Henstedt-Ulzburg. In Henstedt-Ulzburg bietet Stefanie Stiller mit ihrer Schwimmschule bald Kurse im Naturbad an. Vieles ist anders als in Hallenbädern.

Kürzlich hat Stefanie Stiller das Wasser im Naturbad Beckersberg noch einmal ausgetestet. Und fühlte sich für das bestätigt, was sie mit ihrem Team hier in Henstedt-Ulzburg ab Juni vorhat. Denn erstmals seit langer Zeit wird es in dem idyllischen Gewässer direkt am Bürgerpark dann wieder Schwimmkurse geben. Und zwar sowohl für Kleinkinder, also eine Wassergewöhnung, als auch für Anfänger und Fortgeschrittene. Es ist ein Angebot, für das es nachweislich Bedarf gibt. Denn was Mädchen und Jungen dann lernen können, kann sehr wichtig sein im Sommer, wenn viele Familien Ausflüge und Urlaube machen an Nord- und Ostsee oder an einen der vielen Binnenseen in der Region.

Die Genehmigung erhielt Stiller kürzlich durch die Politik. Denn die musste das Projekt im zuständigen Fachausschuss absegnen. Eigentlich sieht die Benutzungsordnung eine „gewerbliche Nutzung“ des Naturbads nicht vor. Da es hier aber um Schwimmen geht, sah die Verwaltung kein Problem, genauso wenig wie die Fraktionen. Allerdings gilt das nur für 2024, darüber hinaus müsste die Satzung dann doch angepasst werden.

Henstedt-Ulzburg: Schwimmen lernen im Freibad – das ist ab Juni geplant

Ihre Schwimmschule betreibt Stefanie Stiller seit 2020. „Klugerweise habe ich sie zur Corona-Zeit und zur Zeit der Bäderschließung gegründet, das war nicht so praktisch.“ Aber die gebürtige Hamburgerin, die im Alter von 15 Jahren mit ihren Eltern nach Henstedt-Ulzburg gezogen ist, biss sich durch, auch wenn sie die Entwicklung während der Pandemie rückblickend als „schleppend“ beschreibt. Sie ist gelernte Meisterin für Bäderbetriebe, war zuvor bei Bäderland tätig, der großen städtischen Gesellschaft in Hamburg, die dort öffentliche Schwimmbäder betreibt.

Das Konzept der Schwimmschule: „Ich habe meine eigenen Kurse, arbeite aber auch mit anderen Schwimmschulen oder mit Schulen aus Hamburg zusammen, die mich engagieren, zum Beispiel jetzt in den Ferien.“ Neben ihr sind zwei weitere Übungsleiterinnen dabei. Einer der Standorte ist das Schwimmzentrum in Itzehoe, daran ändert sich auch nichts. Im Freiwasser hat Stiller auch schon im letzten Jahr Kurse durchgeführt. Doch das war im Strandbad, also im Stadtpark Norderstedt.

Im letzten Jahr bot die Schwimmschule Stiller noch Kurse im Strandbad Norderstedt an

„Die Kinder fanden es mega, es war eine richtig coole Atmosphäre im See.“ In Norderstedt hatte sie einen abgetrennten Bereich. „Es war auch gut, aber ich habe dann gehört: Du kommst doch aus Henstedt-Ulzburg, warum machst du das nicht hier für uns?“ Darüber hatte sie bis dahin nicht nachgedacht. „Ich wusste, dass es hier einen See gibt.“ Aber besucht hat sie das Naturbad tatsächlich erst 2023 das erste Mal. „Ich hatte im Arriba gelernt, daher kannte ich auch das Strandbad.“

Am Beckersbergsee sprach sie Stefan Baron an, den dortigen, seit 1995 verantwortlichen Schwimm-Meister. Der berichtete: „Es gibt leider keine Kurse mehr.“ Das sei früher mal anders gewesen. „Eigentlich ist das ja eine super Wasserfläche, sie passt gut, es ist flach abfallend, im hinteren Bereich hat man eine richtige Schwimmerbahn.“

Beckersberg: Die Bedingungen im See sind anders als in einem gechlorten Hallenbad

Und so war man sich einig: Das Angebot könne kommen. „Wir haben die Wassergewöhnung, das ist für die ganz Kleinen. Die Anfänger- und Fortgeschrittenen-Kurse, ab dem Seepferdchen und Bronze aufwärts, da geht es dann los auf der Schwimmerbahn, mit Rückenschwimmen, Bauchlage, Tauchen üben.“ Vom Lehrinhalt sei das wie in einem Hallenbad. „An sich ist es dasselbe. Aber die Lufttemperatur ist anders, die Wassergegebenheiten sind anders, man kann nicht zum Grund gucken.“

