Norderstedt/Bad Segeberg. Haus & Grund: Zinslast erdrückt Hausbesitzer. Verkauf am Markt ist schwierig. Am Ende landen Häuser und Wohnungen vor dem Amtsgericht.
Die Zahl der Anträge auf Zwangsversteigerung in Schleswig-Holstein ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Der Grundeigentümerverband Haus & Grund hat dazu die Statistik der Landgerichtsbezirke ausgewertet. Während 2022 landesweit 586 Anträge bei den Amtsgerichten gestellt worden sind, Immobilien zwangszuversteigern, stieg diese Zahl 2023 auf 663 – ein Anstieg in Höhe von 13,1 Prozent. Doch die Zahlen sind im Vergleich zum Zeitraum vor zehn Jahren niedrig: 2014 gab es im Land 1435 Anträge, 2005 sage und schreibe sogar 3800 Anträge.
Doch Alexander Blažek, Vorstandsvorsitzender von Haus & Grund Schleswig-Holstein, sieht im aufstiegenden Trend der Zwangsversteigerungen Grund zur Sorge: „Die Dynamik der Zwangsversteigerungen von Wohnimmobilien beschleunigt sich. In den letzten zwei Jahren ist ein Anstieg von 25,8 Prozent zu verzeichnen.“ Vom Platzen einer Immobilienblase zu sprechen sei verfrüht, so Blažek. „Für Panikmachen besteht kein Anlass, da die absoluten Zahlen im langjährigen Vergleich immer noch auf niedrigem Niveau sind.“
Zwangsversteigerungen: Sprunghafter Zinsanstieg und „Heizungsgesetz“
Als Grund für den Anstieg sieht Blažek unter anderem die sprunghaft gestiegenen Zinsen. „Wer im letzten Jahr neu finanzieren musste oder sich bei den Darlehensraten übernommen hat, kam in Schwierigkeiten. Es ist nicht mehr so einfach wie in vorherigen Jahren, seine Immobilie auf dem freien Markt zu verkaufen. Wenn hier der Kauf misslingt, geht die Immobilie in den Zwang.“
Aus seiner Sicht hatte das „Heizungsgesetz“ erhebliche Auswirkungen auf die Immobilienpreise. Eigentümer älterer und unsanierter Immobilien müssten erhebliche Werteinbußen hinnehmen, da Kaufinteressenten die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen einpreisen würden.
Hauskauf: Finger weg, wenn die Zinsbelastung zu hoch ist
„Beim Immobilienerwerb müssen Käufer neben dem energetischen Zustand nach wie vor an die Lage, Lage, Lage denken“, sagt Blažek. „Eine Immobilie bleibt eine Kapitalanlage. Das heißt, man muss eine Immobilie auch wieder veräußern oder gut vermieten können, wenn sich äußere Umstände ändern, etwa. Trennung oder Arbeitsplatzwechsel. Als Faustregel kann man sich merken: Wenn die Zinsbelastung höher ist als die zu erzielende Nettokaltmiete: Finger weg!“
Aktuell gibt es im Kreis Segeberg zehn terminierte Zwangsversteigerungen vor den Amtsgerichten in Norderstedt und Bad Segeberg. Das Abendblatt hat die Kurz-Exposés zu den Immobilien zusammengestellt.
Zwangsversteigerungen vor dem Amtsgericht Norderstedt
Mittelreihenhaus an der Bahnhofstraße 116 in Norderstedt: Das Reihenhaus ist voll unterkellert und zweigeschossig. Es ist Teil einer 1959 errichteten Reihenhaussiedlung mit 89 Häusern in zwölf Blocks. Der Verkehrswert liegt laut Gutachter bei 210.000 Euro. Das Haus verfügt über ein ausgebautes Dachgeschoss, erreichbar über eine Raumspartreppe. Exklusive des Dachgeschosses beträgt die Wohnfläche 63,82 Quadratmeter. Termin: Di, 28. Mai, 9.30 Uhr, Amtsgericht Norderstedt, Rathausallee 80, Saal C.
Einfamilienhaus an der Wiesenstraße 7 in Norderstedt: Versteigert wird ein halber Miteigentumsanteil an Gebäude- und Freifläche in Höhe von 280.000 Euro. Bei dem Haus handelte es sich um ein 1958 erbautes und voll unterkellertes eingeschossiges Einfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss, zwei Kellergaragen und einem Abstellraum außen. Im EG: Wohnzimmer, Küche, Flur, Duschbad, kleines Zimmer. Im DG: Flur, Bad, Schlafzimmer, Zimmer. Die Wohnfläche beträgt rund 112 Quadratmeter. Termin: Di, 18. Juni, 9.30 Uhr, Amtsgericht Norderstedt, Rathausallee 80, Saal C.
