Henstedt-Ulzburg. Zwei Brüder schenken 200.000 ausrangierten Elektrogeräten im Jahr ein neues Leben. Was hinter der Geschäftsidee von Way2Buy steckt.
- Brüder Jamil und Sajid Ahmed gründen ihre Firma in der Garage des Elternhauses.
- Way2Buy schenkt gebrauchten elektronischen Geräten, insbesondere Smartphones, ein zweites Leben.
- Das Unternehmen ist nun von Norderstedt nach Henstedt-Ulzburg gezogen.
Vor zwölf Jahren haben die Brüder Jamil (30) und Sajid Ahmed (27) angefangen, in der 15 Quadratmeter kleinen Garage ihres Elternhauses in Norderstedt alte Smartphones anzukaufen, aufzubereiten und wieder zu verkaufen. „Unsere Eltern haben uns so erzogen: Wenn etwas kaputt ist, gibt es immer einen Weg, es zu reparieren“, sagt Sajid Ahmed. Schon im Alter von etwa zehn Jahren haben sie so kaputten Handys ein zweites Leben geschenkt. „Wir haben unser Interesse immer weiter ausgebaut, sind irgendwann Ingenieure geworden“, sagen die Brüder. Heute machen sie mit ihrer Geschäftsidee Millionenumsätze und haben mit ihrer Firma Way2Buy Anfang des Jahres ein 2000 Quadratmeter großes Grundstück in Henstedt-Ulzburg bezogen.
Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll haben dem am Kirchweg angesiedelten Unternehmen nun einen Besuch abgestattet. In der neu gebauten Lagerhalle stehen sowohl größere Geräte wie Waschmaschinen und Kühlschränke als auch etliche Kartons, in denen schätzungsweise 20.000 Smartphones lagern. „Wir kaufen alles an, was einen Stecker hat“, sagt Stephan Ide, der das Führungsteam komplettiert und unter anderem das operative Tagesgeschäft leitet.
Way2Buy möchte nachhaltige Kreislaufwirtschaft fördern
Way2Buy nimmt Firmen ihre alten Elektrogeräte ab, übernimmt die unwiderrufliche Löschung von Daten, repariert kaputte Geräte und verkauft sie anschließend weiter. „Die Geräte sind ja nicht schlecht“, sagt Stephan Ide. Fast alle könne man in einen neuwertigen Zustand bringen. „Bei uns können Firmen Geräte bis zu 70 Prozent günstiger kaufen. Sie sparen Geld und tun auch noch etwas Gutes für die Umwelt“, betont er. Das ist Way2Buy nämlich wichtig. In der heutigen Wegwerfgesellschaft will die Firma eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft fördern und die Produkte länger am Leben erhalten.
In der Lagerhalle steht eine augenscheinlich frisch verpackte Waschmaschine. Ein winziges Loch befindet sich in der Plastikfolie. Dieser kleine Makel hat schon gereicht, um die nigelnagelneue Maschine in B-Ware zu verwandeln. Die früheren Besitzer wollten sie nicht. Way2Buy hat sie erstanden und verkauft sie nun weiter.
Ausgepackte Smartphones verlieren sofort an Wert
Wer einen Blick in einzelne Kartons wirft, dem wird bei der Masse schnell klar, in welch einem Überfluss unsere Gesellschaft lebt. Zig Smartphones – ältere und ganz neue Modelle – warten darauf, ein zweites Leben zu bekommen. Wenn sich jemand online ein neues Handy kauft, die Verpackung öffnet, sich dann aber doch gegen das Smartphone entscheidet und es zurückschickt, handelt es sich um keine neue Ware mehr. Das Gerät verliert sofort gut 70 Euro an Wert, erklärt Stephan Ide.
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Zu ihren Kunden von Way2Buy gehören internationale, namhafte Unternehmen aus den Bereichen Automobil, Luftfahrt, Logistik und IT. Zu jener Zeit, als der Hype um Blackberrys vorbei war und immer mehr Benutzer ihre Geräte loswerden wollten, war Way2Buy die einzige Firma in Deutschland, die sie abgenommen hat, wie Jamil Ahmed berichtet. Die Brüder sind das Risiko eingegangen und haben die Blackberrys nach Kanada und Katar verkauft. „Wir arbeiten lösungsorientiert, haben einen gesunden Optimismus – und der hat sich am Ende bewahrheitet“, sagen sie.
Way2Buy verarbeitet rund 200.000 Geräte im Jahr
Rund 200.000 Geräte im Jahr verarbeitet Way2Buy. Kein Gerät bleibt länger als 30 Tage im Lager. Vor allem Smartphones kommen an – und werden direkt weitergegeben. Derzeit zählt das Unternehmen zehn Mitarbeiter. Die Gründer wollen aber weiter wachsen und suchen ab sofort auch Auszubildende. Bürgermeisterin Ulrike Schmidt freut sich, dass die Firma von Norderstedt nach Henstedt-Ulzburg gezogen ist. „Die erfolgreiche Ansiedlung von Way2Buy zeigt, wie attraktiv der Wirtschaftsstandort Henstedt-Ulzburg auch für Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen ist“, sagt sie.
Norderstedt konnte der Firma keinen größeren Standort anbieten. Dass das Unternehmen aber trotzdem in der Region gehalten werden konnte, ist ein erfolgreiches Beispiel für eine gut funktionierende Nordgate-Kooperation. Norderstedt, Quickborn, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und Neumünster haben sich entlang der A 7 zu einem Wirtschaftsverbund zusammengeschlossen, um ihre Gewerbeflächen gemeinsam zu vermarkten.