Schmalensee. Einschenken in Schmalensee statt spotten im Lustspielhaus: Warum der Hamburger Theaterchef Niels Loenicker eine Weinbar eröffnete.
Die besten Geschichten schreibt das Leben. Der Kabarettist Nils Loenicker hätte es sich nicht besser ausdenken können: Er verhedderte sich gehörig im Behördenwirrwarr, bevor er schließlich die Genehmigung zur Eröffnung seiner gemütlichen Weinbar im Herzen Holsteins erhielt. In Belau, einem kleinen Ort in der Nähe von Bornhöved und in der Nachbarschaft von Schmalensee, wurde Pfingsten die Premiere der besonderen Art gefeiert. Der langjährige Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus servierte ausgesuchten Wein höchstpersönlich.
Vor über einem Jahr begann Nils Loenicker in Schmalensee sein drittes Leben. Die Zeit als ausgebildeter Informationselektroniker war lange abgehakt, die 39 Jahre als Teil des Kabarett-Duos Alma Hoppe und Mitinhaber des gleichnamigen Lustspielhauses an der Ludolfstraße in Winterhude wogen da schon schwerer. Nach fast vier Jahrzehnten Bühnenpartnerschaft mit Jan-Peter Petersen nabelte sich der Erfinder der Hamburger Theaternacht ab. Der Spott hatte ein Ende, die Freundschaft zum einstiegen Bühnenpartner blieb bestehen.
Vom Kabarett zur Weinbar: Nils Loenicker schenkt jetzt ein
Simone und Nils Loenickers zogen endgültig von Hamburg-Eppendorf nach Schmalensee, wo sie bereits zwölf Jahre vorher ein Haus erworben und es Stück für Stück renoviert hatten. Im April 2023 berichtete das Hamburger Abendblatt erstmals über die Pläne des Kabarettisten, im Nachbarort Belau (Kreis Plön) eine kleine Weinbar zu eröffnen. Aber Nils Loenicker hatte bis dahin noch nie so eindringlich erlebt, wie bei den Behörden gearbeitet wird. Eigentlich sollte die Pavillon-Bar bereits Pfingsten 2023 eröffnet werden. Aber es kam alles anders.
„Eine Schanklizenz für das 360-Plätze Haus Alma Hoppe zu bekommen, war in Hamburg einst kein Problem, eine ähnliche Erlaubnis für die zwölf Plätze in einem ehemaligen Pavillon der Raiffeisenbank am Belauer See hingegen schon“, sagt Nils Loenicker. Der Kreis Plön und das Amt Bokhorst-Wankendorf taten sich offenbar schwer, auf einen Nenner zu kommen. Das Genehmigungsverfahren zog sich ein Jahr lang hin. Nutzungsänderung, Bauantrag, ein IHK-Kursus für Existenzgründer, Verhandlungen mit der Lebensmittelkontrolle – erst dann konnte zur Tat geschritten werden. „Humor ist bei Ämtern nicht vorgesehen“, hat Nils Loenicker festgestellt.
Schon vor einem Jahr sollte es losgehen, aber erst jetzt wurde Eröffnung gefeiert
Immerhin fand Himmelfahrt eine Art Vorpremiere statt. Und Pfingsten ging es dann richtig los. Nils Loenicker und sein Partner Heiko Thielsen, die ihre Partnerschaft rechtlich in eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) festigten, empfingen die ersten Gäste und schenkten Wein aus. Der Ex-Kabarettist ist das Gesicht hinter dem Tresen. Er bedient die Gäste und hat dabei immer einen lockeren Spruch auf der Zunge. So, wie man ihn eben kennt. An norddeutschen Sonnentagen lädt die Außenterrasse dazu ein, unter einem japanischen Pflaumenbaum zu sitzen.
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Lockeres Beisammensein, Klönen, Schnacken, Genießen – und dabei natürlich ein gutes Glas Wein trinken. Das ist das Geschäftsmodell von „Moin Belau“. Geöffnet ist sonnabends von 14 bis 20 Uhr, demnächst auch donnerstags von 17 bis 20 Uhr zum Afterwork-Treffen. Geplant sind individuelle Weinabende und Tastings, die im September, Oktober und November stattfinden. Bei diese Gelegenheiten wird das Catering von einem Fleischer und einem Käsehof aus der Nachbarschaft übernommen.
Als Bauer Hader will Nils Loenicker den Menschen auf künftig die Welt erklären
Das Gebiet um Schmalensee herum ist ein touristisches Highlight in der Holsteinischen Schweiz. Die Bornhöveder Seenkette lockt nicht nur Tagestouristen, sondern auch Urlauber, die für längere Zeit in Ferienwohnungen und -häusern oder auf Campingplätzen leben und die Zeit genießen. Genau dort, mitten im Feriengebiet, haben Nils Loenicker und Heiko Thielsen also ihre kleine Weinbar eröffnet.
Als professioneller Gastwirt sieht sich Nils Loenicker auch nach der Eröffnung seiner Weinbar nicht. Kabarretistische Abstecher sind auch künftig vorgesehen. Von September bis Ende des Jahres ist Nils Loenicker wieder als Bauer Hader aus Hanebüchen mit einem Solo-Programm unterwegs, gibt sich bei 15 Auftritten die Ähre und erklärt den Menschen die Welt.
Das neue Buch wurde von Henning Venske korrektur gelesen
Und dann ist da noch sein aktuelles Buch „Ein Fall für Eggers“ mit dem Untertitel „Wie unbescholtene Bürger kriminell werden“. Ein nicht ganz erst zunehmender Kriminalroman im Broschüren-Format, korrekturgelesen und abgesegnet von Henning Venske, dem langjährigen Hausregisseur von Alma Hoppes Lustspielhaus. Öffentliche Lesungen sind in Vorbereitung. „Es gibt also genug zu tun“, sagt der Träger des „Rolf-Mares-Sonderpreises“ für langjährige außergewöhnliche Leistungen im Rahmen des Hamburger Theaterlebens. „Langeweile werde ich nicht haben.“