Norderstedt. Neubauvorhaben in Norderstedt: Maßnahmen sollen Durchgangsverkehr künftig ausbremsen. Was geplant ist – und wie es weitergeht.

Doppeltes Ja: In Norderstedt sollen die geplanten Neubaugebiete rund um den Glashütter Damm weiter vorangebracht werden. Dafür hat sich die Politik im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr ausgesprochen. Und ebenso wurden mehrheitlich die verschiedenen, von der Verwaltung vorgelegten Maßnahmen für Verkehrsberuhigung begrüßt. Allerdings wurde während der Debatte eines klar: Es ist keinesfalls gesichert, dass es tatsächlich funktionieren wird, sowohl Häuser, Wohnungen und Senioreneinrichtungen zu bauen als auch den Durchgangsverkehr auszubremsen.

Drei große Vorhaben werden hier die Nachbarschaft mittel- bis langfristig verändern. Allen voran „7 Eichen“, nach jüngstem Stand mehr als 300 Wohneinheiten, sowohl mehrgeschossige Gebäude als auch Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser, und eine Kita, die in mehreren Bauphasen entstehen sollen. Zweitens: Am Kreuzweg, also nur wenige Hundert Meter weiter, sind 88 Wohneinheiten geplant, und zwar Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser. Zu diesem Projekt gehören auch noch ein Pflegeheim und auch hier eine Kindertagesstätte.

Glashütter Damm: Verkehrsprobleme durch neue Wohngebiete in Norderstedt

Auf dem Gelände der Vicelin-Schalom-Kirchengemeinde wird sich ebenfalls einiges verändern. Das bisherige Gemeindezentrum wird abgerissen, sobald die Bauarbeiten am zweiten Standort der Kirche (Lütjenmoor) fertig sind. Während die Kita bleibt, wird der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein ein neues Alten- und Pflegeheim mit voraussichtlich 86 Zimmern bauen.

All das wird Auswirkungn auf den Glashütter Damm haben. Schon heute nutzen diesen – je nach Tageszeit mal mehr, mal weniger – Autofahrer als Abkürzung, um die Segeberger Chaussee zu umgehen. Und das nervt manche Anwohner, die das wiederum auch wiederholt in die Politik getragen haben. Und wenn in einigen Jahren potenziell Hunderte Neubürger hier leben, dazu auch Beschäftigte neuer Kitas und Pflegeeinrichtungen mit dem Auto kommen, könnte es eng werden.

Mehr Tempo 30: Ja, das ist möglich, sagt die Stadt

Entscheidend wird sein, so die Stadt, den Glashütter Damm herabzustufen. Sobald dieser formal keine Hauptverkehrsstraße mehr ist, können hier Schritte eingeleitet werden, die es für Auswärtige unattraktiver machen, hier durchzufahren. Nachdem diese Veränderung in der Vergangenheit als nicht machbar beschrieben wurde, hat sich die Rechtsauffassung im Rathaus, und zwar dort auch bei der hierfür ausschlaggebenden Verkehrsaufsicht, offenbar gewandelt.

„Vielversprechend ist, dass die Verkehrsaufsicht von Anfang an mit im Boot ist“, sagte Mario Kröska, Fachbereichsleiter für Verkehrsflächen, in der Sitzung. Auf Nachfrage eines Bürgers bestätigte er, dass auch Tempo 30 auf dem Glashütter Damm möglich wäre. Bisher gibt es das nur im westlichen Teil, etwa auf Höhe der Grundschule Immenhorst.

Schon in Vorbereitung ist die neue Buslinie, die zum Fahrplanwechsel im Dezember ihren Betrieb aufnimmt. Elektro-Kleinbusse werden dann sechs Haltestellen anfahren. Bisher macht der ÖPNV noch einen Bogen um den Glashütter Damm, ausgenommen der 478er-Schulbus.

Umbau der Kreuzungen: Skepsis bei der FDP

Dann präzisierte Kröska: Ja, Parkplätze könnten westlich vom Kreuzweg eingerichtet, aber nicht auf der Fahrbahn, insbesondere wegen des Busverkehr, sondern auf den Seitenstreifen, sofern dies mit Rücksicht auf die Bäume möglich ist. Ein weiterer Vorschlag: neue Querungshilfen, erstens bei den Bushaltestellen, zweitens auf Höhe Bargstieg, also südlich des Plangebiets für „7 Eichen“.

Die anderen Maßnahmen sind weitreichender: Denn sowohl die Kreuzung zur Poppenbütteler Straße, beim Einkaufsquartier Immenhof, als auch die Einmündung beim Wilhelm-Busch-Platz könnten umgebaut werden. Bei diesem Thema meldete sich Tobias Mährlein, Fraktionsvorsitzender der FDP, mit Skepsis. Er fragte sich, ob man hiermit nicht einen ganz anderen Effekt als die Verdrängung von Durchgangsverkehr erreichen würde. „Die Maßnahmen würden das konterkarieren.“ Die Befürchtung: Ein verbesserter Verkehrsfluss würde eher dazu führen, dass mehr Fahrzeuge durch den Glashütter Damm rollen. „Wir glauben nicht, dass es die Lösung darstellt für den Verkehr aus den Wohnungsbaumaßnahmen.“

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Joachim Welk (Wir in Norderstedt/Freie Wähler) wollte noch einmal wissen, ob es tatsächlich ausgeschlossen sei, die künftigen Wohngebiete von der Schleswig-Holstein-Straße aus zu erschließen. „Wir wollen es schriftlich haben vom LBV (Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr; d. Red.), warum sie die Anbindung an die Schleswig-Holstein-Straße ablehnen.“ Und dann gegebenenfalls auch rechtlich dagegen vorgehen, schlug er vor. Aus seiner Sicht müsse es doch möglich sein, eine Zufahrt von nördlicher Seite zu schaffen.

Glashütter Damm: Anbindung zur Schleswig-Holstein-Straße so gut wie ausgeschlossen

Die Chance hierfür schätzt die Stadt bekanntlich als äußerst gering ein, nur für eine temporäre Baustraße wird es eine Sondererlaubnis geben, hieß es vor einigen Wochen. Und politisch gibt es sowieso auch andere Meinungen. Nicolai Steinhau-Kühl (SPD) entgegnete nämlich: „Das würde die SPD nicht unterstützen. Denn wenn wir einen Durchbruch zur Schleswig-Holstein-Straße machen, was passiert dann? Sie haben Durchgangsverkehr. Die Autofahrer suchen sich ihren Weg.“ Man käme also vom Regen in die Traufe, meinte er.

„Sie müssen sich entscheiden, ob sie auf der Basis weitermachen wollen“, sagte Mario Kröska. Und auf Nachfrage der CDU bezüglich von Verkehrszählungen antwortete er: „Das Monitoring ist das Ziel“, es werde Zählungen geben, um die Auswirkungen der Maßnahmen zu untersuchen. Letztlich votierte das Gremium mit 11 Ja-Stimmen (CDU, SPD, Grüne) für die grundsätzliche Fortführung der Planungen, dagegen waren FDP, WiN/Freie Wähler und AfD. In den nächsten Monaten dürfte sich die Politik somit weiterhin regelmäßig mit der Entwicklung am Glashütter Damm befassen.