Norderstedt. Politik in Norderstedt befürwortet neues Umkleidehaus für den Verein. Die aktuelle Raum-Situation hat bereits gravierende Folgen.
- 13,5 Millionen Euro: Modernes Umkleidegebäude ist nötig
- Politik: Planung soll weitergehen, Raumbedarf aber neu untersucht werden
- Glashütter SV kann derzeit nicht mehr alle Kinder aufnehmen
Ein wenig nervös waren die Vertreter des Glashütter SV definitiv vor der so wichtigen Sitzung im Rathaus von Norderstedt. Dort sollte die Politik im Ausschuss für Schule und Sport über ein Projekt entscheiden, dass maßgeblich wäre für die Zukunft des Vereins. Und, nach intensiver Debatte, konnte Bodo Wittmann, Vorsitzender des Traditionsclubs, durchatmen: „Wir sind erleichtert. Das war der Brustlöser. Es war schön, alle Kärtchen nach oben gehen zu sehen.“ Einstimmig votierten die Fraktionen dafür, dass die Planung für ein neues Umkleidehaus an der Poppenbütteler Straße weitergehen soll, die nötigen Kosten (340.000 Euro) werden in den Doppelhaushalt 2024/2025 eingestellt.
Das gesamte Vorhaben könnte, so eine bisherige Schätzung, um die 13,5 Millionen Euro kosten. Und genau dieses hohe Volumen, auch wenn siebenstellige Fördermittel möglich sein dürften, ist weiterhin der Grund, warum manche Mandatsträger zurückhaltend sind. Von den Grünen lag zwischenzeitlich ein Antrag vor, doch noch einmal eine Sanierung durchzurechnen. In einer Sitzungsunterbrechung fand sich schließlich eine Lösung, wonach Verwaltung und GSV den exakten Raumbedarf ein weiteres Mal untersuchen wollen, um die Investitionen vielleicht noch etwas zu reduzieren. Wittmann selbst nahm die Diskussion als „kontrovers“ wahr.
Norderstedt: 13,5 Millionen Euro könnte Neubau beim Glashütter SV kosten
Ruth Weidler (CDU), die Vorsitzende des Ausschusses, betonte im Anschluss: „Wir konnten dem Verein ein positives Zeichen geben, dass wir an ihn denken. Es geht um viel Geld, aber auch um ein Thema, das sehr wichtig ist. Ich bin froh, dass wir schlussendlich geschafft haben, einen einstimmigen Beschluss zu fassen.“ Und es sei eine städtische Sportanlage, sprich: Hier ist Norderstedt auch in der Verantwortung. Trotz der bekanntlich angespannten Haushaltslage habe der Glashütter SV nun Planungssicherheit, so Weidler.
Bodo Wittmann geht nun von „mindestens einem Jahr Planungszeit“ aus. Zuvor muss die Verwaltung eine Ausschreibung vornehmen, vielleicht könnte in vier bis fünf Jahren ein Neubau stehen.
Sportverein in Not: „Auf acht Quadratmetern ziehen sich 15 Leute um“
Bis dahin muss sich der GSV mit der prekären Raumnot noch arrangieren. Bei einem Ortstermin hatten Wittmann und sein Stllvertreter Thomas Scheer dem Abendblatt kürzlich gezeigt, wie eng es an der Poppenbütteler Straße zugeht. Es genügt hier, sich einmal in die Mitte der kleinen Kabine stellen. „Auf acht Quadratmetern ziehen sich 15 Leute um. Daher freuen wir uns über jede Mannschaft, die angezogen zum Platz kommt“, sagte Wittmann.
„Wir sind ein wachsender Verein, sind nach Corona von 1200 auf 1700 Mitglieder hoch, haben fast 900 Fußballer.“ Bereits vor der Pandemie brachte der Club, der insgesamt 20 Sparten hat, darunter auch Turnangebote, Rhythmische Sportgymnastik und Badminton, daher den Wunsch nach einer Modernisierung des über 40 Jahre alten Umkleidegebäudes vor, um dieser Entwicklung gerecht werden zu können.
Was folgte, war eine Machbarkeitsstudie, die im Dezember 2022 vorgestellt wurde. Und das beauftragte Architekturbüro empfahl ausdrücklich einen kompletten Neubau auf der Grünfläche vor dem zweiten Vereinsgebäude. Die Verwaltung unterstützt das. Doch in den Fraktionen wurden teilweise laute Zweifel geäußert. „Die Politik sagt, es ist zu teuer“, erinnerte sich Wittmann. Als sich der Ausschuss Ende 2023 zuletzt mit dem Thema befasste, kam es zu keinem Beschluss, man vertagte sich.