Einfamilienhaus am Westerwohldweg 2a in Alveslohe: Versteigert wird ein Grundstück mit einem nicht unterkellertem, eingeschossigen Einfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss aus dem Baujahr 2004/05. Der Verkehrswert beträgt laut Gutachten 325.000 Euro. Die Wohnfläche im EG (Diele, HW-Raum, Küche, WC, Wohnen/ Essen) beträgt etwa 80 Quadratmeter, im DG (Bad, Flur, 3 Zimmer) eben soviel. Es gibt zwei PKW-Stellplätze und ein Gartenhaus. Termin: Di, 18. Juni. 13.00, Amtsgericht Norderstedt, Rathausallee 80, Saal C.
1-Zimmer-Eigentumswohnung in der Norderstedter Straße in Henstedt-Ulzburg: Die Eigentumswohnung (WEG) nebst Loggia liegt im 3. Obergeschoss eines im Jahr 1967 erbauten Mehrfamilienhauses. Die Immobilie hat einen Verkehrswert von 65.000 Euro. Die Wohnfläche beträgt 32 Quadratmeter. Zur Wohnung gehört ein Kellerraum. Termin; Di, 25. Juni, 9.30 Uhr, Amtsgericht Norderstedt, Rathausallee 80, Saal C.
Doppelhaushälfte am Groß-Sabiner-Ring 64 in Henstedt-Ulzburg: Die eingeschossige Doppelhaushälfte ist Teil eines 1980 erbauten Hauses. Der Verkehrswert liegt bei 287.000 Euro. Das Haus ist unterkellert, es verfügt über ein ausgebautes Dachgeschoss und einen ausgebauten Spitzboden. Die Wohnfläche im EG beträgt rund 50 Quadratmeter (Windfang, WC, Kochen, Essen), im DG etwa 43 Quadratmeter (Eltern, Bad, Kind 1, Kind 2, Flur). Termin: Fr, 5. Juli, 9.30 Uhr, Amtsgericht Norderstedt, Rathausallee 80, Saal C.
2-Zimmer-Wohnung am Tarpenufer 55 in Norderstedt: Diese 2-Zimmer-Wohnung wurde 1964 in einer Rotklinker-Wohnanlage mit zwei 3-geschossigen Wohnblocks im 2. Obergeschoss rechts erstellt. Die Wohnung hat 58,3 Quadratmeter Wohnfläche und einen Kellerraum. Der Verkehrswert liegt bei 220.000 Euro. Laut Gebäudeverwaltung liegen keine Schäden in der Wohnung vor. Termin: Di, 9. Juli, 9.30 Uhr, Amtsgericht Norderstedt, Rathausallee 80, Saal C.
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Zwangsversteigerungen vor dem Amtsgericht Bad Segeberg
Unfertiger Bungalow am Kiebitzring 1 in Wahlstedt: Das nicht fertig gebaute Einfamilienhaus hat laut Gutachterin einen Verkehrswert von 348.000 Euro. Das weiße Gebäude wurde 2020 errichtete und dann nicht vollendet. Es handele sich um einen Winkelbungalow mit etwa 111 Quadratmetern Wohnfläche. Termin: Di, 28. Mai, 14 Uhr, 4. Sitzungssaal, Amtsgericht Bad Segeberg (Am Kalkberg 18).
Betagtes Reihenmittelhaus an der Theodor-Storm-Straße 72b in Bad Segeberg: Es handelt sich um ein teilunterkellertes, zweigeschossiges Reihenmittelhaus mit einem Verkehrswert von etwa 132.000 Euro. Das Baujahr ist 1953, das Haus hat ein nicht ausgebautes Dachgeschoss, an der Fassade Rauputz, die Fenster sind überwiegend aus Kunststoff mit Isolierverglasung. Die Holzdachkonstruktion ist ein Satteldach, die Wohnfläche liegt bei 101 Quadratmetern, es gibt eine gemeinschaftliche Pelletheizung (Baujahr 2022). Termin: Di, 11. Juni, 10 Uhr, 4. Sitzungssaal, Amtsgericht Bad Segeberg (Am Kalkberg 18).
Frei stehendes Einfamilienhaus aus den 70er-Jahren an der Neukoppel 17 in Schackendorf: Laut Gutachten handelt es sich um ein 1975 erbautes Einfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss und einer Fassade aus Gelbklinker. Das Haus soll etwa 353.000 Euro wert sein. Die Wohnfläche im Erdgeschoss liegt bei 128 und die im Dachgeschoss bei 53 Quadratmetern. Termin: Di, 24. September, 14 Uhr, 4. Sitzungssaal, Amtsgericht Bad Segeberg (Am Kalkberg 18).
Einfamilien-Fertighaus an der Twiete 8 in Traventhal: Das etwa 1980 errichtete, unterkellerte Einfamilienhaus-Fertighaus von Okal hat laut Gutachter einen Verkehrswert von 212.000 Euro. Es verfügt über eine Gesamtwohnfläche von 134 Quadratmetern in fünf Zimmern im Erd- und Dachgeschoss und eine Nutzfläche von 80 Quadratmetern sowie einen Carport. Es gibt eine überdachte Terrasse und einen Keller mit 4 Räumen. Termin: Di, 15. Oktober, 10 Uhr, 4. Sitzungssaal, Amtsgericht Bad Segeberg (Am Kalkberg 18).