichsgabe: Autos parken in umliegenden Straßen
Und was ist mit der mündlichen Zusage des Ordnungsamtes, die es einst gegeben hat? „Daraus konnte und kann keine Duldung beziehungsweise Erlaubnis abgeleitet werden. Denn dies war und ist rechtlich nicht zulässig“, stellt Struppek klar. Dort, wo das seitliche Parken an Anwohnerstraßen erlaubt wird, bringe die Stadt entsprechende Schilder und Piktogramme an, sagt der Sprecher. „Aber natürlich nur dann und dort, wo die genannte Mindestbreite gewährleistet wird.“
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Nachdem Klaus Lorenz mit einer Anwältin gesprochen hatte, zahlte er das Bußgeld von 70 Euro. Trotzdem sagt er: „Das Theater geht uns an die Nerven.“ Anderen Anwohnern ergeht es ähnlich. Denn nicht nur Lorenz ist betroffen. In der Bürgermeister-Klute-Straße, gelegen in einer Nachkriegssiedlung, wurden mehrere Reihenhäuser ohne eigenen Parkplatz gebaut. Manche Bewohner haben ihre Vorgärten geopfert, um dort parken zu können.
Inzwischen stellen viele ihre Autos in der benachbarten Ostdeutschen Straße oder der Bahnhofstraße ab. „Aber ab 17 Uhr findet man hier kaum noch einen Parkplatz“, sagt Lorenz. Er wünscht sich, eine friedliche Lösung mit der Stadt zu finden. Am liebsten so wie 2018.