Kreis Segeberg. Die winzige Raupe aus Asien breitet sich auch im Kreis Segeberg rasant aus. Dieses Jahr ist Hochsaison, sagt ein Landschaftsarchitekt
- Die Raupenart wurde vor einigen Jahren wohl mit einem Containerschiff eingeschleppt.
- Mittlerweile ist der Schädling in fast jedem Garten der Region zu finden.
- Experte sieht mehrere Möglichkeiten, um gegen ihn vorzugehen.
Einst zählten sie zu den beliebtesten Pflanzen in deutschen Gärten, erstrahlten in den schönsten Grüntönen – doch mittlerweile bleiben oft nur noch Buchsbäume mit angefressenen und vertrockneten Blättern übrig, die eher trostlos aussehen und deswegen von vielen Hobbygärtnern entsorgt werden. Schuld daran ist der Buchsbaumzünsler. Das ist eine winzige, grüne Raupe aus Asien, höchstens fünf Zentimeter lang, die vor einigen Jahren vermutlich mit dem Containerschiff aus Japan oder China eingeschleppt wurde, weil Baumschulen hierzulande günstig Buchsbäume einkaufen wollten. Sie breitet sich auch im Kreis Segeberg rasant aus.
„Der Buchsbaumzünsler ist in fast jedem Garten zu finden. Dieses Jahr ist Hochsaison, das Aufkommen ist in den letzten Monaten explodiert“, sagt Jo Wietheger, der Landschaftsarchitekt und Geschäftsführer der Firma Wandrey Garten- und Landschaftsbau in Bad Bramstedt ist. „Seit zwei Jahren ist die Raupe sehr aktiv, aber in diesem Jahr brennt es“, sagt er weiter.
Buchsbaumzünsler zerstört Gärten: „Aufkommen ist explodiert“
Heutzutage werden kaum noch Buchsbäume in Deutschland gezüchtet. Der Trend ist schon seit Jahren rückläufig, weil die Pflanze auch mit Pilzbefällen zu kämpfen hat. „Von 100 Kunden möchte vielleicht noch einer einen Buchsbaum im Garten haben“, berichtet Wietheger.
Aber weil die Pflanze, die eigentlich durch ihr sattes Grün besticht, einmal so beliebt war, gibt es noch etliche Bestände. Und durch die frisst sich der Buchsbaumzünsler, der feuchtwarme Bedingungen mag, liebend gern durch. Das Abfressen der Blätter beginnt häufig Mitte April. „Viele Kunden rufen uns an und bitten um Rat, was sie machen sollen.“
Wietheger sieht mehrere Möglichkeiten, um gegen die gefräßigen Raupen, die sich später in braune Falter verwandeln, vorzugehen. Der Einsatz von chemischen Mitteln ist nicht erlaubt. Stattdessen empfiehlt er, die Schädlinge mit der Hand abzusammeln oder mit einem harten Wasserstrahl abzuspülen. „Das ist mühsam, aber machbar“, sagt der Pflanzenexperte. Auch gebe es biologisches Pflanzenschutzmittel, dass die Zünsler vertreibt. Theoretisch zumindest. „Das Mittel ist restlos ausverkauft auf dem Markt. Da kommt, wenn überhaupt, nur noch der Fachhandel heran“, sagt er.
„Mir wird zu viel Zirkus um das Thema gemacht“
Im Garten von Kunje Keteseln in Wakendorf II wächst bereits seit mehreren Jahrzehnten ein ganz besonderes Exemplar eines Buchsbaums heran. Inzwischen hat die Pflanze Ausmaße von etwa fünf Meter Höhe und fünf Meter Breite angenommen. „Ich erzähle immer, das sei der größte Buchsbaum Deutschlands“, sagt Ketelsen. Belegen kann er seine Aussage zwar nicht. „Aber ich habe zumindest noch keinen Größeren gesehen.“
Vor zwei Jahren hat der Zünsler auch in seinem Garten gewütet und seinen prächtigen Buchsbaum angefressen. „Manche haben ihre Bäume danach brutal aus der Erde herausgerissen. Ich habe einfach die trockenen Blätter abgeschnitten und viel gewässert“, berichtet Ketelsen. Sein riesengroßer Buchsbaum hat sich daraufhin erholt und erstrahlt wieder im kräftigen Grün. „Mir wird zu viel Zirkus um das Thema gemacht. Man braucht einfach ein bisschen Geduld. Dann regelt die Natur das von allein.“
Vögel und Wespen fressen den Buchsbaumzünsler
In der Tat: Ketelsen spricht einen guten Punkt an. Als der asiatische Buchsbaumzünsler in Deutschland eingeschleppt wurde, hatte das Insekt noch keine natürlichen Feinde. Doch inzwischen sind laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) Haussperlinge, Kohlmeisen und Wespen auf den Geschmack gekommen und fressen die Raupen. „Wer seinen Garten naturnah gestaltet und auch eine Wassertränke für durstige Vögel bereitstellt oder einen Nistkasten aufhängt, hilft zugleich, den Buchsbaum zu schützen“, so der NABU.
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Wer jedoch die Hoffnung aufgegeben hat und nicht warten möchte, bis der abgefressene, braune Buchsbaum in seinem Garten im nächsten Jahr wieder ergrünt, dem bleibt wohl nur die Entsorgung. Dafür geben Experten des Betriebsamtes der Stadt Norderstedt hilfreiche Tipps.
Kaputte Buchsbäume gehören nicht auf den Kompost
Generell gelte: Kranke oder von Schädlingen befallene Pflanzen – egal ob aus dem Garten oder Haus – sollten nicht im Hausgarten eigenkompostiert werden. „Kranke Pflanzen sowie Gartenabfälle mit den Resten erkrankter Pflanzen gehören am besten in die Biotonne“, so die Stadtverwaltung.
Denn: Tierische Schädlinge wie Läuse, Rote Spinnen oder eben Buchsbaumzünsler sterben im Kompost nur unter sehr hohen Temperaturen ab. Ebenso werden Pilze und deren Sporen nicht hinreichend zerstört. Der Bioabfall aus der Biotonne in Norderstedt wird indes in der großtechnischen Vergärungs- und Kompostierungsanlage Bützberg verarbeitet. Dort herrschen optimale Rottebedingungen vor. Auf diese Weise kann die Verbreitung des Zünslers zumindest etwas eingedämmt werden.