Henstedt-Ulzburg. 1974 eröffnete in Henstedt-Ulzburg die erste Apotheke der Familie Zimmermann. Was sich seitdem getan hat und woher der Name stammt.
Unentwegt läutet die Klingel an der Eingangstür, eine Reihe von Kundinnen und Kunden stehen an, viele werden sogar mit Namen begrüßt: So ist es täglich auf dem Rhen, im Süden von Henstedt-Ulzburg, in der Pharmazeutix-Apotheke, die für die Menschen im Ortsteil unverzichtbar ist. Und das seit 50 Jahren. Diesen Geburtstag feiern Rüdiger Zimmermann und seine Tochter Birgit, die das Unternehmen mit mittlerweile drei Standorten 2001 übernommen hat – und erzählen, wie es gelungen ist, sich im Einzelhandel zu etablieren, während die Großgemeinde über die Jahrzehnte immer weiter gewachsen ist.
Die Frage nach dem ungewöhnlichen Namen stellt sich sofort. Und, ja, bestätigt Rüdiger Zimmermann, er ist ein Fan der Asterix-Comics. Und daher fand die Familie 2004, dass es doch eine gute Idee sei, aus den Apotheken auf dem Rhen, dazu in der Ortsmitte am Bahnhof und in Ulzburg-Süd, eine unverwechselbare Marke zu machen. „Ich dachte mir: Von Pharmazie zu Pharmazeutix“, sagt der 79-Jährige lächelnd. Und ergänzt: „Das ist ein eingetragener Markenname. Die Idee war, dass die Leute doch verstehen müssen, dass die Apotheken alle zusammengehören.“ Wobei: „Die alten Menschen gehen immer noch zu ‚Zimmermann‘.“
Pharmazeutix in Henstedt-Ulzburg: Die besondere Geschichte der Apotheke vom Rhen
So hat es eben auch angefangen im Jahr 1974. Zusammen mit seiner 1994 verstorbenen Frau Elke hatte Zimmermann, dessen Vater Walter übrigens schon Apotheker in Hamburg-Bahrenfeld war, in Henstedt eine Eigentumswohnung gekauft. Er kam frisch von der Bundeswehr. „Ein Freund sagte mir: Die suchen einen, der eine Apotheke auf dem Rhen aufmacht.“ Über den Einwohnerverein kam er in Kontakt mit einem Friseur, der wiederum eine Ladenfläche übrig hatte, damals gegenüber dem Eiscafé.
Und so fügte es sich nach einigen Verhandlungen und der nötigen Betriebserlaubnis durch das Gesundheitsamt. 1978 folgte dann die Bahnhofs-Apotheke dort, wo später das Ulzburg-Center entstand, also in der Ortsmitte. Der dritte Standort kam 2004, nämlich in Ulzburg-Süd an der Hamburger Straße 92.
„Die Bank wollte uns keinen Kredit geben“
Die Anfangszeit war kein Selbstgänger. „Der Rhen hatte eine geringe Einwohnerzahl und nur einen Arzt. Die Gemeinde war noch ein Dorf mit viel Luft. Die Bank wollte uns deswegen auch keinen Kredit geben.“ Doch die Zimmermanns blieben. „Und als 1979 auf dem ehemaligen Festplatz auf dem Rhen ein Ortszentrum mit Arztpraxen und Geschäften im Zuge der Urbanisierung und des Einwohnerwachstums errichtet wurde, sind wir mit unserer Apotheke da hineingezogen – und seitdem auch dort geblieben.“ Und zwar an der Wilstedter Straße, nur zwei Minuten von der Paracelsus-Klinik entfernt.