Aufnahmestopp für Kinder, die Fußball spielen wollen
„Wir sind, was die Räumlichkeiten angeht, darauf angewiesen, dass der Neubau umgesetzt wird“, so der GSV-Vorsitzende. „Wir haben im Fußball 36 Mannschaften, für die brauchen wir Planungssicherheit. Als Glashütter SV sind wir ein Breitensportverein, wir haben bis Anfang Januar jeden aufgenommen, der sich für eine Mitgliedschaft interessiert hat. Jetzt bekommen wir das nicht mehr hin.“
Die bittere Konsequenz: Es gibt einen Aufnahmestopp für die Jahrgänge 2015 und jünger (bis 2018). Wittmann warnt vor den mittelfristigen Folgen. „Noch zwei Jahre Aufnahmestopp, dann brechen uns die jungen Fußballer weg.“ Dabei habe es sogar Nachwuchsteams von Eintracht Norderstedt und vom SV Friedrichsgabe gegeben, die gerne komplett gewechselt wären – doch das ist nicht darstellbar.
Glashütter SV feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag
Die Historie des GSV reicht weit zurück, tatsächlich feiern die Glashütter in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. 1924, im Jahr der Gründung, gehörte das Dorf übrigens noch zum Kreis Stormarn, weswegen dessen Wappenvogel – ein Schwan – auch das Logo des Clubs ziert. Der älteste Teil des Umkleidegebäudes, an das auch unmittelbar das Vereinsheim angrenzt, ist von 1964, 1977 wurde dann einmal erweitert. Seitdem sei nichts mehr passiert, so Wittmann. Auch energetisch ist das Haus meilenweit entfernt von heutigen Standards. Die Betriebskosten könnten durch einen Neubau „erheblich gesenkt“ werden, schreibt das Amt für Schule und Sport.
In den vorhandenen Kabinen herrscht in der Woche während der Trainingszeiten sowie an Wochenenden, wenn Punktspiele anstehen, Dauerbetrieb, die Belegung ist eng getaktet. Schiedsrichter verschiedener Ansetzungen müssen sich sogar einen Raum mit Dusche teilen, auch das ist eigentlich nicht angemessen. Kommt es zu Verzögerungen, stehen sich die Sportlerinnen und Sportler quasi auf den Füßen.
Die Zahl der Kabinen soll sich deutlich erhöhen
Die Pläne zusammengefasst: Von acht soll auf mindestens zwölf Großkabinen erweitert werden, auch, um problemlos die Geschlechtertrennung zu gewährleisten, denn beim GSV kicken auch 80 Frauen und Mädchen. Die derzeitigen Großkabinen – groß bedeutet: 11 Quadratmeter – sollen saniert werden, die erwähnten kleinen Kabinen vergrößert. Auch die Referees sollen einen zweiten Raum bekommen. Weitere Punkte: Sanitärbereiche für Zuschauer, ein Materialraum, ein Aufenthaltsraum für Reinigungskräfte (diese nutzen derzeit eine umfunktionierte Damentoilette), eine erweiterte Geschäftsstelle. Ob das alte Gebäude alternativ letztlich abgerissen werden könnte, muss noch geklärt werden.
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Fußball: Bis zu sechs Mannschaften gleichzeitig auf dem Trainingsplatz
Parallel wirbt der Glashütter SV zudem um Zustimmung für ein weiteres wichtiges Anliegen. Denn auch die Platzkapazitäten sind am Limit. „Zu den begehrten Trainingszeiten der Jugend, von 16.30 bis 18.30 Uhr, haben wir um die 150 bis 200 Kinder auf dem Kunstrasenplatz. Das sind bis zu sechs Mannschaften gleichzeitig, wir vierteilen den Platz.“
Vor sechseinhalb Jahren wurde dieser eingeweiht, vorher befand sich hier ein Grandplatz. Auch den verbliebenen Naturrasen würde der Verein gerne umwandeln, ein entsprechender Antrag wurde bereits gestellt. „Und wir haben vorgeschlagen, den kleineren Kunstrasen zu drehen, dann hätten wir ein drittes Großfeld.“ Das würde im Paket wohl zwischen 2 und 3 Millionen Euro kosten.