Norderstedt/Fehmarn. Städtisches Ferienhaus am Meer in Lemkenhafen seit 2019 geschlossen, Weiterbetrieb kostet Millionen. Kritiker: Unnötiger Luxus!
Die Diskussionen rund um das Jugendlandheim Lemkenhafen gehen in die nächste Runde. Das Gebäude auf der Ostseeinsel Fehmarn, direkt am Meer gelegen, gehört der Stadt Norderstedt. In den vergangenen Jahrzehnten war es Reiseziel von Jugendgruppen von Vereinen, Schulen und Freizeiten, anderen Reisegruppen und Familien. Derzeit steht es jedoch leer. Denn das Haus ist sanierungsbedürftig und deshalb seit 2019 geschlossen. Zuvor hatte der Trägerverein Jugendlandheim Lemkenhafen e.V. das Landheim betrieben. Seit der Schließung ist in der Norderstedter Kommunalpolitik umstritten, wie es damit weitergehen soll.
Wird jetzt ein für alle Mal darüber entschieden, ob das Haus eine Perspektive hat? Während sich die einen wünschen, das Gebäude für mehrere Millionen zu sanieren, mahnen die anderen für den aktuellen Haushalt zum Sparen an. Nachdem in den letzten zwei Jahren weitgehend darüber geschwiegen wurde, wie es mit dem Jugendlandheim weitergehen solle, brachte ein neues Konzeptpapier das Thema nun zurück auf die Tagesordnung der Norderstedter Politik.
Vorschlag: Stadt soll das Haus in Eigenregie führen
Die Stadt Norderstedt beauftragte die Beratungsgesellschaft Horst Bötcher GmbH in Zusammenarbeit mit Kai Jörg Evers, dem Geschäftsführer der Stadtpark GmbH, damit, ein Konzept für die Zukunft des Jugendlandheims zu entwickeln. Im November des vergangenen Jahres wurde dieses im dafür zuständigen Ausschuss der Stadt, dem Jugendhilfeausschuss, vorgestellt. Wie man das Landheim sanieren und weiterbetreiben kann, damit es zukunftsfähig ist, waren die wesentlichen Fragestellungen des Konzepts.
Für das Jugendlandheim sieht das Konzept keinen eigenständigen Betreiber mehr vor. In der Vergangenheit hatte man keinen solchen Betreiber gefunden. Stattdessen solle die Stadt eine „gemeinnützige GmbH (gGmbH) als Betriebsgesellschaft“ gründen und das Haus in Eigenregie führen.
Konzeptpapier will frischen Wind
Vorgesehen ist ein neues, modernes Profil. Erste Ideen sind beispielsweise eine Sternwarte, ein Hauskino, eine künstlerisch gestaltete Lobby und ein Abenteuer-Spielplatz. Diese sollen die Bereiche Forschen und Entdecken, Mensch und Miteinander, Kunst und Kreativ sowie Sport und Bewegung abdecken. Um für junge Menschen attraktiver zu werden, müsse sich allerdings nicht nur die Architektur ändern, auch ein moderner Auftritt in den Sozialen Medien gehöre laut Konzept dazu. Der Name Jugendlandheim Lemkenhafen könnte zum Beispiel dem der „Inselbrise - Erlebnishaus Lemkenhafen“ weichen.
Für die Sanierung des Gebäudes nennt das Konzept dabei auch eine geschätzte Investitionssumme: acht Millionen Euro. Jedoch ist fraglich, ob dieser Betrag ausreichen würde. Die derzeit üblichen sechs Prozent Baukostensteigerungen jährlich sind da zum Beispiel noch nicht eingerechnet. Manche befürchten gar, wenn das Gebäude in die Sanierung ginge, könnten die Kosten schnell auf bis zu 30 Millionen Euro explodieren. Insofern gibt es noch keine verlässliche Kostenplanung.
