Norderstedt. Wegen eines Rechtsstreits war die Gastronomie fast drei Jahre geschlossen. Ein Caterer will sie wieder zum Leben erwecken. Die Pläne.
Er ist der Neue: Martin Hüpenbecker, 52 Jahre alt, Gastronom aus Henstedt-Ulzburg. Ab sofort übernimmt der Geschäftsführer der Catering- und Veranstaltungsfirma Dinners das Strandhaus im Stadtpark Norderstedt. „Mein Herz brennt für die Gastronomie“, sagt Hüpenbecker, als er am Donnerstagvormittag erstmals der Öffentlichkeit als neuer Betreiber vorgestellt wird.
Während des erbitterten Rechtsstreits zwischen dem ehemaligen Pächter und den Stadtwerken Norderstedt war die beliebte Location am See fast drei Jahre lang geschlossen. Mit Spannung wurde nun erwartet, wer die Nachfolge antritt und die Gastronomie wieder zum Leben erweckt.
„Das Strandhaus gehört zu den bewegendsten Themen in Norderstedt“, sagt Stadtpark-Chef Kai Jörg Evers, der die Berichterstattung und die Diskussionen in den sozialen Netzwerken sehr genau verfolgt hat. Gemeinsam mit Stadtpark-Geschäftsführerin Eva Reiners sowie externen Beratern hat er den neuen Betreiber ausgewählt. An die 25 Interessenten habe es gegeben, davon haben etwa ein Dutzend die Chance bekommen, ein konkretes Angebot einzureichen.
Stadtpark Norderstedt: Strandhaus wird zunächst als Kiosk betrieben
Hüpenbecker ist bewusst, was für eine große Herausforderung mit dem Strandhaus auf ihn wartet. Bis er sein angedachtes Gastronomie-Konzept vollständig verwirklichen kann, wird noch einige Zeit verstreichen. Das hat vor allem rechtliche Gründe. Denn der Planfeststellungsbeschluss, der anlässlich der Landesgartenschau 2011 aufgestellt wurde, besagt: Das Strandhaus darf nur während der Badesaison des anliegenden Strandbads von Anfang Mai bis Ende September in der Zeit von 8 bis 22 Uhr öffnen.
Deswegen startet an diesem Sonnabend, 18. Mai, mit Beginn der Badesaison zunächst ein Kiosk-Betrieb. Vor dem Strandhaus-Gebäude ist derzeit ein mobiler Imbisswagen aufgestellt. Hier können Badegäste unter anderem Pommes, Burger, Salate, vegane Currywurst und Getränke kaufen. Künftig sollen die Snacks aus einer Kioskklappe verkauft werden, die sich in dem Durchgang zum Strandbad befindet. Noch ist der Raum eine Baustelle. Alte Küchengeräte wurden herausgerissen und müssen neu installiert werden. Wann der Kiosk fertiggestellt wird, ist noch unklar.
Strandhaus soll als Café und Bistro genutzt werden
In absehbarer Zeit soll das Strandhaus zudem als Café und Bistro genutzt werden können. Dazu ist eine Nutzungsänderung notwendig, die bereits beantragt wurde. Kai Jörg Evers geht davon aus, dass Ende Juni der Bistro-Betrieb aufgenommen werden kann. Damit wäre die Gastronomie auch wieder für Parkbesucherinnen und -besucher zugänglich und nicht nur für Badegäste. Auch soll sie einen neuen Namen bekommen, den aber noch niemand verraten wollte.
Im Bistro werden Snacks, Salate sowie Pannfischgerichte angeboten. „Außerdem wird es ein umfangreiches Getränkeangebot für Gäste geben, die sich zum Beispiel mit einem Aperol Spritz auf die Terrasse setzen möchten“, sagt Martin Hüpenbecker. Ein Bier soll je nach Größe um die 4 Euro kosten, ein Aperol Spritz zwischen 7 und 8 Euro. „Wir werden übliche Gastronomiepreise verlangen, aber nicht darüber hinaus, nur weil die Location schön am Wasser liegt. Wir wollen für alle da sein“, sagt Hüpenbecker.
