Norderstedt/Henstedt-Ulzburg. Auch in der Fahrradbranche herrscht Fachkräftemangel. Was das für die Vergabe von Terminen und den Service bedeutet.
- Hose, Helm, Reifendruck – was unbedingt beachtet werden muss.
- Ein sorgfältiger Frühlings-Check des Rades macht immer Sinn.
- Experten geben Tipps zur Selbsthilfe.
Die Tage werden länger und heller, die Temperaturen milder – der Frühling macht sich zaghaft bemerkbar, die Lust auf Outdoor-Aktivitäten steigt. Und: Die Fahrradsaison hat begonnen.
Das bedeutet wie in jedem Jahr Schwerstarbeit für die Werkstätten: Die monatelang in Keller und Garagen verbannten Räder werden nach langer Standzeit wieder hervorgeholt, müssen hinsichtlich ihrer Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Doch Vorsicht: Nicht selten wird mit zwei linken Händen zu Schraubenschlüsseln, Kettenspannern und Schmierfett gegriffen – was das Vergnügen während der ersten Radtour des Jahres arg schmälern kann.
Fahrradwerkstätten: Fachkräftemangel macht sich negativ bemerkbar
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte deshalb den Weg zu einem qualifizierten „Schrauber“ suchen, um etwaige Macken am Fahrrad fachkundig reparieren zu lassen. Allerdings ist kompetenter Service wegen des frühjährlichen Ansturms der Kunden häufig mit erheblichen Wartezeiten verbunden. Denn: Auch die Fahrradhändler-Branche klagt über Fachkräftemangel, sowohl im technischen als auch im kaufmännischen Bereich.
Oliver Müller, Inhaber der Firma Fahrrad Hertel in Hamburg-Langenhorn, würde nur zu gern alle Wünsche seiner Kunden innerhalb weniger Stunden erfüllen. Doch das ist wegen der dünnen Personaldecke einfach nicht machbar. „Ich suche dringend zwei qualifizierte Zweiradmechatroniker und bin sogar bereit, Quereinsteiger zu nehmen“, sagt Müller.
Was also tun, wenn die Werkstatt überlastet, der erste schöne Fahrradausflug wegen des verheißungsvollen Wetterberichts aber schon fürs Wochenende geplant ist? Zwei Experten aus Henstedt-Ulzburg geben denjenigen, die ihr Rad selbst gut in Schuss bringen und gut vorbereitet auf Tour gehen wollen, Tipps zur Selbsthilfe. Bernhard Fuhrmann und sein Sohn Dominik von der 1981 gegründeten GEFU Zweiräder Handelsgesellschaft mbH kümmern sich in ihrem 200 Quadratmeter großen Ladengeschäft an der Hamburger Straße um die Wünsche der Kunden. Sie verkaufen unter anderem City- und Trekkingräder, Pedelecs (im Volksmund E-Bikes genannt, obwohl dies eigentlich die falsche Bezeichnung ist; die „richtigen“ E-Bikes fahren ohne Tretunterstützung und sind schon ab sechs Stundenkilometern zulassungspflichtig), Kinderfahrräder, Hollandräder, Retroräder, Mountainbikes, Renn- und Crossräder. Außerdem erledigt die Firma in der hauseigenen Werkstatt Reparaturen.
Fahrradexperten aus Henstedt-Ulzburg geben zehn hilfreiche Tipps
Bernhard Fuhrmann hat mittlerweile mehr als 42 Berufsjahre auf dem Buckel und fühlt sich vor allem beim Schrauben in seinem Element. „Dominik kümmert sich eher um den Verkauf, die administrativen Sachen. Ich bin bei uns eine Art Mädchen für alles und mit ganzem Herzen Mechaniker“, sagt er. Was er und sein Filius Radlerinnen und Radlern empfehlen:
1. „Wenn das Rad täglich genutzt wird, empfehlen wir eine Inspektion pro Jahr, ansonsten reicht es, das Rad alle zwei bis drei Jahre gründlich zu warten“, sagt Dominik Fuhrmann, „bei E-Bikes ist das ein wenig anders. Für die kommen immer mal wieder Software-Updates raus.“
2. Bei E-Bikes den Akku, der bei Temperaturen unter 5 Grad Celsius nicht der Kälte ausgesetzt werden sollte, voll aufladen.
3. Unbedingt die Reifen kontrollieren. „Denn die“, so Bernhard Fuhrmann, „halten nicht dauerhaft die Luft wie beim Auto. Bei Fahrradreifen sollte man alle zwei bis drei Monate nachpumpen.“ Wichtig zu wissen ist, dass der empfohlene Druck immer auf den Reifen steht: Von/bis oder aber das Maximum.
