Hamburg. Bei der Gala zum 29. Geburtstag von Alma Hoppes Lustspielhaus stand der Abschied von Co-Betreiber Nils Loenicker im Mittelpunkt.

„Zugabe, Zugabe!“-Rufe und rhythmisches Klatschen gleich zur Eröffnung ihres Kabarett-Fests – das hatten Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen in 29 Jahren Lustspielhaus auch noch nicht erlebt. Zu einer gemeinsamen Nummer ließ sich Deutschlands dienstältestes Satire-Duo aber nicht mehr hinreißen. Dass nach 39 Jahren für Alma Hoppe Schluss ist mit lustig, stand schließlich fest.

Dennoch geriet die mit fast viereinhalb Stunden längste Geburtstagsgala in der Geschichte des Hamburger Kabarett-Theaters zur Hommage für Loenicker, der mit 63 Jahren nun im satirischen Vorruhestand ist. Viele der 16 Künstler und Gruppen – die eingespielten Video-Grußbotschaften von Satirikern aus der ganzen Republik nicht mitgezählt – fanden persönliche Worte für den Komödianten.

Simone Solga macht den Anfang

Simone Solga, wie so oft die einzige Solo-Kabarettistin des Abends, stimmte das Publikum mit spitzer Zunge auf die zahlreich folgenden Kollegen ein: „Ich liebe alte weiße Männer – nur schade, dass man sie nicht eintauschen kann“, sprach sie. Nicht ohne mit dem dritten Geschlecht abzurechnen, dem „Homo Habeck“. Textlich auf höchstem Niveau bewegten sich Reiner Kröhnert sowie Thomas Reis („Die Erde bebt – die Jugend klebt“), Co-Autor von Alma Hoppe. Parodist Kröhnert lieferte erst einen pointierten Talk als Gastgeber Michel Friedman, Philosoph Rüdiger Safransky und Boris Becker („Ich hab nix mehr, dann bin ich mehr“) zum Thema Schulden, anschließend erklärte er als Erich Honecker mit typischer Fistelstimme den „Genossen Nils Loenicker“ zum „Held der Arbeit“.

Nachdem Akkordeon-Kabarettist Frank Grischek singend Loenicker eine Eigenkomposition im Siebenachtel-Takt gewidmet hatte, gelang es seinem früheren Dienstherrn Henning Venske (83) ebenso persönlich und äußerst launig Loenicker zu kitzeln. Der Haus-Regisseur, „27 Jahre lang der älteste freie Mitarbeiter von Alma Hoppe“, erzählte, wie ihn Loenicker aus München 1996 zurück nach Hamburg gelockt hatte – in der Kneipe Lehmitz an der Reeperbahn seien sie sich „irgendwie einig geworden“. Es müsse viel Alkohol im Spiel gewesen sein. Nun betätige sich Loenicker als „Etiketten-Schwindler“ spottete Venske über dessen Laufbahn als Weinfachmann „mit Spätaussiedler-Auslese“ in Schleswig-Holstein. Ein starker Abgang.

Vater und Sohn auf einer Bühne

Jan Melzer, Bariton von LaLeLu, streute zwischen die beiden Songs des Hamburger A-cappella-Quartetts eine Parodie auf Loenicker ein, dessen „Trompeten-Stimme“ im Haus unüberhörbar gewesen sei. Max Beier (30) verkniff sich Seitenhiebe auf den Bühnenpartner seines Vaters. Der in München ausgebildete Schauspieler überzeugte bei Ausschnitten seines ersten Soloprogramms „Love & Order“ (wieder 22.4.) insbesondere mit seinem Rap „Ich bin Hausmann“ Jung und Alt. Besser singen als Petersen kann Beier allemal.

Hätte auch Yared Dibaba gekonnt. Der plattsnackende Entertainer mit äthiopischen Wurzeln („Ich bin hier der Quotenmann – nur für was ...?“) überraschte Loenicker jedoch mit dem Buch „Rentnerwitze“ und einem nicht jugendfreien Auszug. Ebenfalls eine Überraschung im letzten Drittel war das Impro-Musical von Hidden Shakespeare. Die Gruppe betitelte es als „Das Leben des Nils“. Der Refrain „Oh, Nils!“ blieb allen im Ohr. Bühnen-Fortsetzung sehr unwahrscheinlich.