Neuer Gastronom ist in Norderstedt aufgewachsen
Mehr kulinarische Auswahl kann der neue Gastronom bis jetzt nicht anbieten. Dafür ist die vorhandene Küche zu klein. „Wenn wir das Gebäude sanieren, bauen wir eine vollwertige Küche ein. Dann haben wir ganz andere Möglichkeiten. Aber dafür brauchen wir noch Geduld“, sagt Evers. Das langfristige Ziel der Stadtpark Norderstedt GmbH, die das Strandbad sowie das Strandhaus betreibt, ist es, die Gastronomie ganzjährig zu öffnen. Dafür muss das Gebäude aber zuerst energetisch saniert werden. Und das ist aufwendig. Es wird also voraussichtlich noch mehrere Jahre dauern, bis das Strandhaus auch im Winter nutzbar ist. Dann sollen auch Veranstaltungen wie After-Work-Partys, Hochzeiten und Geburtstage wieder uneingeschränkt möglich sein.
Martin Hüpenbecker betreibt seit 30 Jahren seine Firma Dinners, die ihren Sitz in Henstedt-Ulzburg hat. Rechnet man die Aushilfskräfte dazu, beschäftigt er an die 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Caterer versorgt diverse Reitturniere in Norddeutschland, aber auch große Festivals wie das Airbeat One, Deichbrand oder Rock am Ring. Mehrmals hat er schon mit dem Norderstedter Stadtpark zusammengearbeitet. „Ich habe fast 30 Jahre in Norderstedt gewohnt, den See kenne ich von Kindesbeinen an, als er noch eine brachliegende Kiesgrube war“, berichtet er.
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Schon vor etlichen Jahren hatte Hüpenbecker den Traum, an eben jenem See einen Beachclub zu eröffnen. Noch vor der Landesgartenschau hatte er die Fläche, auf der heute das Spotz steht, gepachtet und wollte aus einem alten Arbeitsschuppen eine angesagte Location machen. „Aber das Konzept war nicht umsetzbar“, sagt er, „das wäre ein finanzielles Desaster geworden.“ Nun wagt er einen zweiten Anlauf. Und erfüllt sich doch noch seinen Traum. „Jeder hat Dinge im Leben, die er gerne verwirklichen möchte. Eine Gastronomie am See stand auf meiner Liste ganz oben“, sagt Hüpenbecker.
Strandbad Norderstedt: Badesaison startet am Pfingstwochenende
Am Sonnabend geht es los. Der Kiosk wird während der Öffnungszeiten des Strandbads betrieben, also täglich (außer dienstags) von 12 bis 19 Uhr. Die Eintrittspreise wurden leicht um 50 Cent erhöht, Erwachsene zahlen künftig 4 Euro, Kinder 3 Euro. Auch ist in diesem Jahr wieder eine Strandkarte erhältlich. Das Prinzip: Badegäste zahlen zehnmal Eintritt, dürfen aber zwölfmal kommen. Die Karte kostet 40 Euro für Erwachsene und 30 Euro für Kinder.
Die Liegefläche im Strandbad hat sich in diesem Jahr vergrößert, außerdem wurden mehr Bäume gepflanzt, die Schatten spenden sollen. Die 100-Meter-Bahn ist derzeit noch gesperrt. „Der Stadtparksee hat zu viel Wasser, weil das letzte Jahr so verregnet war“, sagt Martina Bertram, die das Strandbad leitet. Der Grundwasserspiegel ist etwa um 1,20 Meter erhöht. Es muss erst Wasser verdunsten, damit die Bahn, die momentan rund sieben Meter tief ist, wieder freigegeben werden darf. In tieferem Gewässer seien die Badegäste nicht „rettungsfähig“, wie Bertram erklärt. Das Rettungsschwimmer-Team besteht in diesem Jahr aus acht Personen.