Bei sehr alten Reifen sei ein wenig Vorsicht geboten. „Die können schon mal platzen. Wer ständig mit zu geringem Luftdruck fährt, muss dagegen befürchten, dass die Flanke des Reifens irgendwann einreißt. Außerdem sollte man beim Kauf von Reifen darauf achten, dass diese über einen sogenannten Pannenschutz verfügen.“ Und außerdem nach jeder längeren Fahrt kontrollieren, ob sich kleine Steinchen in die Lauffläche hineingebohrt haben.
„Wenn der Hintern wehtut, macht das Fahren keinen Spaß“
4. Bei Fahrrädern mit Nabenschaltung die Kette spannen; bei Fahrrädern mit Kettenschaltung verfügt das Schaltwerk über einen Kettenspanner.
5. Ebenfalls ein Muss: Das Checken der Bremsbeläge. Bernhard Fuhrmann: „Das normale Fahrrad ab 900 Euro und jedes Marken-Moutainbike haben heutzutage Scheibenbremsen.“
6. Klappern oder wackeln Teile am Fahrrad? Überprüfen, ob die Schrauben an Sattel und Lenker fest angezogen und ob Speichen locker sind.
Bei Strecken von mehr als zehn Kilometern braucht man einen Sattel, der passt
7. Apropos Sattel: Der sollte für weniger sportlich orientierte Radfahrerinnen und Radfahrer vor allem bequem sein. Um die optimale Breite zu ermitteln, benutzen die Fachhändler ein Sitzknochen-Messgerät. „Wenn der Hintern wehtut, macht das Fahren keinen Spaß“, betont Dominik Fuhrmann. Und Vater Bernhard ergänzt: „Bei Strecken von mehr als zehn Kilometern braucht man einen Sattel, der passt.“
Wer ein komfortables Modell (Preis: 70 bis 80 Euro) gefunden und auf längeren Fahrten keine Probleme mit dem Allerwertesten hat, kann getrost auf eine Polsterhose verzichten. Für Rennradfahrer, die harte Sättel präferieren, ist diese allerdings obligatorisch.
8. Neben dem Sattel wohl das wichtigste Utensil für Radler ist der Helm, der bei Stürzen vor schweren Verletzungen und Spätschäden schützt. Gefährdet sind vor allem Kinder, aber auch ältere Leute, die zum ersten Mal auf ein E-Bike steigen. Bernhard Fuhrmann: „Diese Räder erreichen mit der elektrischen Unterstützung Geschwindigkeiten, die E-Bike-Anfänger nicht richtig einschätzen können. Ich bin zwar nicht der Typ, der anderen etwas vorschreiben möchte. Aber einen Helm zu tragen, ist immer gut.“
Demzufolge sollten Eltern unbedingt darauf achten, ihren Kindern bei gemeinsamen Fahrradtouren gute Vorbilder zu sein. Ein hochwertiger Kopfschutz ist übrigens gar nicht so teuer, wie viele denken, und ist schon ab 70 Euro zu haben.
Wer mit dem Fahrrad Sport treibt, sollte atmungsaktive Sachen anhaben
9. Wer genüsslich und ohne zu schwitzen durch die Gegend radelt, braucht sich bezüglich der Kleidung keine großen Gedanken zu machen. Aber wer sein Fahrrad als Sportgerät benutzt und sich anstrengt, sollte atmungsaktive Sachen anhaben; das gilt für die Unterwäsche und vor allem auch für Regenklamotten.
10. Um die Heimfahrt nicht im Taxi antreten zu müssen, ist es sinnvoll, stets eine Mini-Pumpe, Flickzeug, einen Ersatzschlauch oder Pannenspray dabeizuhaben. Bei Letzteren ist wichtig, dass der Aufsatz zum Ventil passt. „Ich persönlich würde immer einen Schlauch, Montierhebel und – falls das Rad Muttern hat – das nötige Werkzeug in einem kleinen Satteltäschchen mitnehmen“, empfiehlt Bernhard Fuhrmann.
Die ältere Generation kauft kaum noch normale Fahrräder
Und was sind die Trends für 2024? „Es gibt ganz, ganz viele verschiedene Sachen; die Palette reicht vom Lastenrad, das in den urbanen Gegenden immer häufiger gefahren wird, bis zum Rennrad mit Motor. Klar ist: E-Bikes werden auch weiterhin sehr beliebt bleiben“, so Bernhard Fuhrmann, „in den letzten drei, vier Jahren hat bei uns kaum noch jemand aus der älteren Generation ein normales Fahrrad gekauft. Wenn die Leute es sich finanziell leisten können, entscheiden sie sich für ein Pedelec.“
Immer beliebter werden die sogenannten Gravel-Räder, die sich vor allem für sportliche Fahrer eignen, die auch mal jenseits des Asphalts unterwegs sind. Sie sind auf Stabilität und Komfort ausgelegt, liegen höher auf der Straße als Rennräder. Das höhere Tretlager gibt auf unebenem Untergrund mehr Bodenfreiheit, während der längere Radstand für mehr Laufruhe sorgt. Der Trend hin zu den Gravels ist allerdings nicht neu, ihn gibt es schon seit etwa drei Jahren.