Jugendhilfeausschuss berät über die Zukunft des Jugendlandheims
Die SPD-Fraktion möchte das Jugendlandheim sanieren und wieder betreiben. Deshalb will sie Unklarheiten bezüglich der Planung aus der Welt schaffen: In einem Antrag an den Jugendhilfeausschuss fordert sie Mittel in Höhe von 100.000 Euro für den Haushalt 2024 der Stadt Norderstedt. Mit diesen Geldern soll die Stadt eine konkrete Planung für die Sanierung des Gebäudes und ein Betriebskonzept für das Jugendlandheim finanzieren. Ziel dessen sei es, „belastbare Zahlen zur Sanierung des Jugendlandheim Lemkenhafen zu erhalten“, heißt es im Antrag. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wolle man anschließend entscheiden, ob die Stadt das Jugendlandheim saniert und weiterbetreibt.
Die CDU-Fraktion fügte diesem Antrag Änderungen hinzu. Sie fordert, dass das Konzept konkrete Meilensteine, ein tragfähiges Nutzungs- und Betriebskonzept sowie die genauen Investitionskosten beinhalten müsse. Außerdem solle man auch prüfen, ob es neben dem gemeinnützigen Betrieb auch infrage komme, einen anderen Betreiber zu finden. Also die Suche auf den freien Markt auszuweiten – in der Vergangenheit war dies allerdings gescheitert.
Kritik seitens der Grünen und der FDP
Von Seiten der Grünen kam starke Widerrede: Beim Jugendlandheim handele es sich um den „Luxus“ eines eigenen Hauses der Stadt, das nicht notwendig sei, erklärte Margrit Riede. Häuser dieser Art gebe es bereits viele, und für Kinder und Jugendliche aus Norderstedt würde sich kein Nachteil ergeben, wenn das Jugendlandheim weiterhin geschlossen bleibe.
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Stattdessen solle die Stadt das Geld lieber in Projekte in Norderstedt investieren, beispielsweise in Schulen, Kitas oder andere Freizeitangebote vor Ort. Zudem bezweifeln die Grünen, inwiefern es möglich sei, ein solches Ferienheim gewinnbringend oder zumindest kostendeckend zu bewirtschaften. Die Befürchtung: Die Stadt Norderstedt müsse das Jugendlandheim dauerhaft bezuschussen. Dies war bereits in der Vergangenheit der Fall.
Die FDP schloss sich der Kritik an. Sie stellte zudem die Frage, ob die Stadt das Gebäude verkaufen könne. Denn momentan zahlt Norderstedt jährlich 60.000 Euro an den Verein „Jugendlandheim Lemkenhafen e.V.“, dafür, dass dieser einen Hausmeister beschäftigt und das Gebäude erhält.
SPD ist zuversichtlich, dass Planungskosten bewilligt werden
Thema in der Sitzung war außerdem die angespannte Haushaltslage. Die Stadt wurde von der Stadtvertretung aufgefordert, im Doppelhaushalt 2024/25 mindestens 10 Millionen Euro einzusparen. Bauvorhaben müssen priorisiert, manche verschoben, andere vielleicht gestrichen werden. Somit könnten die 100.000 Euro für ein konkretes Konzept aus der diesjährigen Finanzplanung fallen.
Im Jugendhilfeausschuss ließ sich bereits eine kleine Tendenz feststellen: Dem geänderten Antrag wurde mit einer eindeutigen Mehrheit zugestimmt. Ursprünglich war es geplant, den Antrag in den Hauptausschuss am vergangenen Montag einzubringen. Allerdings wurden alle Haushaltsbeschlüsse auf die Sitzung des Hauptausschusses am 4. März verschoben.
Zur Freude aller Befürworter des Projekts: Katrin Fedrowitz, stellvertretende Vorsitzende des Hauptausschusses und SPD-Ortsvereinsvorsitzende, ist sich sicher, dass man den geänderten Antrag im Hauptausschuss beschließen werde. Darüber seien sich SPD und CDU einig. Somit würden die 100.000 Euro Planungskosten in den Haushalt eingestellt werden.