Norderstedt. Jugendlandheim auf Fehmarn braucht dringend Modernisierung. Seit Jahren herrscht Sanierungsstau. Was nun geplant ist.
Die Corona-Pandemie bremst den Aufbruch, denn das Jugendlandheim der Stadt Norderstedt in Lemkenhafen auf Fehmarn sollte schon längst fit gemacht werden für die Zukunft. Doch noch ist kein neuer Betreiber gefunden, sind die Baumängel nicht abgestellt, ist kein Raum modernisiert. Das Heim, in dem vor allem Jugendgruppen aus Norderstedt, aber auch aus ganz Deutschland seit mehr als fünf Jahrzehnten Ferien machen, muss grundlegend saniert werden. Das Innenleben ist nicht mehr zeitgemäß.
Der Jugendhilfeausschuss hatte sich dafür ausgesprochen, das 1890 erbaute Haus am Strand der Urlaubsinsel nicht abzureißen, sondern zu sanieren und zu modernisieren. Bevor allerdings die Handwerker anrücken, soll ein neuer Betreiber mit einem zukunftsfähigen Konzept gefunden werden. Bisher betreiben ein Förderverein und die Stadt die Einrichtung, jedes Jahr gibt es eine Finanzspritze in Höhe von 60.000 aus dem städtischen Haushalt.
Nun hat die FDP das Jugendlandheim wieder zum Thema gemacht. Die Liberalen wollten im Hauptausschuss wissen, warum die Verwaltung dieses Jahr 200.000 Euro an Planungskosten für das stillgelegte Heim ausgeben will. Die FDP sieht darin einen Verstoß gegen die gültige Absprache: Bevor die Arbeiten beginnen, soll feststehen, wer das Haus künftig nach welchen Vorstellungen führt.
Jugendlandheim an der Ostsee muss saniert werden
Die Anfrage war Anlass für die Verwaltung, auf Probleme aufmerksam zu machen, die durch die Pandemie und eine neue gesetzliche Regelung für Baumaßnahmen entstanden seien und die Modernisierung verzögerten. So gestalte sich die Suche nach einem Betreiber schwierig. Es gibt Interessierte, Aussagen dazu wolle und könne die Verwaltung wegen des laufenden Verfahrens momentan nicht machen. Julia Major, die das Projekt im Rathaus betreut, geht davon aus, dass die Suche im Herbst abgeschlossen sein wird.
Der Architekt, der schon 2018 mit der Sanierung beauftragt worden sei, habe darauf hingewiesen, dass von Juni 2021 an strengere Vorschriften für eine Bebauung im Uferbereich gelten sollen. Auch das Jugendlandheim fällt unter die Neuregelung. Baumaßnahmen sind dann nur noch möglich, wenn rechtskräftige Bebauungspläne existieren beziehungsweise rechtskräftige Baugenehmigungen vorliegen, heißt es in der Mitteilung der Verwaltung für den Hauptausschuss.
Norderstedt hat Kontakt mit der Bauverwaltung der Stadt Fehmarn aufgenommen und festgestellt: Es gibt keinen Bebauungsplan für den Ort Lemkenhafen. Fehmarn habe sich zwar entschieden, den B-Plan 177 aufzustellen, und das Verfahren laufe, aber die Stadt konnte nicht zusichern, dass der Plan bis Juni 2021 rechtskräftig beschlossen sein wird.
Norderstedt und Fehmarn stimmen sich ab
Daher habe Norderstedt sich mit der Ostseeinsel abgestimmt und einen anderen Weg eingeschlagen, damit eine Sanierung und Modernisierung des Jugendlandheims in den kommenden Jahren überhaupt realisiert werden könne. Da es nicht sinnvoll sei, einen Bauantrag zu stellen, ohne den Betreiber und sein Konzept einzubeziehen, habe die Stadt darauf verzichtet und sich für eine Bauvoranfrage entschieden. Dadurch könne der Umbau auch bei verschärften Bauvorschriften im Uferschutzbereich genehmigt werden. Fehmarn habe die die Bauvoranfrage positiv beschieden.
Damit ist die Grundlage für den Umbau gelegt. Bisher hatte das Heim 25 Zimmer mit 81 Betten. Bis zu acht Personen kamen in einem Raum unter, nur teilweise hatten die Zimmer eine eigene Dusche und ein WC – nicht mehr zeitgemäß. Künftig soll das Haus neben Übernachtungszimmern mit 90 Betten auch eine Küche mit Ausgabebüfett, einen Speisesaal, einen Empfangsbereich mit Bistro und vor allem Tagungsräume vorweisen. Damit will die Stadt einen Ganzjahresbetrieb ermöglichen und neue Zielgruppen erschließen, bisher kamen die Gäste nur während der Sommersaison.
Drei Millionen Euro will Norderstedt ausgeben, um seine „Perle“ an der Ostsee attraktiver zu gestalten. Der Fokus der Einrichtung soll nach wie vor auf Kinder- und Jugendgruppen und Norderstedter Familien mit geringem Einkommen liegen. Doch das Heim soll auch rentabel betrieben werden. Die 60.000 Euro an städtischen Zuschüssen, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten jährlich an den Betreiberverein flossen, werden gestrichen. Aufgefangen werden könnte das über das Gruppen-Geschäft, etwa Tagungen von Firmen, Netzwerktreffen, Fortbildungen der Stadtverwaltung, Probenwochenenden von Musikgruppen oder Treffen von Polit-Jugendorganisationen.
Die familiäre Atmosphäre des Hauses soll erhalten bleiben – aber mit WLAN im ganzen Haus, multifunktionalen Räumen, Toiletten und Duschen auf jedem Zimmer. Und der Außenbereich mit seinem Anlegesteg in der Ostsee, dem Beachvolleyball-Platz und der Surfschule soll aufgehübscht und begrünt werden. Die Stadt betont, dass ein neuer Betreiber bei der Planung des Hauses auch eigene Ideen einbringen könne.
Steht der neue Betreiber fest, sollen Sanierung und Anbau unverzüglich weiter geplant werden. Dafür kalkuliert die Verwaltung Planungskosten in Höhe von 200.000 Euro. Über den Zwang, wegen der ab Juni geltenden strengeren Bauvorschriften schnell handeln zu müssen, habe die Verwaltung die Politiker im Haupt- und im Jugendhilfeausschuss informiert.