Henstedt-Ulzburg. Lärmaktionsplan für Großgemeinde wird fortgeschrieben. Belastung unverändert hoch. Warum viele Ideen trotzdem nicht umgesetzt werden.

Die Zahlen sind beileibe nicht gut. 5140 Menschen sind in Henstedt-Ulzburg täglich von Lärm betroffen, der durch den Straßenverkehr im Ort verursacht wird, das ist fast ein Fünftel der Bevölkerung. Zwischen 22 und 6 Uhr, also während der eigentlichen Nachtruhe, sind es immer noch 3190, die Dezibel-Höhen reichen hier von 55 bis über 75.

Und: Umgerechnet auf Wohnungen (also inklusive Häuser), sind es ebenso über 3000, dazu auch drei Schulen. Und weil sich das um Berechnungen handelt, die noch aus 2022 stammen, dürfte es heutzutage noch mehr sein. Im Vergleich: 2017 waren es 3000 Bürgerinnen und Bürger.

Umso größere Bedeutung kommt daher dem Lärmaktionsplan zu. Dieses umfassende Papier, das nun in einer aktualisierten Form vorliegt, benennt die kritischen Bereiche und zugleich eine Fülle an Maßnahmen, um die Belastung möglichst nachhaltig zu reduzieren.

Maßnahmen für Lärmschutz: Magere Bilanz in Henstedt-Ulzburg

Die Liste der Probleme, etwas euphemistisch „verbesserungswürdige Situationen“ genannt, ist lang. Im Mittelpunkt ist die wichtigste Nord-Süd-Achse, die Hamburger Straße, die Henstedt-Ulzburg mehr oder weniger durchschneidet. Ob nun zwischen Reumannstraße und Maurepasstraße, zwischen Krambekweg und der Hausnummer 212, nördlich und südlich der Abzweigung An der Pinnau oder zwischen Abschiedskoppel und Edisonstraße – hier gelten die Belastungen als besonders hoch.

Ähnlich verhält es sich auf dem Rhen und in Henstedt mit der Norderstedter Straße zwischen Schleswig-Holstein-Straße und Klaus-Groth-Straße, zwischen Kirschenweg und Kiefernweg oder zwischen Dorfstraße und Ortseingang. Die Maurepasstraße ist für die Bewohner zwischen Trotz und Hamburger Straße schwierig. Hinzu kommt die Schleswig-Holstein-Straße als wesentlicher Faktor, der Lärm strahlt aus in den Gräflingsberg und in den Heidelweg.

Viele Maßnahmen kann Henstedt-Ulzburg nicht umsetzen

Quasi ortsweit liegen, teilweise seit mehr als einem Jahrzehnt, Maßnahmen vor, um die Bevölkerung besser zu schützen. Doch der Gemeinde, also im Verbund Verwaltung und Politik, sind oftmals die Hände gebunden. Denn vielfach ist man nicht zuständig oder darf nicht ohne die Landesregierung agieren.

Allen voran gilt das für die Schleswig-Holstein-Straße (Landesstraße 284). Hier konnte bislang keine Lärmschutzwand am Gräflingsberg geschaffen werden, da eine solche Maßnahme vom Baulastträger (sprich: das Land) genehmigt und ausgeführt werden müsse. „Zudem sind bisher keine Fördermittel bereitgestellt worden.“

Nächtliches Tempo 30 auf der Hamburger Straße? Ohne das Land nicht drin

Ein weiteres Beispiel: Nächtliches Tempo 30 auf der Hamburger Straße (Landesstraße 326). Hier heißt es, dies werde „geprüft“. Das ist auf der Maurepasstraße nicht anders (Landesstraße 75), hier sei die Gemeinde nicht berechtigt, eine Geschwindigkeitsbeschränkung anzuordnen.

Ganztägig 60 km/h auf der Schleswig-Holstein-Straße, eine dortige Querungshilfe für Fußgänger und Radverkehr, Tempo 50 auf der Ulzburger Straße (also direkt hinter der Ortsgrenze zu Norderstedt) – all das ist nicht drin, immer wird auf die Landesregierung verwiesen.

Umgehungsstraße: Heutzutage quasi illusorisch

Mehr oder weniger illusorisch erscheint, gerade mit Blick auf die politischen Entwicklungen in Henstedt-Ulzburg, heutzutage die Idee einer Ortsumgehung, um die Hamburger Straße zu entlasten. Die gängige Meinung selbst der Befürworter: Der Zeitpunkt hierfür wurde längst verpasst, es würde nicht einmal mehr einen theoretischen Korridor geben.

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Allerdings: Auch innerorts, etwa wenn es um ein Lkw-Durchfahrtsverbot auf der Norderstedter Straße (über 3,5 Tonnen) oder ein dortiges nächtliches Tempolimit von 30 km/h geht, blieb es bei Vorschlägen.

Henstedt-Ulzburg: Menschen sollen von Auto auf ÖPNV oder Fahrrad umsteigen

„Die Umsetzung der langfristigen Strategien liegt in der Entscheidungsgewalt des Landes und Kreises. Nachdem aussagekräftige Verkehrsdaten vorliegen, kann die Gemeinde lediglich Maßnahmen vorschlagen, aber keine Maßnahmen eigenständig durchsetzen, da die Baulast für die Hamburger Straße, Kisdorfer Straße, Maurepasstraße und zum Teil die Norderstedter Straße beim Land und Kreis liegt“, so lautet das Fazit.

Was hingegen geschieht, ist eher weniger baulicher Natur, sondern der Ansatz, das Verhalten der Menschen zu ändern, also dass diese vom Auto auf die Bahn oder das Fahrrad umsteigen. Radwege werden verbessert, der ÖPNV ausgebaut und die Taktung optimiert, Höchstgeschwindigkeiten in Zusammenarbeit mit dem Kreis überwacht. Dazu werde „seitens der Gemeinde auch in zukünftigen Bauleitverfahren darauf geachtet, dass die Lärmimmissionen sowohl aus Verkehrs-, als auch Gewerbe- und Freizeitlärm mit den Wohnbebauungen verträglich sind“.