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Fahrradgeschäfte und Werkstätten in Norderstedt und Umgebung
Fahrradhaus Velotech
Werkstattservice: Termine sind ausgebucht bis Mitte Mai; Räder, die ohne vorherige Absprache für eine Reparatur oder Inspektion in der Werkstatt abgegeben werden, können nach maximal einer Woche wieder abgeholt werden.
Ulzburger Straße 310, 22846 Norderstedt, Tel. 040/522 30 68, www.fahrradhaus-velo-tech.de
Radstation Norderstedt (Werkstatt/Parkhaus)
Werkstattservice: Die Radstation bietet Servicepakete (Schlauchwechsel wegen Winterplattfuß/Kette schmieren sowie Einstellen von Bremse und Schaltung/Inspektion) an. Die Wartezeit für einen Termin beträgt bis zu zwei Wochen. Im Shop gekaufte Sättel werden kostenlos montiert. In einem Mobilitäts-Kit für 10 Euro sind Reifenheber, Flickset und eine Prepaid-Card fürs Parkhaus enthalten. Wer sein Rad für kleinere Reparaturen vorbeibringt, kann es nach sieben bis zehn Tagen wieder abholen.
Rathausallee 68 (Eingang Jörg-Peter-Hahn-Platz), 22846 Norderstedt, Tel. 040/35 77 90 02, www.radstationen-nord.de/norderstedt/reparatur/
Fahrrad Hertel
Werkstattservice: Für größere Reparaturen, die länger als eine Stunde dauern, oder eine Inspektion des Fahrrades sind aktuell erst in vier bis fünf Wochen Termine frei. Kleinere Defekte werden schnell und umkompliziert beseitigt, sofern es das Tagesgeschäft ermöglicht. Wer schnelle Hilfe wünscht, kann ohne Termin einfach in der Werkstatt vorbeischauen; dann gibt es nach einer kurzen gemeinsamen Besichtigung des Rades eine genauere Auskunft.
Langenhorner Chaussee 677, 22419 Hamburg-Langenhorn, Tel. 040/527 80 80, www.fahrrad-hertel.de
GEFU Zweiräder GmbH
Werkstattservice: Auch bei GEFU ist die Terminliste voll, der Vorlauf für eine aufwendige Reparatur oder Inspektion beträgt vier bis fünf Wochen. Kunden, die ihr Fahrrad in Henstedt-Ulzburg gekauft haben, genießen eine Vorzugsbehandlung; Kleinigkeiten wie ein Schlauchwechsel oder der Austausch einer gerissenen Speiche werden kurzfristig erledigt, falls es das Arbeitsaufkommen und die personelle Situation in der Werkstatt zulassen.
Hamburger Straße 33, 24588 Henstedt-Ulzburg, Tel. 04193/95 09 19, www.gefu-zweiraeder.de
Zweirad-Heins
Werkstattservice: Reparaturen, und zwar nicht nur die leichten, sondern auch die schwierigeren Fälle, werden normalerweise innerhalb von zwei bis drei Tagen erledigt. Der Firmenchef und seine beiden Auszubildenden erledigen die Arbeiten in der Reihenfolge, in der die Räder abgegeben worden sind. Es gibt keine festen Termine, der Kunde wird telefonisch benachrichtigt, wenn alles fertig ist.
Beckersbergstraße 78, 24558 Henstedt-Ulzburg, Tel. 04193/75 84 23, www.zweirad-heins.de
Radsport Wulff
Werkstattservice: Wer einen Inspektionstermin wünscht, muss auf diesen ungefähr vier Wochen warten. Ähnlich lange dauert es bei größeren Reparaturen wie einem Motortausch beim E-Bike oder bei Lieferschwierigkeiten von Ersatzteilen.
Frohmestraße 64, 22459 Hamburg-Schnelsen, Tel. 040/550 84 72, www.radsport-wulff.de
Ehrig Zweiradhaus GmbH
Werkstattservice: Termine werden nur noch für Inspektionen vergeben, und zwar drei bis vier Monate im Voraus. Wer sein Rad für eine kleinere Reparatur in der Werkstatt lässt, bekommt es nach etwa 14 Tagen zurück.
Claus-Ferck-Straße 39, 22359 Hamburg-Volksdorf, Tel. 040/609 50 167, www.ehrig24.de