Henstedt-Ulzburg. Bundesweites Party-Phänomen „Mama geht tanzen“ in Henstedt-Ulzburg: Mütter suchten auf der Tanzfläche die Freiheit von einst.
Laute Musik, bunte Lichter, tanzende Menschen. Gespielt werden die Hits der 90er und 2000er: von „I want it that way“ von den Backstreet Boys, über „Sing Hallelujah!“ von Dr. Alban bis zu „Single Ladies“ von Beyoncé. Die Menge tanzt dazu ausgelassen – bereits um 21 Uhr sind die Tanzflächen gut gefüllt. Eine halbe Stunde später ist es schon richtig warm im Club. Sonst undenkbar – eine Party, die um 20 Uhr beginnt und um 23 Uhr endet. Zudem auffällig: Es sind nur Frauen da.
Bereits im Vorfeld war die Party am vergangenen Sonnabend in der Disco Joy in Henstedt-Ulzburg ausverkauft. 500 Gästinnen werden an diesem Abend in die Disco gelassen – 500 Mamas. Der Bedarf, mal wieder richtig feiern zu können, scheint riesig. Um 19.30 Uhr werden die Türen zum Club geöffnet, viele sind schon da und strömen hinein. Die Party beginnt im Joy um 20 Uhr. Um diese Uhrzeit haben Clubs normalerweise geschlossen, und wenn nicht, würde vermutlich gähnende Leere herrschen. Hier ist das anders. Der Grund? Die Feier gehört zur Partyreihe „Mama geht tanzen“.
„Mama geht tanzen“-Partys beginnen schon um 20 Uhr
Bei diesem Konzept handelt es sich um Partys, die speziell für Mütter organisiert werden. Sie beginnen stets um 20 Uhr und bieten Mamas drei Stunden Musik, feiern und tanzen. Darunter beispielsweise Dorett, Britta und Silke. Es gehe darum „mit Mädels zu feiern“, sagt Dorett. Dadurch fühle man sich „freier“ und ausgelassener, bestätigt Silke. Zudem meint Britta, dass es eine andere Dynamik wäre, „wenn Männer hier wären“. Ein wesentlicher Vorteil dieser Party sei außerdem die frühe Uhrzeit. Man sei am nächsten Tag wieder fit, wenn die Kinder am Bett stünden, erklärt Dorett.
Dies bestätigen auch andere Mütter. Von 20 bis 23 Uhr zu feiern sei einzigartig und ein Vorzug des Konzepts. „Um 20 Uhr tanzen, wo kann man das?“, fragt zum Beispiel Anja. Ihre beiden Freundinnen Bea und Ines weisen zudem darauf hin, dass es sehr entspannt sei. „Keiner hat hohe Schuhe an“, begründet Ines, stattdessen würden alle Sneaker tragen.
Aus dem Mama-Alltag ausbrechen
Auf der Tanzfläche gibt es kaum Durchkommen. Die beiden Tanzbereiche im oberen und unteren Stock sind voll, an den verschiedenen Bars tummeln sich Frauen, um Drinks zu holen. Einzelne Gruppen sitzen auch im Loungebereich, wo es ruhiger ist und man sich unterhalten kann. Auf der Tanzfläche hingegen ist das eigene Wort kaum zu verstehen.
Für Sandra (35) bietet der Abend „Spaß im Mama-Alltag“, man habe mal wieder „Zeit für sich“. Einfach gemeinsam mit Freundinnen tanzen gehen, darum gehe es. Wenn man Mama ist, habe man keine Zeit Party zu machen – durch dieses Konzept ändere sich das, da man am nächsten Tag wieder fit sei, erklärt Sandra.
An diesem Abend trifft man auf viele Gruppen von Freundinnen, die zusammen feiern gehen. Steffi, Kristin, Carina und Anna-Lena finden es gut, dass nur Frauen anwesend sind. Es stünden keine Männer an der Seite, alle tanzen, und „es ist viel ausgelassener“, erklärt Carina. Für sie ist es „absolut etwas Besonderes“, da sie das erste Mal seit Langem wieder feiern sei. Wie ihr geht es vielen Müttern – eine Auszeit zum Feiern ist gerade für Mamas mit kleinen Kindern eine Seltenheit.
„Mama geht tanzen“-Partys sind erfolgreich
Das Konzept „Mama geht tanzen“ entwickelten Andrea Rückert und Anna Schumacher, zwei Mütter aus Wuppertal. Sie wollten ausgelassen feiern können, und das schon vor 23 Uhr, heißt es in einer Pressemitteilung. Mittlerweile hat sich die Partyreihe zu einem erfolgreichen Franchise entwickelt, in Deutschland und Österreich veranstalten 19 Mamas Partys dieser Art.
So auch Alicja Behrens, die eine solche Party zum fünften Mal im Raum Hamburg und Umgebung veranstaltet. „Ich war gerne feiern, bevor ich meine Tochter bekam“, erklärt die Mutter. Jetzt habe sie kaum Zeit dafür, und sie sei um 23 Uhr auch schon „selbst total erledigt“. Die Feiern ermöglichen es einem, „für drei Stunden den Alltag zu vergessen“, und die Mamas „genießen die Freiheit“, bekräftigt sie. Dabei sei es „egal, wie man angezogen ist“, auch Alter, Herkunft und Sprache spielten keine Rolle. Es handele sich um „Me-Time“: nur die Tanzfläche, die Freundin und man selbst. Keine Kinder, keine Männer. Wobei dies nur zum Teil stimmt: Denn Papas sind grundsätzlich auch willkommen, nur keine größeren Männergruppen, da man einen „Safe Space für Mamas“ schaffen wolle.
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Tim Vollmer, Leiter des Joys, zufolge, handele es sich bei den „Mama geht tanzen“-Partys um einen „neuen Trend“. Eine Feier dieser Art habe man in den 19 Jahren, die es das Joy gibt, noch nie gemacht. Es seien nur Mamas angemeldet, bis auf zwei oder drei Papas, erklärt er im Vorfeld und hofft auf eine „coole Stimmung“.
Bevor das Joy Ende April schließt, wollen Alicja Behrens und Tim Vollmer dort am 23. März noch einmal eine „Mama geht tanzen“-Party veranstalten. Genauere Informationen hierzu gibt es unter dem Instagram-Account mamagehttanzen_hamburg, Tickets sind online erhältlich.