Norderstedt. Nachwuchs des FC St. Pauli triumphiert im Derby gegen Eintracht Norderstedt. In der Schlussphase überschlagen sich die Ereignisse.
- Erste Niederlage für Eintracht Norderstedt unter Neu-Trainer Richter
- Ehemaliger Zweitliga-Profi des FC St. Pauli verschießt Strafstoß
- Jetzt kommen zwei Abstiegsendspiele für die Eintracht
Der Aufwärtstrend von Eintracht Norderstedt unter dem neuen Trainer Jean-Pierre Richter ist gestoppt. Ausgerechnet im Derby gegen die U23 des FC St. Pauli – diese hatte Heimrecht im Edmund-Plambeck-Stadion, das beide Clubs in der Regionalliga Nord nutzen – musste der Coach mit dem 0:2 (0:0) vor 496 Zuschauern seine erste Niederlage hinnehmen, nachdem er bis dahin zehn Punkte aus vier Partien geholt hatte. Besonders eine Szene aus der Schlussphase erwies sich als folgenschwer für die Eintracht.
Die nicht unverdiente Niederlage ließ sich vor allem durch den zeitweiligen Leistungsabfall in Hälfte zwei und die tragische Rolle des starken Kapitäns Ersin Zehir erklären, der die riesige Ausgleichschance per Foulelfmeter in der 76. Spielminute gegen seinen Ex-Verein vergab. Dabei sprach bis dahin eigentlich nichts für einen Fehlschuss Zehirs. Auf der Sechserposition im Mittelfeld präsentierte sich der frühere St. Paulianer, der für den Kiezclub sogar in der 2. Bundesliga auf dem Platz stand, zweikampfstark und spielte viele kluge Pässe.
Eintracht Norderstedt: Strafstoß verschossen – kurz danach entscheidet FC St. Pauli II das Spiel
St. Pauli II hatte auch aufgrund Zehirs Einfluss auf die Partie in der ersten Hälfte Probleme, ins Spiel zu finden. Die Kiezkicker verzeichneten in der Offensive keinen gefährlichen Abschluss. Anders sah es bei den Garstedtern aus. Erst leitete Zehir einen Angriff über links auf Dane Kummerfeld ein, dessen Flanke Angreifer Manuel Brendel über das Tor köpfte (9.). Eine Viertelstunde später nahm sich Zehir selbst ein Herz und zog bei einem starken Konter aus 25 Metern fulminant ab. Der starke St.-Pauli-Keeper Kevin Jendrzej machte sich ganz lang und parierte das Geschoss links unten. Sonst gab es vor den Toren kaum etwas Nennenswertes zu bestaunen.
Doch mit Beginn der zweiten Hälfte änderte sich das Bild. Der FC St. Pauli II agierte flinker, mit mehr Tiefgang im Spiel, riss die Spielkontrolle an sich. Die Belohnung folgte sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff durch einen herrlichen Spielzug über die rechte Seite, an dessen Ende der Ex-Norderstedter Johann von Knebel Stürmer Bennet Winter bediente, der den Ball unter Eintrachts Keeper Arne Exner hindurch zur Führung ins Tor knallte (52.). Der Rückstand hinterließ Wirkung bei der Eintracht, St. Pauli II wurde in der Folge noch dominanter.
Eric Gueye bringt viel Schwung nach seiner Einwechslung
Erst mit der Einwechslung von Eric Gueye raffte sich die Eintracht wieder auf. Der linke Offensivspieler machte über seine Seite sofort viel Betrieb und flankte nach schönem Antritt hervorragend auf Kevin von Anhalt. Dessen starken Kopfball hielt St. Paulis Keeper Jendrzej mit einer sehenswerten Flugparade zum Erstaunen der raunenden Zuschauer sogar fest.
Drei Minuten später folgte die Schlüsselszene der Partie. Gueye drang in den Strafraum ein und wurde vom St. Paulianer Jannis Turtschan bei seinem Schussversuch am Fuß getroffen. Die Konsequenz: Strafstoß!
Provokative Rufe des St.-Pauli-Keepers vor dem Elfmeter-Fehlschuss
„Komm schon, komm doch, komm, mach‘ schon“, rief St. Paulis Keeper Jendrzej Zehir vor der Ausführung herausfordernd zu. Der Kapitän der Eintracht verzögerte den Anlauf – und schob den Elfmeter einen Meter über den Kasten. „Ich gucke immer den Torwart aus. Das hat auch dieses Mal geklappt. Leider habe ich zu hoch gezielt“, sagte Zehir nach der Begegnung.
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Vier Minuten nach der vergebenen Chance zum 1:1 stand es dann 0:2. Wieder spielte sich St. Pauli II, diesmal nach einem Einwurf über rechts, durch. Den Schuss von Max Marie parierte Noderstedts Keeper Arne Exner stark, doch Niclas Dühring hatte aufgepasst und löffelte den Abpraller unhaltbar ins Netz (80.). Damit war die Partie gelaufen.
Eintracht Norderstedt verliert gegen FC St. Pauli II: „Wir dürfen enttäuscht und frustriert sein“
„Es war ein Schlagabtausch, der auch anders hätte ausgehen können. Beide Mannschaften hatten ihre Chancen. Wir müssen nun nach vorne schauen“, sagte Zehir. Von seinem Trainer Richter, dessen Team in seinem fünften Spiel erst die Gegentore Nummer zwei und drei kassierte, bekam er volle Unterstützung. „Klammert man den Elfmeter aus, hat Ersin heute ein großartiges Spiel gemacht. Elfmeter gehen halt nicht immer rein. Wir werden nun ganz sicher nicht mit dem Finger auf Ersin zeigen. Es ist schade, dass wir nach der Pause zunächst nicht gut weiterverteidigt haben. Wir dürfen enttäuscht und frustriert sein. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir heute eben gegen einen sehr guten Gegner verloren haben“, erklärte Richter.
Danach schaute der Coach schon wieder nach vorne auf die anstehenden Partien gegen die Konkurrenz im Abstiegskampf. Am Mittwoch (19.30 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) erwartet die Eintracht den Bremer SV, am Sonntag (14 Uhr) ist Blau-Weiß Lohne zu Gast. „Da wollen wir da weitermachen, wo wir zuletzt aufgehört haben. Wir wissen um die tabellarische Situation“, sagte Richter. Sollten die Garstedter sechs Punkte holen, dürfte der Klassenerhalt in der Regionalliga Nord trotz der ersten Pleite gegen St. Pauli II fast sicher sein. Werden es deutlich weniger Zähler, wird die Lage im Abstiegskampf noch einmal eng.