Henstedt-Ulzburg. Am Schäferkampsweg sind 105 Wohnungen geplant. Bauausschuss stimmt im Grundsatz für Konzept des Investors Manke.

Irgendwann wird die Coronapandemie vorüber sein. Und dann wird all das, worüber die Henstedt-Ulzburger Politik so ausdauernd streiten kann, wieder auf den Tisch kommen. So wie das Projekt, das kurz vor der Zwangspause den Planungs- und Bauausschuss erstmals – aber nicht zum letzten Mal – stundenlang beschäftigte. Am Schäferkampsweg auf dem Rhen, dort östlich der Gemeinschaftsschule, soll ein neues Wohnquartier mit geförderten Wohnungen sowie frei finanzierten Wohnungen, Reihen- und Doppelhäusern entstehen. Weichen müsste dafür ein Großteil der vom SV Henstedt-Ulzburg genutzten Sportanlage. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Bauunternehmen Manke und dem Ingenieurbüro Demandt, es geht um mehr als 100 Objekte.

Für die Gemeinde Henstedt-Ulzburg ist es ein großes Vorhaben, denn gerade beim sozialen Wohnungsbau gibt es enormen Nachholbedarf. Im Ort fehlen geförderte Wohnungen, Politik und Verwaltung haben sich ein Ziel von mittelfristig 500 Wohnungen gesetzt. Corinna Aissen, Projektentwicklerin bei Manke, sagte: „Wir haben uns hier ein großes Programm vorgenommen. Wir wollen eine Symbiose mit der Nachbarschaft schaffen.“

Der Arbeitskreis für sozialen Wohnungsbau hatte sich hiermit schon befasst, bevor es im Ausschuss auf der Tagesordnung landete. Die Vorschläge fanden weitgehend Anklang.

Die Grünen wünschen sich ein CO2-neutrales Quartier

Das Projekt ist wie folgt aufgeteilt: Demandt wird Eigentümer und – über eine eigene Hausverwaltung – Vermieter der mit 40 bis 50 Prozent geförderten Wohnungen sein. Manke ist verantwortlich für die frei finanzierten Objekte, darunter Doppel- und Reihenhäuser. Die maximale Höhe sollen zwei Geschosse plus Staffelgeschoss sein. Erschlossen werden soll alles über die Norderstedter Straße. Aissen: „Wir können das Mobilitätskonzept gerne von einem Verkehrsgutachter prüfen lassen.“ Einer ersten Schätzung zufolge geht es um 420 bis 450 Fahrten am Tag, in der Spitze 40 pro Stunde.

Das rief unter anderem Jens Iversen, Fraktionschef der Wählergemeinschaft BfB, auf den Plan. „Wir wollen ein autoreduziertes Quartier. Mit Ausnahme der Tiefgaragen sollte es keine Parkplätze geben“, schlug er vor. Vor den Häusern dürfe zwar zum Be- und Entladen gehalten werden, ansonsten solle es aber „Mobility-Hubs“ geben. „Mobility Hubs“ sind Standorte beziehungsweise Flächen, wo man auf öffentlichen Nahverkehr, das Fahrrad oder Carsharing umsteigen kann. Dazu regte Iversen ein nachhaltiges energetisches Konzept mit Photovoltaik, Solarthermie und Anschluss an das Blockheizkraftwerk der Schule an.

Die Grünen sprachen sich für ein CO2-neutrales Quartier aus, „das ein Vorbild für die weitere Entwicklung Henstedt-Ulzburgs sein kann“, so der Fraktionsvorsitzende Kurt Göttsch. Auch hier geht es darum, die Autos an zentralen Punkten zu belassen, dafür die Wohnstraßen frei zu halten. Für Paketdienste könnte es Packstationen geben. Generell fordert die Partei, die nahe Norderstedter Straße mit Tempo 30 zu beruhigen, Radstreifen sowie ein Verbot für Lkw über 7,5 Tonnen.

Aissen antwortete vorsichtig. „Wir werden die Gedanken mit aufnehmen, aber nicht alles ermöglichen können. Wir haben hier 105 Wohneinheiten, keinen Stadtteil.“ Ingenieur Michael Demandt wurde deutlicher. „Das ist nicht finanzierbar“, sagte er und warf der Politik vor, eine „Märchenstunde“ abzuhalten. Henstedt-Ulzburgs Bauamtsleiter Jörn Mohr warb um Geduld. „Lasst uns doch erst mal anfangen, bevor wir alles zerschießen. Wir stehen am Anfang des Prozesses.“

Der Ausschuss stimmte grundsätzlich für das Konzept. Das Bauleitverfahren beginnt nun, die Details sollen über einen städtebaulichen Vertrag festgelegt werden.