Henstedt-Ulzburg. Auf dem Rhen in Henstedt-Ulzburg weicht ehrwürdige Sportanlage dem Wohnungsbau. Neue Heimat für Fußball. Genauer Zeitplan aber unklar.

  • Über 100 Wohnungen und Häuser sollen am Schäferkampsweg mittelfristig entstehen
  • Henstedt-Ulzburg baut dafür neue Fußballplätze im Gewerbegebiet
  • Politik schafft neue Rahmenbedingungen – so geht es jetzt weiter

Am Schäferkampsweg in Henstedt-Ulzburg soll mittel- bis langfristig ein neues Wohngebiet entstehen. Und zwar dort, wo heute noch ein Fußballgelände mit bewegter Geschichte ist. Dieses müsste hierfür teilweise weichen. An diesen vor etwas mehr als vier Jahren erstmals öffentlich präsentierten Plänen für den Ortsteil Rhen hält die Gemeinde weiterhin fest. Das zeigte die Sitzung des Planungsausschusses, in der sich die Politik nun auf das weitere Vorgehen verständigte.

Denn damit hier überhaupt Wohnungsbau möglich wird, musste der Flächennutzungsplan geändert werden, was nun einstimmig der Fall war, sodass nun nur noch das Votum der Gemeindevertretung aussteht. Bislang waren hier lediglich Gebäude und Einrichtungen für kulturelle Zwecke sowie Sport- und Spielanlagen vorgesehen. So wie es jahrzehntelang auch war, denn der frühere SV Henstedt-Rhen, genauso der Nachfolgeverein SV Henstedt-Ulzburg, waren auf die Plätze angewiesen, feierten hier teils auch große Erfolge.

Neubaugebiet auf Fußballplatz: Großprojekt auf dem Rhen – Wohnraum für Henstedt-Ulzburg

Heute nutzen die Leistungsmannschaften des SVHU eher das Beckersbergstadion oder den Sportpark Henstedt. Bis in die jüngere Vergangenheit hinein jedoch fanden auf dem vorderen Platz mit der kleinen Stehtraverse Partien bis hoch in die 2. Bundesliga der Frauen statt. Doch genau dieser gehört, wie das alte Umkleidehaus, zum Plangebiet. Der Rasen weiter nördlich, neben der Gemeinschaftsschule, soll hingegen weiterhin für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen, das ist eine politische Vorgabe, auch die Leichtathletikanlage soll unberührt bleiben.

2020 waren das örtliche Bauunternehmen Manke und das Rendsburger Ingenieurbüro Demandt als Investorengemeinschaft aufgetreten, es ging um mehr als 100 Wohnungen, teils gefördert, dazu Doppel- und Reihenhäuser. Die Erschließung würde über die Norderstedter Straße laufen, eine weitere Zufahrt über den Schäferkampsweg, die heute bereits zum Parkplatz vor der Kita und den Sportplätzen führt, wäre ausschließlich für Feuerwehr, Rettungsdienst und die Müllabfuhr sowie Fuß- und Radverkehr vorgesehen. Doch in den letzten Jahren sorgten, abgesehen von den Auswirkungen der Pandemie, zwei Faktoren für Verzögerung und Stillstand.

Neues Wohngebiet Schäferkampsweg: In dieser Grafik für den Flächennutzungsplan hat die Gemeinde Henstedt-Ulzburg das betreffende Areal rot umrandet.
Neues Wohngebiet Schäferkampsweg: In dieser Grafik für den Flächennutzungsplan hat die Gemeinde Henstedt-Ulzburg das betreffende Areal rot umrandet. © Gemeinde Henstedt-Ulzburg | Gemeinde Henstedt-Ulzburg

Den einen Grund formuliert die Verwaltung selbst: „Im Sommer 2022 wurde über den Kaufpreis des gemeindeeigenen Grundstücks mit dem Investor, welcher die Bebauung des Plangebietes plant, diskutiert. Aufgrund zu diesem Zeitpunkt unüberbrückbarer Differenzen wurden die Verhandlungen für mindestens ein halbes Jahr pausiert.“

Rhen: Planungen für Neubaugebiet ruhen aus mehreren Gründen

Das Bauleitverfahren ruht momentan. Denn im letzten Jahr sorgte zusätzlich eine Einwohnerversammlung in der Gemeinschaftsschule für eine neuerliche Debatte, ob sich Henstedt-Ulzburg den Verlust des Fußballplatzes überhaupt erlauben könne. Die FDP beantragte sogar den Stopp aller Planungen. So weit ging es dann nicht, es wurde vereinbart, in den Fachausschüssen weiter zu beraten. Allerdings wies die Gemeinde selbst auf die hohen Kosten hin, die für eine Sanierung der Umkleiden und der Umwandlung in einen Kunstrasen fällig würden.

Rhen: Neben dem Umspannwerk an der Edisonstraße hat die Gemeinde von dem Stromnetzbetreiber Tennet eine bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche gekauft. Hier werden neue Fußballplätze gebaut. Damit könnte der Verlust vom Schäferkampsweg verkraftet werden, findet die Verwaltung.
Rhen: Neben dem Umspannwerk an der Edisonstraße hat die Gemeinde von dem Stromnetzbetreiber Tennet eine bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche gekauft. Hier werden neue Fußballplätze gebaut. Damit könnte der Verlust vom Schäferkampsweg verkraftet werden, findet die Verwaltung. © Christopher Mey | Christopher Mey

Im November schließlich gelang Henstedt-Ulzburg ein kleiner Coup, der direkte Auswirkungen auf das Schäferkampsweg-Quartier hat. Vom Stromnetzbetreiber Tennet wurde eine 3,9 Hektar große Fläche erworben, die sich an der Edisonstraße, also im Rhener Gewerbegebiet, befindet. Der Preis soll sehr günstig gewesen sein. Und genau auf diesem Grundstück, das bislang landwirtschaftlich genutzt wird, ist fest vorgesehen, neue Fußballplätze zu bauen, insbesondere für die Menschen aus dem Süden des Ortes.

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Dieses Vorhaben ist aktuell in einen Frühstadium. Volker Duda, Leiter des Bauamtes, erklärt den Zusammenhang: „Wir haben den Fraktionen gesagt, dass wir erst anfangen, die Fläche am Schäferkampsweg umzuwandeln, wenn wir an der Edisonstraße fertig sind. Und da fangen wir in diesem Jahr an zu planen. Das heißt, wir sind frühestens in eineinhalb bis zwei Jahren fertig.“

Neubaugebiet Schäferkampsweg: Flächennutzungsplan „löst kein Baurecht aus“

Sprich: Die Gemeinde hat keine wirkliche Eile mit dem Bebauungsplan für den Schäferkampsweg, es gibt auch keinen festen Zeitplan. Duda: „Ein neuer Flächennutzungsplan muss vom Ministerium genehmigt werden, löst aber kein Baurecht aus.“ Auch der Sportbetrieb wird laut Verwaltung hiervon in keinster Weise beeinträchtigt. „Es macht aber Sinn, das Verfahren jetzt nicht so lange ruhen zu lassen.“

Und er weist auch noch auf einen anderen, hinlänglich dokumentierten Umstand hin, der in diesem Fall ebenso zutrifft. „Zwischen der Planungserstellung und der Situation heute hatten wir eine Baukostensteigerung von 40 Prozent, die Zinssteigerung, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges.“ Auch das lässt momentan keine verlässlichen Prognosen zu, wie es mit dem Wohnungsbau in diesem Bereich des Rhens weitergehen wird.