Das kann durchaus eine Überwindung sein, manchmal geht das sogar Erwachsenen so. Denn die Bedingungen unterscheiden sich logischerweise deutlich von einem gechlorten Hallenbad. Stefanie Stiller nennt ein Beispiel: „Meine Nichte hat das Seepferdchen bei mir im Schwimmbad gemacht. Letztes Jahr wollten wir hier rein, da wollte sie nicht. Andersherum: Die Kinder, die ihr Seepferdchen im See gemacht haben, die sich hier reintrauen, die haben im Pool, im Schwimmbad, gar keine Probleme.“

Manche Eltern wollen bewusst, dass die Kinder das Schwimmen in einem Naturgewässer lernen

Mit etwas Erfahrung baue sich dann das Selbstvertrauen auf. Und natürlich gebe es auch Eltern, die aus den genannten Gründen bewusst wollen, dass Kinder in einem Naturgewässer lernen sollen. „Ja, auf jeden Fall. Ich hatte letztes Jahr welche, die sagten, dass sie oft an der Ostsee seien und es besser wäre, wenn die Kinder es im See lernen.“

Die Wassertemperatur ist niedriger als in einer Halle. „Die meisten Schwimmbecken haben zwischen 26 und 28 Grad, die Lehrschwimmbecken liegen bei um die 30 Grad.“ Ein See ist naturgemäß kühler. „Im letzten Jahr sind wir im Mai bei zehn Grad gestartet. Den Kindern ist das egal, Hauptsache, sie haben Spaß und bewegen sich.“

Wartelisten für die Schwimmkurse führt Stefanie Stiller nicht

Wer mag, kann einen Neoprenanzug tragen, sie würde das aber nicht raten. Denn Kinder sollen ja gerade das Gefühl kennenlernen, wie es ist, das Wasser auf der Haut zu spüren. „Es ist schon so, dass bei den meisten Kindern die Wassergewöhnung fehlt. Teilweise wollen sie nicht duschen.“ Zuhause würden sie einen Waschlappen nutzen, hat Stiller schon gehört. Auch Masken, die verhindern sollen, dass Wasser ins Gesicht läuft, seien eine „falsche Botschaft“.

Vorerst sind fünf Nachmittags-Kurse geplant, jeweils für maximal sieben Kinder, jeweils à 40 Minuten. Zwei davon am Montag, dann ist sowieso Ruhetag, drei am Mittwoch. Die Anmeldung ist online über die Internetseite der Schwimmschule möglich (schwimmschule-stiller.de), dort gibt es auch detaillierte Infos. Wartelisten führt Stiller übrigens nicht. „Ich stelle die Kurse zeitnah online, so zwei bis drei Monate vorher, es gibt einen Newsletter. Dann können die Eltern gucken, ob die Termine und die Uhrzeiten passen. Und dann wird gebucht.“ Die Nachfrage ist spürbar. „Am Anfang war ich erstaunt, wie schnell die Buchungen reinkamen. So viele Plätze sind nicht mehr frei. Ich würde dann den Montag noch erweitern.“

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Für zehn Termine beträgt der Preis 150 Euro. Hinzu kommt noch der Eintritt für das Naturbad, der lag 2023 bei 1,50 Euro für Kinder. Saisonstart soll laut Gemeinde übrigens am 4. Mai sein. Gegenüber Hallenbädern bietet ein See einen Vorteil, denn die Energiekosten sind überschaubar. „Es ist ja so, dass gerade bei Privatschulen die Preise für Schwimmkurse extrem gestiegen sind.“

Naturbad Beckersberg: Auch Schwimmkurse für Kinder aus Flüchtlingsfamilien geplant

Separat hiervon wird es auch noch weitere Kurse geben. „Ich mache bei einer Projektwoche des Alstergymnasiums mit. Das ist für die DaZ (Deutsch als Zweitsprache; d. Red.)-Kinder, die haben dann das Thema Schwimmen. Und auch mit dem Verein Henstedt-Ulzburg bewegt machen wir zwei Kurse.“ Auch das sei für Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Denn oft stammen diese aus Ländern, in denen es kaum nutzbare Gewässer gibt, geschweige denn Schwimmunterricht.

Alle Kurse der Schwimmschule Stiller werden stets zu zweit betreut, entweder es sind beide Lehrerinnen im Wasser, oder eine überblickt das Geschehen von außerhalb. Sollte ein Termin mal ausfallen, etwa wegen eines Gewitters, werde dieser nachgeholt. Regen allein genügt aber nicht für eine Absage. „Ob wir von unten oder von oben nass werden, ist ja egal. Es sei denn, es regnet so viel, dass man nichts mehr sieht.“