Im Nachhinein war das eine sehr gute Idee. Umso mehr, da Birgit Zimmermann (50) als nächste Generation nach vier Jahren Studium und einem Jahr Praktikum direkt mit dem Examen in der Tasche einstieg. Das war sogar dringend nötig, denn früher war es rechtlich nicht erlaubt, mehr als eine Apotheke zu besitzen (heute sind es maximal vier). „Als meine Mutter 1994 verstarb, wurde die Apotheke auf dem Rhen als Übergangslösung verpachtet, solange mein Studium lief. Wenn ich damals die Apotheke meiner Mutter nicht so schnell übernommen hätte, hätte mein Vater diese verkaufen müssen.“
Apotheken haben einen „Staatsauftrag für Versorgung mit Arzneimitteln“
Sie nennt das einen „Sprung ins kalte Wasser“, denn an der Hochschule werden die Studierenden auf den Ernstfall nicht vollends vorbereitet. „Das Pharmaziestudium sieht Unternehmensthemen wie Personalführung, Einkauf, Verkauf und Marketing nicht vor.“ Das musste sie selbst lernen. Nicht ohne Hindernisse. „So habe ich anfangs auch ein paar Fehler gemacht, aber daraus gelernt.“
Auch sonst hat sich manches verändert, etwa durch automatisierte Lager oder das neue E-Rezept. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden („eine Reform nach der nächsten“), sagt Birgit Zimmermann. Der Grundsatz gilt aber weiterhin: „Wir sind Heilberufler und Kaufleute, haben einen Staatsauftrag für die Versorgung mit Arzneimitteln.“
Apotheken dürfen keine Diagnosen stellen
75 Prozent der verkauften Medikamente sind verschreibungspflichtig, das macht mit Abstand den Hauptumsatz aus, Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetik ergänzen das nur. Die individuelle Herstellung von Rezepturen, also das klassische Pharmazie-Handwerk, gehört zum Alltag, genauso die Notdienste, die ungefähr 15-mal pro Jahr sind – hier wechseln sich die Apotheken in der Umgebung ab.
Was die Menschen manchmal vergessen: „Wir dürfen unsere Kompetenzen nicht überschreiten, keine Diagnosen stellen, das darf nur der Arzt. Die Ärzte dürfen wiederum nicht mit Arzneimitteln handeln.“ Wohl aber achtet eine Apothekerin auf mögliche Unverträglichkeiten, berät die Kundschaft auf Basis der vorliegenden Daten. Damit stellt die Branche eine wichtige Säule im Gesundheitssystem dar.
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Auch lokal, betont Bürgermeisterin Ulrike Schmidt: „Die Pharmazeutix-Apotheken spielen eine wichtige Rolle für die gesundheitliche Versorgung der Gemeinde. Wir freuen uns, dass dieses Familienunternehmen im Ort verwurzelt ist und auch kulturelle und sportliche Ereignisse unterstützt.“
Pharmazeutix in Henstedt-Ulzburg: In 50 Jahren viele Generationen betreut
Dazu ist Pharmazeutix auch in den wichtigen Netzwerken aktiv als Mitglied im Verein „Henstedt-Ulzburg Marketing“ und Mitglied im Gewerbeverbund HHG. Sehr viele Bürgerinnen und Bürger sind Stammkunden. „Unsere Apotheke hat in den vergangenen 50 Jahren mehrere Generationen betreut. Heute kommen Kinder oder teilweise auch Enkel unserer ersten Kundinnen und Kunden zu uns“, sagt Birgit Zimmermann, deren Mann übrigens auch Apotheker ist. „Allein am Standort Rhen wurden in der Zeit 100 Mitarbeitende ausgebildet, und von unserer eher weiblichen Belegschaft haben auch bestimmte 100 Kinder das Licht der Welt erblickt.“
Rüdiger Zimmermann blickt daher sehr zufrieden auf die Entwicklung. „Ich bin froh, dass ich es 2001 an meine Tochter übergeben habe. Ich selbst habe mich dann rausgenommen. Als wir aufgemacht haben, sagten die Einwohner: Jetzt haben wir eine Apotheke, jetzt wollen wir auch, dass sie überlebt.“ Gesagt, getan.