Norderstedt. Älterer Mann wurde in Norderstedt-Mitte gebissen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Was Ordnungsamt und Tierschützer sagen.
- Nach der Attacke muss nun das Ordnungsamt entscheiden, was mit dem Tier passiert.
- Der Besitzer wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung angezeigt.
- Tierschützer fordern verpflichtenden Hundeführerschein für Schleswig-Holstein.
Großer Aufruhr am Dienstagvormittag in Norderstedt-Mitte: Ein Rentner ist in der Nähe des Busbahnhofes von einem gefährlichen Kampfhund gebissen worden. Rettungskräfte, Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamtes waren im Einsatz. Das Tier hatte keinen Maulkorb getragen.
„Der Hund hat den Mann ohne erkennbaren Grund plötzlich gebissen. Es gab keinen Streit, der Hundebesitzer und der Rentner kannten sich auch nicht“, sagte Steffen Hartung, Einsatzleiter der Polizei. Gegen 11.15 Uhr kam er mit weiteren Polizeibeamten aus der Norderstedter Dienststelle zum Einsatzort, einem kleinen Platz mit Bänken, in dessen direkter Nähe sich auch die Post, Drogerien und ein Restaurant befinden. Es ist ein belebter Ort, an dem täglich viele Menschen unterwegs sind.
Norderstedt: Rentner muss nach Kampfhund-Attacke ins Krankenhaus
Zuvor hatten mehrere Passanten beobachtet, wie sich der Hund plötzlich im Oberschenkel des älteren Mannes verbissen hatte und nicht wieder von ihm abließ. Der Hundehalter, ein Mann um die 50 – der das Tier offenkundig überhaupt nicht im Griff hatte – versuchte, den Rentner von dem Tier zu befreien. Ein Passant soll versucht haben, dabei mit einem Besenstiel zu helfen. Schließlich gelang es, den Kampfhund von dem Rentner zu lösen. Als die Polizei schon eingetroffen war, versuchte der Hundehalter noch eine ganze Zeit lang, seinem Kampfhund endlich den mitgeführten Maulkorb anzulegen.
Der Krankenwagen kam mit Blaulicht, Rettungskräfte versorgten die Oberschenkelverletzung und brachten den Mann in ein Krankenhaus. „Der Hundehalter bekommt eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung. Außerdem wird ermittelt, ob er gegen Gesetze zur Hundehaltung verstoßen hat“, sagte Steffen Hartung.
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Bei dem Kampfhund handelte es sich nach Angaben des Besitzers um eine „amerikanische Bulldogge“. Warum das Tier keinen Maulkorb getragen hatte, begründete der Mann gegenüber der Polizei damit, dass man sich damit noch in der „Eingewöhnungsphase“ befunden habe.
Zu Kampfhund-Attacken kommt es immer wieder. Zuletzt war im Januar ein 35 Jahre alter Mann aus Geesthacht von seinem eigenen Tier getötet worden. Experten fordern wegen solcher Fälle immer wieder eine Verschärfung der Auflagen zum Besitz solcher Hunde.
Ordnungsamt wartet noch abschließenden Polizeibericht ab
Ob der Hundebesitzer seine Bulldogge behalten darf, ist aktuell noch nicht sicher. Entscheiden darüber wird das Ordnungsamt der Stadt Norderstedt. Das warte derzeit noch den „abschließenden Bericht der Polizei ab“, sagte am Donnerstag Norderstedts Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek. Auf dessen Basis werde dann entschieden.
Die Tierrechtsorganisation PETA nahm den Norderstedter Fall zum Anlass für die Erneuerung einer politischen Forderung. „Angesichts dieses Vorfalls fordert PETA die Landesregierung auf, umgehend den sogenannten Hundeführerschein in Schleswig-Holstein einzuführen“, heißt es in einer Mitteilung.
PETA: Hundehalter sind das Problem, nicht die Tiere
Das Problem liege meist nicht bei den Hunden selbst, sondern bei ihren Haltern. „Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, das Verhalten, die Signale und die Körpersprache der Hunde richtig zu interpretieren und zu verstehen. Die eigentliche Ursache von Beißvorfällen ist daher in der Unwissenheit der Menschen zu suchen, nicht beim Vierbeiner“, so Annika Lewald, Fachreferentin bei PETA.
Was ein Hundeführerschein genau bedeutet
Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule.
Ein solcher Nachweis könne laut PETA sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter sei unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern. Niedersachsen führte den Hundeführerschein schon 2013 verpflichtend ein, Berlin 2017. Wer in München einen Hundeführerschein absolviert, wird ein Jahr lang von der Hundesteuer befreit.