Norderstedt. Eintracht Norderstedt müht sich in umkämpftem Abstiegsgipfel gegen Bremer SV. Dieser ist bis zur letzten Sekunde spannend.
- Nach guten Chancen in der Anfangsphase verliert Norderstedt den Faden
- Erst in der Schlussphase kommt die Eintracht dem Sieg etwas näher
- In der Regionalliga-Tabelle bleibt es sehr eng
Nach dem Abpfiff des torlosen Regionalliga-Nachholspiels von Eintracht Norderstedt gegen den Bremer SV sorgte Schiedsrichter Sven Erik Asmussen (TSV Altenholz) im Edmund-Plambeck-Stadion für Glücksgefühle. Asmussen schenkte einem Ordner eine Gelbe und eine Rote Karte. „,Opa, bringst du mir Karten mit?‘, hat mich mein Enkel gefragt. Nun habe ich welche für ihn“, jubelte der Ordner.
Wenn ein Spielbericht so beginnt, ist zu erahnen: Auf dem Fußballfeld war bei dieser Partie nicht viel los. Vor allem in den jeweiligen Sechzehnmeterräumen nicht. „Das war ein leistungsgerechtes, dem Tabellenstand entsprechendes 0:0. Wirklich kein Fußball-Leckerbissen“, sagte Bremens Trainer Sebastian Kmiec so direkt wie treffend. „Es war sehr chancenarm, fast schon ein unattraktives Fußballspiel“, schloss sich Norderstedts Coach Jean-Pierre Richter an. Die Worte „fast schon“ hätte er dabei auch streichen können.
Eintracht Norderstedt: Absolutes Nervenspiel – und bis in die Nachspielzeit spannend
Für die Anfangsphase galt dieses Urteil ausdrücklich nicht. Die Eintracht startete unter den Augen von Ex-Präsident Reenald Koch und Ex-Trainer Jens Martens vor 390 Fans munter in die Begegnung, in der sie als Zwölfter die Gäste auf Rang 14 durch einen Sieg auf neun Zähler distanzieren und einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machen wollte. Etwas glücklich rutschte der Ball schon nach vier Spielminuten zu Nils Brüning durch, der Bremens Keeper Andrea Hoxha aus zwölf Metern von halbrechts mit seinem wuchtigen, aber etwas zu zentralen Abschluss zu einer Glanzparade zwang.
Wiederum nur vier Minuten später imitierte Nick Selutin aus ähnlicher Position mit einem verdeckten Schuss um den Verteidiger herum aufs linke Eck Bukayo Saka vom FC Arsenal, der im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Bayern München tags zuvor auf diesem Wege zum 1:0 traf. Der Unterschied: Hoxha konnte im Gegensatz zu Bayerns Keeper Manuel Neuer den schönen Schlenzer mit einer weiteren Flugeinlage parieren.
Nach guter Anfangsphase verliert Eintracht Norderstedt den Faden
Nach dieser Szene jedoch verlor Norderstedt den Faden. Die Gäste vom Bremer SV spielten zwar ein paarmal ihre Schnelligkeit gut aus, fanden mit dem Ball offensiv jedoch ebenfalls keine Lösungen. Ohne weitere Torgelegenheiten ging es in die Pause. Nach dem Wechsel wurde die Partie noch schlechter. „Wir haben in der Pause besprochen, dass wir tiefer stehen, damit die Bremer nicht so viele Bälle hinter unsere Abwehrkette spielen können“, erklärte Norderstedts Innenverteidiger Yannik Nuxoll die Taktik der Hausherren nach der Partie.
Mit dem Attribut „kontrollierte Defensive“ versah Trainer Jean-Pierre Richter diese Herangehensweise. Sie ging einerseits auf. Die Bremer wurden bis auf einen Kopfball von Fritz Kleiner eine Minute vor dem Abpfiff, der einen Meter über das Tor ging, trotz nun hoher Spielanteile und viel Ballbesitz nie gefährlich. Nur wurde dies die Eintracht auch so gut wie nie. „Wir haben da einfach unsere Umschaltmomente schlecht ausgespielt und viele falsche Entscheidungen mit dem Ball getroffen. Deshalb sind wir auch unzufrieden“, sagte Richter.
Erst in der Schlussphase wird Eintracht Norderstedt wieder gefährlich
Erst ganz kurz vor Schluss gefährdete die Eintracht noch zweimal den Bremer Kasten. Der eingewechselte Nathan Winkler scheiterte aus spitzem Winkel an Hoxha (85.), und der Nachschuss des diesmal wieder im zentralen Mittelfeld aufgebotenen Marc Bölter im Anschluss an eine Ecke wurde geblockt (90.+3).
Für Fußball-Ästheten war der Abpfiff damit eine Erlösung. Doch verständlicherweise dominierte bei den Garstedtern auch eine pragmatische Sichtweise auf dieses 0:0. „Aus meiner Sicht ist das ein gewonnener Punkt. Wir haben mit dem Bremer SV einen direkten Konkurrenten auf Abstand gehalten. Auch die defensive Stabilität können wir aus dieser Partie mitnehmen. Nur drei Gegentore in den vergangenen sechs Spielen können uns sehr positiv stimmen“, sagte Nuxoll nach der recht intensiven und vor allem von den Gästen bisweilen auch sehr robust geführten Begegnung.
Trainer Jean-Pierre Richter ist mit dem Unentschieden nur bedingt zufrieden
So bekam er selbst einiges ab, ging mehrmals nach Stürmerfouls zu Boden. „Ich fand das aber in Ordnung. Ich mag es robust. Das ist mein Spiel. Es ist eine Challenge, so etwas anzunehmen. Und wir haben heute den Kampf angenommen“, sagte er.
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Trainer Richter lobte ebenfalls die Entwicklung in der Defensive. Den Punkt sah er nicht ganz so positiv wie Nuxoll. „Wir müssen mit dem einen Zähler leben“, sagt Richter. Aber: „Was der Punkt wert ist, sehen wir am Sonntag gegen Lohne. Da wollen wir unseren Fans mit einer besseren Leistung wieder Grund zum Aufstehen und Jubeln geben“.
Regionalliga Nord: Norderstedt liegt sechs Punkte vor dem Relegationsplatz
In der Tabelle ist Eintracht Norderstedt weiterhin auf Rang zwölf, der Bremer SV belegt – mit zwei Begegnungen weniger absolviert – den 14. Platz, der nach jetzigem Stand Relegations-Playoffs gegen einen Oberligisten zur Folge hätte.
Am kommenden Sonntag (14 Uhr) hat Norderstedt den nächsten direkten Konkurrenten zu Gast – mit einem Heimsieg könnte das elfplatzierte, punktgleiche Blau Weiß Lohne überholt werden.